Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1149 - Begraben, aber nicht vergessen

1149 - Begraben, aber nicht vergessen

Titel: 1149 - Begraben, aber nicht vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Chance.
    Ich sprang auf ihn zu und holte noch mitten in der Bewegung zu einem harten Tritt aus.
    Das Wesen glotzte mich an, und eine Sekunde später nicht mehr. Da hatte mein Fuß seinen Kopf getroffen. Fast wäre er ihm von der Schulter gerissen worden. Ob es tatsächlich passierte, sah ich nicht mehr. Jedenfalls flog die Gestalt wie eine Puppe zur Seite. Das Opfer wurde ihr aus den Klauen gerissen, und ich setzte mit einem Sprung über den Mann hinweg, weil mich der Untote mehr interessierte. Ich war überzeugt, dass sich Karina um den Mann kümmern würde.
    Über einen Lehm- und Steinboden rutschte ich auf das Wesen zu und sah aus den Augenwinkel das große russische Kreuz auf dem Kaminsims liegen.
    Die Zeit, um es zu packen, nahm ich mir. Der Zombie war nicht vernichtet, nur das Gesicht war von meinem Tritt deformiert worden. Unter der dünnen Haut waren einige Knochen gebrochen und hatten sich dann wohl schief gelegt. Den Begriff Gesicht verdiente diese Fratze nicht mehr.
    Der Zombie lag halb und saß auch. Er wollte hoch, und er wollte dabei nach mir greifen. Ich sah seine Hand mit der dünnen Haut wie eine Skelettklaue, die mir entgegenragte, und genau das passte haarschaar in mein Konzept hinein.
    Die Finger griffen nicht mich, sondern umklammerten das russische Silberkreuz.
    Die Gestalt hielt es fest, als wäre die Hand daran festgeklebt worden. Ich ließ das Kreuz los und schaute zu, wie der Zombie völlig aus der Fassung geriet. Er rollte sich nach rechts über den Boden hinweg. Innerhalb von wenigen Sekunden verschand die dünne Haut von seinem Arm und verwandelte sich in eine dunkle Masse, die widerlich zu stinken begann. Der Zombie verging vor meinen Augen, denn die Verwandlung hörte nicht auf. Sie erreichte seinen Kopf, an dem die Haut wegplatzte.
    Noch einmal zuckte er hoch.
    Dabei fiel ihm das schwere Kreuz aus den lappigen Fingern und blieb vor meinen Füßen liegen.
    Was Kuzow versucht und nicht geschafft hatte, war mir letztendlich gelungen. Diese Gestalt würde sich nie mehr erheben. Sie war endgültig vernichtet und nur noch eine Hülle.
    Ich hob das Kreuz auf und legte es wieder zurück auf den Sims. Dann drehte ich mich um.
    Es war alles anders geworden. Karina hatte hinter meinem Rücken gehandelt und ihren Landsmann angehoben. Er stand jetzt auf den eigenen Beinen, musste allerdings noch von Karina gestützt werden. Er schluchzte, der Schock war für ihn wohl zu groß gewesen.
    Karina führte ihn zu einer Bank. Wenn er dort saß, konnte er sich am Tisch abstützen. Sie sprach leise auf ihn ein. Er nickte einmal und lehnte sich zurück, um Halt an der Wand zu finden.
    Dann drehte sich Karina von ihm weg und schaute mich an. Als ich nickte, kam sie auf mich zu.
    Auf ihrem Gesicht lag noch immer die Spannung der letzten Sekunden, und als sie neben mir stehen blieb und auf die Gestalt schaute, da bekam auch sie eine Gänsehaut. Sie schüttelte den Kopf.
    »Es war ein Zombie«, sagte ich. »Wir sind hier genau richtig und auch zur rechten Zeit gekommen.«
    »Ja«, murmelte sie. »Das war knapp.«
    »Hast du schon etwas von Kuzow erfahren können?«
    »Nein, er steht noch unter Schock. Aber er ist stark genug, um mit dem Horror fertig zu werden, das kann ich dir sagen.«
    Ich deutete auf den Kamin mit der offenen Klappe. Eine höllische Hitze flutete uns entgegen. Auf dem Boden lagen kleine Ascheteile und auch verbrannte Holzteilchen, die wie schwarzer Schnee aussahen. Aber im Innern des Kamins sah ich noch mehr. Dort schmolzen die letzten Reste der Leiche zusammen, die Karel Kuzow hineingedrückt hatte. Bei dem zweiten Toten war er dazu nicht mehr gekommen.
    Das Feuer war so heiß, dass es auch die Knochen verbrannte und nur noch Asche zurückbleiben würde.
    Ich drehte mich wieder um. »Es müssen die Toten aus dem See gewesen sein, und ich hoffe, dass du es schaffst, deinen Landsmann zum Reden zu bringen.«
    »Das wird er, keine Sorge. Wenn du es genau nimmst, ist er so etwas wie du. Er jagt lebende Leichen, und das ist ja auch dein Job, John.«
    »Meine Hochachtung«, sagte ich nur.
    Karina stieß mich an. »Komm mit, damit wir uns um ihn kümmern.«
    Ich folgte ihr. Es gab noch zwei Schemel, die uns als Sitzplätze dienten. Als wir saßen, konnten wir dem Mann ins Gesicht schauen. Ob er uns überhaupt wahrnahm, war nicht erkennbar, denn er starrte einfach nur ins Leere. Wahrscheinlich lief das Erlebte in seinem Kopf ab wie ein Film.
    »Er hat das Richtige getan, John!«, flüsterte mir

Weitere Kostenlose Bücher