1145 - Das Haus der Selbstmörder
muss!«
Plötzlich war die fremde Männerstimme da, und damit hatte keiner der beiden gerechnet.
Jane Collins stand für einen Moment wie festgewachsen im weichen Boden. Sie hielt sogar den Atem an. Es war sehr still geworden, so hörte sie die leisen Schritte hinter sich und auch das Räuspern des Mannes.
»Sie können sich ruhig umdrehen, Madam.«
»Okay.«
Al Frogg lachte, obwohl es keinen Grund gab. Jane drehte sich langsam um.
Vor ihr stand ein Mann. Es war dunkel auf diesem Platz, und die erleuchteten Fenster gaben kaum Helligkeit ab. Viel konnte Jane vom Gesicht des Mannes nicht sehen. Es malte sich unter dem Rand einer Schirmmütze ab. Die rechte Hand hatte er in die Tasche seiner Jacke gesteckt, die linke war nach vorn gestreckt und halb erhoben. Jane sah, dass er ein schmales Etui aufgeklappt hatte. Er kam noch näher und fragte: »Können Sie lesen, Madam?«
»Das Licht ist zu schlecht.«
»Dann sage ich Ihnen, mit wem Sie es zu tun haben. Mein Name ist Clark Garret, Chief Inspector Clark Garret. Wenn Sie wollen, können Sie auch Chief zu mir sagen…«
***
Für Jane Collins war es in der Tat ein Abend der Überraschungen. Einen Polizisten hier in der Nähe des Hauses vorzufinden, hatte sie nicht erwartet. Als sie über seine Schulter schaute, sah sie auch den Umriss seines Autos, das weiter hinten geparkt stand.
»Überrascht?«
»In der Tat.«
»Wunderbar, so soll es sein. Da Sie meinen Namen kennen, würde ich gern Ihren erfahren.«
»Ich heiße Jane Collins, und der Mann hier Al Frogg.«
Garret ließ seinen Ausweis wieder verschwinden, um die nächste Frage zu stellen. »Darf ich denn wissen, was Sie hier bei diesem Haus zu suchen haben?«
»Haben Sie nicht zugehört?«
»Wie meinen Sie?«
»Ich will diesen Mann hier davon abhalten, sich das Leben zu nehmen. Nicht mehr und nicht weniger. Und es ist Zufall, dass er mir über den Weg gelaufen ist.«
Garret grinste. »Tja, manchmal besteht das Leben aus lauter Zufällen.« Er deutete auf das Haus.
»Ich will Ihnen ja nicht zu nahe treten, aber es ist wirklich nicht ganz koscher, um es mal salopp zu sagen. Sie könnten Ärger bekommen.«
»Das wissen Sie genau?«
Er wiegte den Kopf. »Sehen Sie, Miss Collins, ich bin ein alter Fahrensmann und gehöre schon länger zur Polizei. Mit London habe ich nichts am Hut. Ich bin für andere Gebiete zuständig. Großstadtbullen würden mich als Bauern bezeichnen, aber auch wir haben hier unsere Probleme. Wie dieses Haus, das ich allmählich zu hassen beginne. Es hat schon zu viele Opfer gekostet.«
»Denken Sie an die Selbstmörder, Mr. Garret?«
»Ho, gratuliere. Sie sind informiert. Alle Achtung.«
»Es ließ sich nicht vermeiden, nachdem ich Al Frogg aufgegabelt habe. Es war wirklich ein Zufall.«
»Dann wollte er her und sich umbringen?«
»Man hat ihn gerufen.«
»Stimmen?«
»Gratuliere, Inspektor.«
Garret lachte. »Manchmal laufen die Fäden eben zusammen. Ich kann mir das Licht auch nicht erklären.« Er warf einen schrägen Blick auf das Haus. »Es ist ein Rätsel, für das mir keine Lösung eingefallen ist.«
»Aber Sie stammen hier aus dieser Gegend, Mr. Garret?«
»Das schon.«
»Dann können Sie doch sicherlich sagen, welche Funktion das Haus früher gehabt hat. Wer hier lebte und…«
»Es lebten zahlreiche Menschen darin. Das Haus ist mal ein alter Knast gewesen. So etwas wie ein Übergang, bevor die Verurteilten in die anderen Gefängnisse und Zuchthäuser verlegt wurden. Aber das liegt lange zurück. Man hat es stehen lassen. Man bot es auch zum Kauf an, aber es hat sich kein Käufer gefunden. Es wurde innen verändert wie man mir sagte, aber das weiß ich nicht genau.«
»Dann haben Sie es sich nicht von innen angeschaut?«
»Nein, wo denken Sie hin, Miss Collins. Ich bin nicht lebensmüde und auch kein Selbstmörder. Das sollten Sie und dieser Mann auch nicht sein. Deshalb gebe ich Ihnen einen Rat. Setzen Sie sich wieder in Ihren Wagen und fahren Sie zurück. Das ist wirklich besser für Ihre Gesundheit, Miss Collins.«
»Danke für den Rat«, erwiderte Jane lächelnd. »Wie ich Sie einschätze, werden Sie noch bleiben?«
»Auf jeden Fall.«
»Hm. Darf ich Sie fragen, was Sie dazu treibt?«
»Dürfen Sie. Aber Sie werden von mir keine Antwort bekommen. Es gibt Dienstgeheimnisse, die Sie akzeptieren müssen. Ich kann Ihnen nur soviel sagen, dass ich noch in dieser Nacht damit rechne, den Fall aufklären zu können.«
»Und Sie lehnen jede Hilfe ab, Mr.
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