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1149 - Im Bann des Zweisterns

Titel: 1149 - Im Bann des Zweisterns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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schon auf der Tarja-Batha. Sie ist stark und erfahren. Bleibe hier bei mir."
    Das Angebot war verlockend, aber er konnte es nicht annehmen. Seine Gründe waren einfach: Erstens verließ Okarwen sich auf ihn. Zweitens würde Javra sehr bald anders darüber denken - wahrscheinlich wollte sie ihn ohnehin nur auf die Probe stellen. Drittens war Athrava zwar wirklich stark und erfahren, aber sie war zu alt für ein solches Abenteuer.
    „Ich werde hierher zurückkehren", versprach Kenije und glitt davon.
    Auf einer Tarja-Batha gab es nicht sonderlich viele Verstecke, und er kannte Athrava sehr gut. Er fand sie auf der Unterseite der Pflanze, wie er es erwartet hatte.
    „Komm herauf!" rief er und wartete, bis sie enttäuscht und erbost über den Rand der Tarja-Batha glitt.
    „Was hast du vor?" zischte sie wütend.
    „Ich werde Okarwen, begleiten!" erwiderte er ruhig. „Du solltest an die Seile gehen und diesen Leuten helfen, wie es sich gehört."
    „Du bist ein Dummkopf, Kenije!"
    schimpfte sie. „Du hast endlich gefunden, was du dir gewünscht hast Warum willst du das alles wegwerfen?"
    „Das geht dich nichts an!"
    „Es geht mich sogar sehr viel an. Ich bin die Schwester deiner Mutter, und du bist mein Ziehkind, seit wir die Tardaja deines Vaters verlassen haben. Ich bin verantwortlich dafür, daß du dein Glück findest. Dieser Flug in die Tiefe wird kein gutes Ende nehmen.
    Vielleicht gibt es wirklich die Fremden in dem fliegenden Ajuthe - ich glaube sogar fest daran. Vielleicht werden diese Fremden den Tardajas sogar helfen. Aber diese Tarja-Batha wird nie mehr dorthin zurückkehren, wo wir uns jetzt befinden. Ist dir das wirklich nicht bewußt?"
    „O doch", erwiderte Kenije gelassen, und er wunderte sich, woher er diese plötzliche Ruhe nahm. „Aber du vergißt zwei Dinge: Erstens habe ich Okarwen vor dem Familienrat gesagt, daß ich ihn begleiten werde - ich kann und will mich nicht davor drücken. Und zweitens bin ich kein Kind mehr."
    Sie stand hochaufgerichtet vor ihm, während die letzten Tardajas des Pulks wie düstere Schemen an ihnen vorbeiglitten. Die Tardaja bockte, als wollte sie sich dagegen wehren, daß sie allein in der Finsternis zurückbleiben mußte.
    „Geh an die Seile!" bat Kenije. „Du wirst dort gebraucht."
    „Möge Zweistern euch seine Kraft leihen", sirrte Athrava leise, während sie davonglitt.
    Kenije blieb auf der Tarja-Batha. Er ringelte sich in dem winzigen Ajuthe zusammen und schlief tief und traumlos, bis Okarwen ihn weckte.
    Der Abschied war weniger wortreich als die Begrüßung. Nur wenige Familienmitglieder waren an den Seilen entbehrlich. Auch Javra und Athrava fehlten. Nur ein paar sehr alte Carmena, die bedrückt und still waren, und ein paar sehr kleine Kinder, die gar nicht recht begriffen, worum es ging, hatten sich eingefunden.
    „Löst die Verankerung!" rief Okarwen ihnen zu.
    Sie banden die Seile los, und die sehr junge Tarja-Batha wollte wie erlöst in die Höhe steigen. Aber sie hatten die Steuerblätter bereits in jene Stellung gebracht, die das Gegenteil bewirkte, und die Pflanze gehorchte widerwillig.
    Die Tardaja blieb über ihnen zurück, während die Zeitgipfel unter ihnen zu bedrohlicher Größe anwuchsen.
    „Athrava hat darum gebeten, uns begleiten zu dürfen", summte Okarwen. „Ich mußte leider ablehnen. Die Tarja-Batha ist wirklich noch sehr jung, wie du siehst. Das Gewicht von drei Carmena würde unsere Chancen verringern."
    Kenije war erfreut und überrascht darüber, daß Athrava nicht verlangt hatte, seinen Platz einzunehmen, denn das bedeutete, daß sie ihn als erwachsenen Carmena akzeptiert hatte. Aber als er zu den Zeitgipfeln hinabsah, fühlte er Beklommenheit.
    Ganz abgesehen davon, daß ein Flug in die Tiefe gefährlich war - wie sollten sie dort unten den fliegenden Ajuthe der Fremden finden? Sie wußten nichts über das, was sie in der Tiefe erwartete.
    Eine plötzliche Bö stellte die Tarja-Batha schräg, und sie hängten sich in die Seile.
    Kenijes Traum war es gewesen, eine junge Pflanze auf diese Weise nach oben zu führen, immer weiter hinauf, bis an die Grenze jener Bereiche, in denen die Luft zu dünn wurde, um das Gewicht selbst einer so jungen Tarja-Batha zu tragen. Statt dessen setzte er all seine Kraft dafür ein, die Pflanze dorthin zu zwingen, wo sie absolut nichts zu suchen hatte.
    Aber er hatte wenig Zeit, über diesen Widerspruch nachzudenken.
     
    *
     
    Insgeheim hatten sie beide befürchtet, daß die kleine

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