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1149 - Im Bann des Zweisterns

Titel: 1149 - Im Bann des Zweisterns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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überrascht, daß er einwilligte. Das lag allerdings zum Teil auch daran, daß ihm gegenüber eine junge, sehr hübsche Carmena hockte, die vorsichtig mit ihm flirtete und ihm deutlich zu verstehen gab, daß sie einen stolzen und heldenhaften Eroberer zu schätzen wußte.
    Kenije war Realist: Ophra hatte Kebaren mittlerweile weitgehend akzeptiert, und wenn sie immer noch zögerte, ihn zu seinem Gefährten zu erwählen, dann nur, weil sie nicht wußte, was sie mit Kenije anfangen sollte. Also war es das beste, Ophra zu vergessen und sich nach einer anderen Gelegenheit umzusehen.
    „Dann sollten wir uns jetzt gemeinsam die Tarja-Batha ansehen", schlug Okarwen vor.
    „Wir müssen uns auf diesen Flug gut vorbereiten, denn es wird nicht ganz ungefährlich werden."
    Kenije, dem erst jetzt bewußt wurde, worauf er sich eingelassen hatte, stimmte schicksalsergeben zu. Er war nicht sonderlich überrascht, als die hübsche junge Carmena ihm und Okarwen prompt folgte.
    „Ihr braucht mehr Seile", stellte sie fest, als sie die Tarja-Batha besichtigt hatten. „Ich werde mich darum kümmern, Orkawen!"
    Und schon glitt sie von dannen. Kenije konnte nicht umhin, ihr bewundernd nachzuschauen, denn sie bewegte sich sehr graziös, und sie war wirklich sehr hübsch.
    „Sie scheint dir zu gefallen", summte Okarwen amüsiert.
    „Ja", gab Kenije freimütig zu. „Hat sie schon einen Gefährten?"
    „Nein, noch nicht. Sie sollte jetzt auf die Reise gehen, aber im Augenblick können wir keine einzige Tarja-Batha entbehren. Sie ist meine Schwester. Sie hätte zum Naruda-Pulk fliegen sollen, aber der dürfte mittlerweile kaum noch existieren. Du hast ja gesehen, wie die hohe Strömung ihn erfaßt hat."
    „Kann sie denn nicht frei wählen, wohin sie die Tarja-Batha steuern will?" fragte Kenije überrascht.
    „Das wäre ein Verstoß gegen unsere Gebräuche gewesen", erklärte Okarwen. „Meine Gefährtin kam vom Naruda-Pulk zu mir - also war es ihre Pflicht, dorthin zu gehen. Aber wie gesagt - der Pulk existiert nicht mehr, und Javra kann sich jetzt entscheiden, für wen sie will, zum Beispiel auch für dich."
    Kenije war schier überwältigt von der Aussicht, doch noch all das zu bekommen, was er sich immer ersehnt hatte: eine eigene Gefährtin, um die er nicht mit Kebaren kämpfen mußte, eine eigene Tarja-Batha ...
    Dann wurde ihm bewußt, daß es immer noch ein gewaltiges Hindernis gab.
    „Zuerst müssen wir den Flug in die Tiefe überleben", summte er bedrückt.
    „Ja", bestätigte Okarwen scheinbar völlig unbeeindruckt. „Hast du Angst?"
    Kenije wollte diesen Verdacht strikt von sich weisen, aber es gelang ihm nicht, und darum schwieg er vorsichtshalber.
    „Du hast Angst", stellte Okarwen fest. „Das ist gut. Nur ein kompletter Narr wäre imstande, völlig furchtlos eine kleine Tarja-Batha dort hinunterzuführen - noch dazu in einer Situation, wie wir sie jetzt erleben."
    „Aber du hast keine Angst!"
    „Sehe ich aus wie ein kompletter Narr?" summte Okarwen kaum hörbar.
    Javra kehrte in Begleitung von drei anderen Carmena zurück. Sie schleppten jede Menge Seile herbei.
     
    *
     
    Kenije fühlte sich beinahe überflüssig, als er in der Dunkelheit vor Okarwens Ajuthe kauerte - überflüssig und sogar ein wenig schuldig. Er verstand nicht recht, wie Okarwen es fertigbrachte, seelenruhig zu schlafen. Er selbst hätte etwas Ruhe gebraucht, und er hatte zu schlafen versucht. Aber er fand keine Ruhe, und da er fürchtete, das immer wieder aufflackernde Licht könne erstens Okarwen, die ganz alten Carmena und die kleinen Kinder im Schlaf stören und zweitens die Tardaja zusätzlich schwächen, war er schließlich nach draußen gegangen.
    Fast die gesamte Familie hing in den Seilen, um etwas zu tun, was jedem Carmena zutiefst widerstrebte: Anstatt die Tardaja fliegen zu lassen, stellten sie die Steuerblätter gegen den Wind. Sie versuchten, die Position zu halten, obwohl sie damit ein hohes Risiko eingingen - die Tardaja verlor bei einem solchen Manöver ganz selbstverständlich an Höhe. Wenn jetzt überraschend ein Sturm losbrach, konnte sie sogar umkippen und abstürzen.
    Und das alles nur, weil er und Okarwen am nächsten Morgen in die Tiefe hinabsteigen wollten!
    „Du solltest schlafen, Kenije", summte eine sanfte Stimme.
    Überrascht fühlte er Javra neben sich.
    „Ich kann nicht schlafen", summte er sehr leise und sehr bedrückt. „Ich habe Angst."
    „Du brauchst nicht zu fliegen", sagte Javra beruhigend. „Athrava ist

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