1149 - Begraben, aber nicht vergessen
im unteren Bereich ab, und aus der Öffnung des Stummel-Schornsteins auf dem Dach quoll noch immer der Rauch. Allerdings nicht mehr so fett und dick.
Mit der Schulter schob ich die Tür auf. Wir beide hörten ein Geräusch, das manch sensiblen Menschen auf die Nerven fiel. Es war ein Schnarchen, das schon übertrieben laut klang. Da war jemand dabei, einen riesigen Baum abzusägen.
Der Schnarcher war Karel. Er lag auf der Bank, und die Flasche auf dem Tisch hatte er bis auf den letzten Tropfen leer getrunken.
»Na ja«, sagte Karina nur. »Das hätte ich mir auch denken können.«
»Lass ihn. Er hat es sich verdient. Die Erlebnisse müssen ihn stark mitgenommen haben. Ich wundere mich überhaupt, dass er noch relativ normal geblieben ist. Andere wären vermutlich durchgedreht.«
»Kannst du das Schnarchen abstellen?«
»Nein.«
»Ich auch nicht«, sagte Karina und ging zu Kuzow. Sie legte ihm erst die Hand auf den Mund, dann hielt sie ihm die Nase zu, und plötzlich hörte das Schnarchen auf. Dafür entstanden andere Geräusche, die allerdings nicht zu beschreiben waren.
Schließlich richtete sich Kuzow auf. Er bewegte den Kopf und stierte mit schlaftrunkenem Blick in die Gegend. Er brabbelte etwas in seinen Bart, bevor er sich wieder zurück auf die Bank legte. Dort schnarchte er weiter, aber nicht mehr so laut.
»Wo willst du liegen?«, fragte ich Karina.
»Da, auf den Fellen am Kamin.«
»Okay.«
Sie waren breit genug, um uns beiden Platz zu bieten. Die Jacken zogen wir aus, alles andere nicht, obwohl es recht warm war und wir vermutlich schwitzen würden. Aber wir mussten auch damit rechnen, in den folgenden Stunden gestört zu werden, und zwar nicht auf eine angenehme Art und Weise.
Die zweite Morgenstunde war längst angebrochen, und ich fühlte mich recht müde, trotz der aufregenden Erlebnisse, die hinter mir lagen. Auch Karina ließ sich zurücksinken. Sie verschränkte die Hände hinter dem Kopf.
»Kannst du jetzt schlafen, John?«
»Das weiß ich nicht.«
»Es wäre sogar möglich, dass wir Besuch bekommen.«
»Von den Zombies?«
»Kann sein.«
»Nein, das glaube ich nicht. Davon hätte Kuzow etwas gesagt, wenn ihm das schon einmal widerfahren wäre.«
»Ich hätte ihn auch danach fragen können.« Sie lachte leise. »Das ist jetzt egal. Ich glaube, ich bin müde. Schlaf gut, John.«
Nach zwei, drei Minuten war sie eingeschlafen. Im Gegensatz zu Kuzow schnarchte sie nicht. Ihre ruhigen Atemzüge wirkten auch auf mich einschläfernd, und so dauerte es nicht lange, bis auch mir die Augen zufielen…
***
Das war wie verabredet. Wie im Film, wie in einem Buch oder wie auch immer.
Plötzlich wurde ich wach!
Ich schlug meine Augen auf und stellte zunächst einmal fest, dass es in meiner Umgebung nicht dunkel war, denn die beiden Ölleuchten gaben noch immer ihren weichen Schein ab.
Es hatte sich nichts verändert. Karina lag neben mir. Auf der Bank hatte auch Kuzow seine Schnarchstelle gefunden, und ich war mir sicher, dass ich durch diese Geräusche nicht geweckt worden war. Da musste es schon etwas anderes gegeben haben.
Ich kam mir vor wie überwach und schaute zunächst einmal auf die Uhr. Es war fast halb fünf Uhr morgens. Draußen war es noch immer dunkel, und es war auch eine Zeit, in der die Kälte besonders drückte. Das zumindest kannte ich aus meiner Heimat.
Bewegungslos blieb ich auf dem Rücken liegen und dachte darüber nach, was mich geweckt haben könnte.
Die Hütte hatte niemand betreten. Weiterhin vermischten sich Dunkelheit und Licht. Schatten waren entstanden und klebten an den Wänden oder fielen über den Boden.
Im Kamin glühte das letzte Holz oder die heiße Asche.
Ich richtete mich auf. Was hatte mich geweckt?
Ein Geräusch?
Ich hatte Glück, denn das Geräusch wiederholte sich tatsächlich. Aber nicht im Haus, sondern draußen, obwohl es etwas mit dem Haus zu tun hatte.
Jemand kratzte gegen die Tür!
Ja, ich war mir hundertprozentig sicher, dass ein Fremder draußen stand und sich nicht traute, das Haus zu betreten.
Wer?
Ein Zombie?
Ich schaute auf die neben mir liegende Karina und sah deren im Schlaf entspanntes Gesicht, das von einem leicht rötlichen Schleier überzogen wurde. So wie sie dalag, sah sie viel jünger aus, beinahe noch wie ein junges Mädchen.
Ich wollte sie schlafen lassen, auch wenn sie mir das später verübeln würde.
Sehr langsam stand ich auf. Ich fasste auch nach der neben mir liegenden Jacke und streifte sie über.
Als
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