1147 - Zirkel der Untoten
überrascht.«
»Was wissen Sie, Moira?« Ich hatte die Frage halblaut, aber verständlich gestellt.
»Nichts«, antwortete sie. »Oder einfach zu wenig. Sie denken sicherlich an meinen Mann?«
»So ist es.«
»Da kann ich Ihnen auch nicht helfen. Er hat sein Leben mehr für sich geführt. Er wollte immer etwas Besonderes sein und auch Macht haben. Mehr Macht als die meisten Menschen. Es sollte eine Macht sein, die nicht rational erklärbar ist.«
»Hat er sie bekommen?« fragte Suko.
»Es sieht so aus.«
»Wie äußert sich das?«
Moira zuckte die Achseln. »Ich kann Ihnen nichts Genaues sagen, meine Herren. Er hat sie woanders bekommen. In Cornwall. Dort ist es passiert. Fragen Sie ihn, fragen Sie seine Freunde. Sie haben sich nicht grundlos in die Einsamkeit zurückgezogen. Dort hat man sie auf gewisse Dinge und Künste vorbereitet.«
»Wie verändert war denn Ihr Mann, wenn er von diesen Treffen zurückkehrte?«, fragte ich.
»Nicht viel. Er war nur schweigsamer geworden. Manchmal sinnierte er vor sich hin. Er lächelte auch wie jemand, der die Lösung eines bestimmten Problems gefunden hat.«
»Hatten Sie denn den Eindruck, noch einen normalen Menschen vor sich zu haben?«
Ein scharfer Blick erwischte mich. »Es ist alles wie früher gewesen. Sie hätten ruhig schärfer fragen können. Die Antwort lautet nein. Ich war mit keinem Zombie zusammen oder habe es zumindest nicht bemerkt. Das ist alles, was ich Ihnen sagen kann. Jetzt entschuldigen Sie mich, ich muss weg und werde, wenn ich zurückkomme, die Tote hier wohl nicht mehr sehen.«
»Das kann ich Ihnen versprechen.«
Sie nickte uns zu. »Hat mich gefreut, Sie kennen zu lernen, meine Herren.« Es war der letzte Satz, bevor sie ging.
Leicht konsterniert schauten wir ihr nach. »Glaubst du ihr?«, fragte Suko.
»Ja. Sie muss eine ungewöhnliche Ehe geführt haben.«
»Weiß sie trotzdem mehr?«
»Eine wie Moira Page würde es kaum zugeben. Sie ist der Typ Frau, der ihr Wissen für sich behält. Wahrscheinlich hat sie von Jugend auf gelernt, schweigsam zu sein. Ich bezweifle, dass sie für uns noch besonders wichtig ist.«
Nachdem ich das losgeworden war, griff ich zum Telefon, um die Kollegen zu alarmieren. Was jetzt folgte, war ihre Sache. Wir mussten uns um wichtigere Dinge kümmern, und die gab es nicht hier in London…
***
Der graue Toyota fiel nicht weiter auf. Genau das passte den beiden Männern, die ihn sich für wenig Geld gekauft hatten. Der Verkäufer hatte keine großen Fragen gestellt und war froh über eine Barzahlung gewesen.
Conrad Kelly und Nathan Glide hatten es gelernt, Spuren zu suchen, sie aufzunehmen und die richtigen Schlüsse zu ziehen. Besonders Conrad hatte es geschafft, seinen Hass zu kontrollieren. Er war eiskalt geworden, aber er vergaß nie, wem er den Tod seines Bruders verdankte. Eben diesem verdammten Sinclair.
Auf dessen Spuren hatten sich Conrad und sein Cousin Nathan gesetzt. Es war ihnen gelungen, herauszufinden, wo sich Sinclair bewegte, und sie hatten erlebt, dass er nicht allein agiert. Ein Kollege war bei ihm, ein Chinese. Es komplizierte die Sachlage zwar ein wenig, doch an Aufgabe dachte keiner von ihnen. Dann mussten eben beide sterben.
Sie hatten auch erfahren, wo Sinclair und sein Kollege ermittelten. Ein Anruf hatte genügt. Die Frau, die sich gemeldet hatte, war von ihnen überrumpelt worden. Sie hieß Perkins oder so ähnlich.
Sie hatte Nathan sogar abgenommen, dass er ein Kollege war. So wussten sie, dass er einen Anwalt besuchen wollte.
Conrad Kelly und Nathan Glyde allerdings konnten sich nicht vorstellen, was dieser Anwalt genau mit dem Fall zu tun hatte oder ob seine Person bereits zu einem anderen Fall gehörte, an dem die Männer arbeiteten. Wichtig war für sie, dass sie Sinclair nicht aus den Augen ließen und über seine Schritte informiert waren.
Deshalb hielten sie sich auch in der Nähe des Hauses auf, um es zu beobachten. Sie hatten sogar noch eine Parklücke für den Toyota gefunden und es als einen Wink des Schicksals betrachtet. Es ging also sehr gut für sie weiter.
Da der Rover auf dem Gelände vor dem Haus parkte, stand für die Verfolger fast, das sich die Gesuchten noch im Haus aufhielten. Conrad Kelly hatte einmal mit dem Gedanken gespielt, sie abzuschießen, wenn sie das Haus verließen. Damit war er bei seinem Cousin, der Aufsehen vermeiden wollte, auf keine Gegenliebe gestoßen. Er war der Meinung, dass sich die richtige Gelegenheit noch ergab.
Lange zu
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