1147 - Zirkel der Untoten
Minuten.«
»Übernachtung?«
»Auch. Die Strecke ist zu weit. Eine Frage noch, Sir. Kennen Sie einen Kollegen mit dem Namen O'Hara?«
»Hm - hört sich irisch an. Der Name ist nicht eben selten. Da gibt es bestimmt welche.«
»Einer hat sich nach mir erkundigt.«
»Dann müssen Sie ihn doch kennen?«
»Leider nicht.«
»Soll ich nachforschen lassen und Ihnen Bescheid geben?«
»Nein, Sir, das wird nicht nötig sein. Wenn er etwas von mir will, wird er sich melden.«
»Gut. Aber seien Sie vorsichtig.«
»Wir passen auf, Sir.«
Das Handy glitt zurück in meine Tasche. Im Moment drehten sich meine Gedanken um diesen O'Hara. Auch Suko, der zugehört hatte, sprach mich darauf an.
»Einen O'Hara als Kollegen kenne ich auch nicht.«
»Eben.«
Er hob seine rechte Hand und schwenkte sie leicht. »Ich an deiner Stelle würde nicht so leicht darüber hinweggehen, John.«
»Was störte dich?«
»O'Hara ist irisch.«
»Das sagte Sir James auch.«
»Macht es nicht klick?« Suko drehte seinen Zeigefinger an der Stirnseite.
Ich brauchte nicht lange nachzudenken. Der Überfall und die Schießerei vor der Bank waren von IRA-Terroristen durchgeführt worden. Ich hatte mich eingemischt, ohne allerdings Menschenleben retten zu können. Im Gegenteil, ich hatte einen der Terroristen erschossen, einen Iren, der den Namen Jack Kelly gehabt hatte.
Meine Gedanken schweiften ab. Die IRA war oft mit einer großen Familie zu vergleichen, wo noch das Gebot der Rache galt. Wahrscheinlich hatten die anderen beiden Killer, die entkommen waren, herausgefunden, wer für Kellys Tod die Verantwortung trug.
Da lag es auf der Hand, dass sie sich rächen wollten und sich auf meine Spur gesetzt hatten.
»Funkt es, John?«
»Und wie. Da entlädt sich sogar ein Blitz.«
Sukos Gesicht war ernst, als er sagte: »Dann müssen wir damit rechnen, dass sich uns Killer auf die Fersen gesetzt haben. Es tut mir leid, aber eine andere Möglichkeit sehe ich nicht. Die neuen Zombies und irische Killer. Wir können uns gratulieren.«
»Oder auch nicht.«
»Aber es bleibt bei unserem Plan?«
Ich schaute ihn scharf an. »Darauf kannst du dich verlassen. Cornwall wartet.«
Wir schauten noch zu, wie die tote Gloria Logger an uns vorbei getragen wurde. Murphy trat zu uns.
»Ihre Aussage brauche ich natürlich. Das Protokoll…«
»Kann warten, Kollege. Bei allen Fragen richten sie sich an Sir James. Wir müssen weg.«
Murphy verzog den Mund. »Wie hätte es auch anders sein können…«
***
Cornwall!
Es war die südwestlichste Ecke Englands. Ein raues Land. Am Ende der Welt, wie manche meinten, und deshalb hieß die Spitze des Gebiets auch Land's End.
Oft genug hatten Suko und ich hier in diesem recht leeren Gebiet unsere Feinde gejagt. Breite, gut befahrbare Straßen gab es nur wenige, und die folgten zumeist der Küstenlinie. Die anderen, schmaleren, durchzogen das Land in Nord-Süd-Richtung und wirkten wie graue Adern in einem grünen Land mit Bergen, Seen, Bächen, kleinen verstreut liegenden Orten, zahlreichen Ruinen, Campingplätzen und jeder Menge Strand, der kaum genutzt werden konnte, weil eine steile Küste hochragte und die ewigen Brecher des Meers ständig davon abhielt, das Land zu überschwemmen.
Es war immer windig. Zumeist kam der Wind aus West und konnte im Winter verdammt kalt sein, was Suko und ich spürten, als wir in die Einsamkeit hineinfuhren.
Wie auch in Wales gab es hier Sagen, Geschichten, Legenden. Die Menschen lebten davon und damit, und sie erzählten sie gern den Fremden, die im Sommer nach Cornwall fuhren, um einen romantischen und auch einsamen Urlaub zu verbringen. Immer mehr Festländer hatten Cornwall entdeckt und rollten auf genau ausgeklügelten Touristenwegen in die Halbinsel hinein. An gewissen Orten traten sie sich dann gegenseitig auf die Füße. Trotzdem war das Land groß genug, um demjenigen Einsamkeit zu garantieren, der sie suchte.
Jetzt, im Winter, konnte man das alles vergessen. Da lag Cornwall in einem tiefen Schlaf und schien von den Geistern beschützt zu werden, vor denen sich die Menschen ansonsten fürchteten.
Wir hatten einmal übernachtet und waren weiter auf der A 30 geblieben, die wie eine Speerspitze hinein in die Halbinsel führte. Sie endete in Penzance, der größten Stadt an der Südküste der Halbinsel. Von hier aus war es auch nicht weit bis zu unserem Ziel Mousehole.
Einen Plan hatten wir nicht. Wir würden uns im Ort umhören. Möglicherweise waren die vier Männer aus
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