1149 - Im Bann des Zweisterns
völlig ungefährlich."
Der Eingang war so niedrig, daß Mercaro, der zwei Meter zwanzig groß war, sich ducken mußte. Auch die Höhle selbst war nicht viel höher - im Zentrum lag die Felsdecke in knapp drei Metern Höhe. Der Raum war kreisförmig und hatte einen Durchmesser von nicht mehr als fünf Metern. Der Boden war mit den schwarzen, glatten Steinplatten gepflastert, und bis auf ein paar Sand- und Staubhaufen, die von draußen hereingeweht waren, gab es nichts hier drinnen - wenn man von dem röhrenartigen Tunnel absah, der offensichtlich in eine zweite Höhle führte.
„Dort hinten dürfte es interessanter werden", vermutete Kaja Dyschkin.
„Das mag sein, aber es ist riskant, hier unten herumzukriechen", meinte Mercaro mißtrauisch. „Und dieser Tunnel ist verdammt eng!"
„Ich werde schon nicht darin stecken bleiben", wehrte die Archäologin ab.
„Es ist zu gefährlich", mischte Rhodan sich ein. „Gucky, du bist klein genug, um sicher da hindurchzukommen. Wenn dir irgend etwas verdächtig vorkommen sollte, teleportierst du dich sofort zurück!"
Gucky nickte und spazierte gemächlich in den Tunnel hinein. Für kurze Zeit konnten sie ihn sehen, dann bog er um eine Ecke, und gleich darauf erlosch auch der schwache Widerschein seiner Lampe auf dem glatten Fels.
„Diesen Tunnel muß ein total besoffener Riesenwurm angelegt haben", teilte er ihnen über Funk mit. „Ich bin überzeugt davon, daß ich schon mindestens zweimal im Kreis gelaufen bin, aber es geht dabei immer weiter abwärts. Jetzt geht es sogar ganz steil nach unten. Sieht aber so aus, als hätte es hier früher eine Treppe oder etwas Ähnliches gegeben. Ich teleportiere mich nach unten ... Jetzt geht es wieder geradeaus. Vor mir ist eine zweite Höhle, größer als die, in der ihr euch befindet."
Augenblicke später verstummte der Mausbiber plötzlich.
„Gucky, melde dich!" rief Rhodan besorgt.
Nichts. Es blieb totenstill - und dann tauchte der Mausbiber plötzlich direkt neben Kaja Dyschkin wieder auf.
„Das mußt du gesehen haben!" sagte er aufgeregt, ergriff die Hand der Archäologin und war schon wieder fort.
„Was soll das?" fragte Rhodan ärgerlich, als der Mausbiber zurückkehrte.
„Das wirst du gleich selbst sehen", versicherte der Mausbiber. „Komm her, Mercaro, ich nehme euch beide mit. Du brauchst keine Angst zu haben, es ist wirklich völlig ungefährlich."
„Ich habe...", begann Mercaro, und Gucky entmaterialisierte.
„... keine Angst!"
Und dann sagte er vorerst gar nichts mehr.
Die zweite Höhle war nicht nur sehr viel größer als die erste, sondern auch entschieden interessanter. Die Wände waren einst durchgehend bemalt gewesen, und einige Reste dieser Malereien waren noch immer einwandfrei erhalten. Vieles war von mineralischen Ablagerungen überkrustet worden, die mit dem durch haarfeine Risse hier eingedrungenen Sickerwasser hereingekommen waren. Aber das, was noch übrig war, reichte völlig aus, um die Menschen zutiefst zu beeindrucken.
Die Wandbilder waren aber noch nicht alles: Im Zentrum der Höhle erhob sich ein Podest aus mehreren großen, flachen Stufen, und ganz oben stand eine Statue.
Unglücklicherweise hatte sich genau über der Statue zumindest für einige Zeit einer diese Risse befunden, so daß das Ganze durch tropfsteinartige Ablagerungen fast völlig verdeckt und entstellt war. Erkennbar war lediglich noch, daß es eine Statue unter diesem Mantel geben mußte, und es handelte sich mit großer Wahrscheinlichkeit um eine wurmartige Gestalt mit übergroßem Kopf, oder aber auch mit einem immensen Kopfschmuck.
„Wir können all das rekonstruieren oder auch direkt sichtbar machen", schwärmte Kaja Dyschkin. „Was für ein Fund!"
„Wie lange hättest du daran zu arbeiten?" fragte Rhodan.
„Oh - die Wandmalereien und die darüber abgelagerten Mineralkrusten müßten natürlich erst mal gründlich untersucht werden. Dann müßten wir ein Lösungsmittel finden, und anschließend das ganze Zeug entweder herunterwaschen, oder wenigstens transparent machen. In zwei bis drei Wochen müßte das zu schaffen sein."
„So viel Zeit werden wir wohl kaum haben", stellte Rhodan fest. „Die Wandmalereien erzählen eine Geschichte. Einige Bilder sind fast vollständig erhalten, und ich finde, daß sie eigentlich schon alles aussagen, was wir wissen müssen: Hier hat ein Volk gelebt, das eine hohe Kultur besessen haben dürfte. Diese Wesen waren außerordentlich naturverbunden, und sie besaßen
Weitere Kostenlose Bücher