1147 - Zirkel der Untoten
Zwischen mir und Suko huschte sie vor, genau in das Licht. Sie hielt etwas in der Hand, was wie ein Stein aussah oder ein Stück normales Metall, das plötzlich zu glühen begann. Wenn ich je kaltes Feuer erlebt hatte, aber kein Höllenfeuer, dann war es dieses Licht, das durch die Säule jagte und ihre Existenz innerhalb kurzer Zeit brutal vernichtete.
Ich hörte kein Geräusch, aber die Säule fiel zusammen oder löste sich auf und mit ihr das übrige Licht, das die Hütte und deren Umgebung gefüllt hatte.
Schlagartig kehrte die Dunkelheit zurück. So schnell, dass sich unsere Augen erst daran gewöhnen mussten, um überhaupt Umrisse zu erkennen.
Am nächsten stand mir Suko. Er schüttelte den Kopf. Nur ließ man ihn nicht sprechen.
Nora war bei mir. Sie lächelte. Ich sah ein wildes Licht in ihren Augen tanzten. In der Hand hielt die die seltsame Waffe, mit der ich nichts anfangen konnte.
»Habe ich dir damals nicht gesagt, John, dass du mich als rettenden Engel betrachten kannst?« Sie hatte mit normaler Stimme gesprochen. Da war nichts Geisterhaftes zu hören gewesen.
»Ja, das schon…«
»Es ist eingetreten.«
Mich quälten zahlreiche Fragen, und ich wusste, dass ich sie nicht alle stellen konnte. »Was hast du damit zu tun, Nora?«
»Ich war ihnen auf der Spur. Ich passe auf. Ich habe von ihnen viel gelernt. Sie haben nicht nur von mir profitiert, wenn sie mich entführten, ich auch von ihnen.«
Ich wollte einen Dank stammeln, doch Nora winkte nur ab. »Sag jetzt nichts, John - handle.«
»Bitte, was meinst du?« Ich war noch immer durcheinander.
»Die Zombies gehören euch. Das Licht ist gelöscht. Die Kraft wurde ihnen genommen. Jetzt sind die wieder wie alle anderen Untoten auch. Ihr habt eure Waffen« sie lächelte, und ich spürte für einen winzigen Moment den Druck ihrer warmen Lippen auf meinem Mund. »Mach's gut, Geisterjäger. Und denk daran, dass es mich gibt…«
So schnell wie sie gekommen war, hatte sie die einsame Hütte wieder verlassen. Ich drehte mich, stand da, schaute ihr nach, war konsterniert, bis zu dem Zeitpunkt, als sich zwei kalte Totenklauen um meinen Hals legten.
Da hatte mich die Realität zurück!
***
Plötzlich »explodierte« ich. Und das aus dem Stand heraus. Zugleich hörte ich Sukos Schrei und sah, dass sich mein Partner blitzartig auf dem Fleck bewegte. Er tat es ebenso wie ich, denn ich hatte die angezogenen Arme nach hinten gerammt und mit den Ellenbogen den Körper des Zombies erwischt.
Sein Griff lockerte sich. Dann glitten die Hände von meinem Hals ab, und ich fuhr herum, während ich meine Waffe zog. Wie hatte Nora Thorn noch gesagt?
Nur noch normale Zombies…
Den absoluten Beweis bekam ich, als ich dem Angreifer aus kurzer Distanz eine Kugel in den Schädel schoss. Wie von einem Beil gefällt, prallte die Gestalt auf den Boden und blieb dort bewegungslos liegen.
Auch Suko schoss.
Ich feuerte ebenfalls.
Die schwankenden Körper der Monstren malten sich in der Dunkelheit ab. Sie waren darauf programmiert, uns zu vernichten. Hier trat das Gegenteil ein.
Unsere geweihten Silberkugeln lös-, ten den Zirkel der Untoten auf, bevor er sich richtig hatte etablieren können. Die Echos der Schüsse hallten noch in meinen Ohren, als ich die Hütte verließ und mich auf einem hohen Stein niederließ.
Suko kam wenig später. Er ging und schaute sich um, weil er das Erscheinen der Frau für einen Spuk aus der Dunkelheit gehalten hatte, der sich nun wieder zeigte.
Vor mir blieb Suko stehen. Wir sprachen zunächst nicht miteinander. Dann drehte sich Suko um.
»Das war sie also«, sagte er.
»Ja, es war Nora Thorn. Allmählich ist sie für mich zu einem Schutzengel geworden.«
»Was ich gut verstehen kann.«
Ich zuckte mit den Schultern. »Wir wollen ehrlich gegen uns sein. Wir hätten es nicht geschafft. Wir haben unsere Grenzen erlebt und müssen einsehen, dass es Mächte gibt, die stärker sind als wir Menschen, und die versuchen, unsere Welt zu unterwandern. Woher sie kommen, weiß ich nicht. Selbst Nora wird es kaum wissen, aber sie ist eine verdammt gute Beobachterin. Heute hat sie einen Angriff der Fremden noch abschmettern können.«
»Und morgen?«
»Keine Ahnung.«
»Genau das lässt mich frösteln.«
Wir waren wieder in der Lage, zurück zur Hütte zu gehen. Dort verteilten sich vier Leichen. Diesmal waren sie echt. Von ihnen würde niemand aufstehen, um sich auf die Suche nach menschlichen Opfern zu machen, und so konnten wir trotz allem
Weitere Kostenlose Bücher