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1149 - Begraben, aber nicht vergessen

1149 - Begraben, aber nicht vergessen

Titel: 1149 - Begraben, aber nicht vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Karina zu. »Die Zombies mussten noch einmal getötet werden, und dann ab mit ihnen in den Ofen. Wo hätte er sie sonst lassen sollen? Vergraben ist nicht. Deshalb sollten wir das auch tun.«
    »Den Untoten verbrennen?«
    »Klar.« Sie nickte mir zur. »Ich werde dir dabei helfen. Komm.« Sie schlug mir auf die Schulter.
    Ich stand auf. Der Russe kümmerte sich nicht um uns. Er murmelte jetzt etwas vor sich hin, das sich wie ein Gebet anhörte.
    Kuzow war schon älter. Ich schätzte ihn auf 60 Jahre, und das harte Leben hier hatte ihn auch gezeichnet. Da hatten sich die Falten tief in seine Haut gegraben. Seine Oberlippe war unter dem Bart völlig verschwunden, und der graue Pelz verteilte sich auch um seinen Mund herum bis hin zum Kinn. Da allerdings dünner. Er hatte eine hohe Stirn, buschige Brauen und klare Augen. Seine Gestalt war kräftig. Neben ihm auf der Bank lagen ein Mantel und eine Pelzmütze.
    »Kommst du, John?«
    »Ja, sofort.«
    Karina stand schon vor der nicht verbrannten Leiche. Sie war dabei, wieder ihre Handschuhe überzustreifen, und ich tat es ihr nach. Gern fasste ich den geschwärzten und durch die Kräfte des Kreuzes halb verbrannten Körper nicht an.
    Gemeinsam hoben wir ihn an und schafften ihn auf die offene Kamintür zu. So etwas hatte ich auch noch nicht getan, doch es war in diesem Fall die beste Möglichkeit.
    Das Feuer schnappte sofort nach dem Körper, als bestünden die Flammen aus gierigen Mäulern, die alles verschlangen.
    »Willst du zuschauen, John?«
    »Nein.«
    »Ich auch nicht.«
    Mit einem Eisenhaken schloss Karina Grischin die Klappe, während ich mich im Haus umschaute, in dem es nur diese Ebene gab, keine erste Etage. Es gab auch keine Stiege zum Dach hoch. Was der Mann benötigte fand sich hier. Sogar zwei Schlafstellen. Eine nahe des Kamins, die andere weiter entfernt und ihm gegenüber liegend.
    Ich nahm das Kreuz wieder an mich. Es gibt orthodoxe Kreuze, die sind wahre Kunstwerke. Herrlich gearbeitet und toll verziert. Oft mit kostbaren Steinen und sogar Diamanten. Das traf bei diesem Kreuz nicht zu. Es gab den Längs- und die drei Querbalken, aber keinen Schmuck. Das Material bestand aus Silber, und es war im Laufe der Jahre stark angelaufen. Man hätte es mal putzen müssen.
    Karina saß bereits bei Karel Kuzow am Tisch. Beide unterhielten sich. Noch etwas war anders. Sie hatte dem Mann eine Flasche vom Regal geholt, in der sich eine wasserhelle Flüssigkeit befand. Es war jedoch kein Wasser. Da die Flasche nicht mehr verkorkt war, roch ich den scharfen Schnapsgeruch.
    Als ich mich setzte, machte Karina mir etwas Platz. Sie rückte mit dem Schemel weiter nach links, dann drückte sie die Hände beruhigend der Tischplatte entgegen. »Wir sollten ihn erst zu sich selbst kommen lassen, bevor wir etwas unternehmen. Okay?«
    »Ja, einverstanden.«
    Ein Glas brauchte Karel nicht. Innerhalb einer halben Minute setzte er die Flasche zweimal an und ließ das Zeug gluckernd in seine Kehle laufen. Als er zum dritten Mal trinken wollte, zog Karina die Flasche zur Seite.
    »Nicht jetzt.«
    Die einfachen Worte verstand ich ja, und Karina hob nur ergeben die Schultern.
    »Kannst du reden?«
    »Ja.«
    »Ich bin Karina. Das ist John.«
    Karel nickte uns beiden zu. Dann schielte er zum Kamin hin, und er suchte auch die Leiche, aber die war nicht mehr da, und Karina flüsterte: »Wir haben sie verbrannt.«
    »Gut, gut…«
    Das Gespräch, das die beiden anschließend führten, war für mich zu schwierig. Ich verstand nur ein paar Worte, doch nicht den Inhalt des Gesprächs.
    Karina stellte die Fragen. Zumeist erhielt sie die Antworten schnell. Und Karel lebte auch auf. Er gestikulierte beim Reden. Er deutete mal in eine bestimmte Richtung, und ich vermutete, dass damit der See gemeint war.
    Hin und wieder verzog er auch sein Gesicht oder wischte über seine Augen. Er zog die Nase hoch, schüttelte den Kopf, und manche Worte brachte er nur stöhnend hervor. Dann griff er über den Tisch und fasste uns mit seinen Händen an. Er legte sie auf unsere Gelenke. Das Wort »danke« verstand ich schon. Der Mann wiederholte es mehrmals. Ohne uns wäre er nicht mehr am Leben.
    Karina gönnte ihm auch wieder einen Schluck. Nachdem Karel getrunken hatte, presste er die Flasche an sich wie eine Mutter ihr kleines Kind.
    »Was hat er gesagt?«, fragte ich.
    »Das wollte ich dir gerade erzählen.«
    »Ich bin ganz Doppelohr.«
    Karina blies eine Haarsträhne nach oben. »Ich brauche dir nicht zu

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