1144 - Operation Hornissenschwarm
den Boden, und im nächsten Moment schrie Schamar laut auf.
Cascha lachte schrill.
„Habe ich es dir nicht gesagt?" höhnte er. „Das saß in der Flanke."
In diesem Moment schwand auch die letzte Hoffnung bei den beiden Terranern.
„Es ist grausam und unmenschlich", sagte Jen Salik. „Dann hätten sie ihn auch gleich töten können."
Plötzlich hallte eine Stimme von der Decke herab. Sie war so laut, und sie kam so überraschend, daß die Zuhörer erschrocken zusammenfuhren.
„Unterbrecht den Kampf", befahl die metallisch klingende Stimme. „Und hört mir zu. Hier spricht Meegoron."
„Meegoron!" raunte die Menge. „Es ist der Armadaschmied!"
Viele der hartgesottenen Blinden sprangen auf. Es hielt sie nicht mehr auf den Sitzen.
Zu groß war die Überraschung. Keiner von ihnen hatte damit gerechnet, daß einer der Silbernen sich melden würde. Nur Schoc behielt die Ruhe.
„Haltet den Mund", brüllte er.
Die hartgesottenen Blinden gehorchten, und Schweigen senkte sich über die Menge.
„Ich weiß, was bei euch geschieht", erklärte Meegoron. „In der Arena kämpfen zwei Männer miteinander. Cascha und Schamar, der die Gesetze unserer Gemeinschaft gebrochen hat."
Abermals ging ein Raunen durch die Halle. Verblüfft und erschrocken erkannten die hartgesottenen Blinden, daß der Silberne alles über sie wußte.
Als es wieder still wurde, war nur das angestrengte Atmen und das gelegentliche Husten Schamars zu hören, der unter seinen Verletzungen offenbar erheblich litt.
„Schamar wird den Kampf nicht überleben", fuhr Meegoron so sachlich und kalt fort, als spreche er über irgendeine Maschine und nicht über das Leben eines intelligenten Wesens. „Bevor er stirbt, soll er noch etwas erfahren."
„Sei still", schrie Schamar gequält. „Schwarzer Gott! Ich will nichts wissen. Bringe mich um, aber schweige endlich."
„Wir wissen, weshalb du geflohen bist, Schamar." Meegoron kannte keine Gnade.
„Bevor es mit dir zu Ende geht, sollst du wissen, daß wir Blutuntersuchungen durchgeführt haben. Du hättest bleiben können, Schamar. Das hätte nichts geändert."
„Nein", wimmerte der Gequälte. „Ausgeburt, der Finsternis, sei endlich still."
„Wir haben das Ungeborene getötet", sagte der Silberne. „Unnötigerweise, wie ich zugeben muß. Das Kind war gesund. Aber das haben wir erst festgestellt, als es schon zu spät war. Das war es, was ich dir mitteilen wollte."
Damit verstummte der Silberne.
„Ihr hattet kein Recht, das zu tun", stöhnte Schamar. „Niemand hat das Recht, Ungeborene zu töten."
Ras Tschubai wollte etwas sagen, aber er brachte keinen Laut über die Lippen.
„Dieser Lump", sagte Jen Salik laut. „Dafür wird er eines Tages bezahlen."
Schamar schrie gepeinigt auf. Er raste durch die Arena. Seine Füße schlugen dröhnend auf den Boden.
„Wo bist du, Cascha?" brüllte er mit einer Stimme, in der sich seine ganze Wut und seine Qualen spiegelten. „Warum verkriechst du dich?"
Plötzlich klirrte Stahl. Funken sprühten, und das Keuchen der Kämpfenden durchbrach die Stille. Keiner der Zuschauer sprach. Alle verfolgten den Kampf mit atemloser Spannung, und die hartgesottenen Blinden wußten die vielfältigen Geräusche viel besser zu deuten als die beiden Terraner.
Jen Salik sprang auf. Er riß die Augen weit auf und konnte doch nicht mehr sehen.
Wer stöhnte schmerzgepeinigt auf? Wer schrie? Wer wurde getroffen?
„Schamar", flüsterte Ras Tschubai. „Schamar - du schaffst es!"
Meegoron hatte offenbar genau das Gegenteil von dem bewirkt, was er hatte erreichen wollen. Jetzt kämpfte Schamar wild und entschlossen. Er ließ seinen ganzen Zorn an Cascha aus. An ihm schien er sich für das rächen zu wollen, was der Silberne ihm angetan hatte.
„Licht", rief Jen Salik. „Macht doch endlich Licht."
Seine Worte durchbrachen die Stille und lösten die Spannung. Überall wurden Stimmen laut.
„Cascha", rief jemand. „Cascha, warum sagst du nichts?"
„Ruhe", brüllte Schoc. „Seid endlich ruhig."
Er übertönte alle anderen und wiederum zeigte sich, wie sehr die hartgesottenen Blinden ihren Anführer respektierten. Es wurde augenblicklich still.
Die beiden Terraner hörten, daß jemand durch die Reihen der Zuhörer ging. Es konnte nur Schoc sein.
„Macht doch Licht", wiederholte Jen Salik. „Bitte."
„Tut ihm den Gefallen", befahl Schoc. „Er und die anderen ertragen die Dunkelheit offenbar noch nicht. Sie hatten keine Zeit, sich daran zu
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