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115 - Das Höllenbiest

115 - Das Höllenbiest

Titel: 115 - Das Höllenbiest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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dieses Thema gibt es viele.
Aber diese neue Ausgabe wird alle anderen in den Schatten stellen. Ich
beabsichtige die merkwürdigen Geschichten, die Ihre Tante wie keine Zweite
kennt, mit hineinzunehmen und auf ihren tatsächlichen historischen Gehalt zu
untersuchen. Wo ist Ihre Tante, Miß Armagh?«
    Es fiel ihm auf, daß er diese Frage schon zum zweiten oder dritten
Male stellte, und daß dieses junge Mädchen bisher geschickt ausgewichen war.
    »Wir wollen nicht lange hierbleiben. Es ist schon sehr spät. Wir
müssen noch für ein Quartier sorgen.«
    »Darüber machen Sie sich bitte keine Gedanken, Professor«,
entgegnete die junge Irin freundlich, ging zu dem altmodischen Gläserschrank
und nahm dort drei Gläser und eine fast voll£ Whiskyflasche heraus. »Sie sind
selbstverständlich Gast dieses Hauses. Zwei Schlafgelegenheiten werde ich schon
zurechtmachen. Genügend Zimmer gibt es ja schließlich.«
    »Aber Ihre Tante …« Er wurde unterbrochen.
    »Meine Tante hat nichts dagegen. Schließlich bin ich über Ihre
beider Ankunft informiert.« Sie blickte erst auf Wilkins, dann auf Lorcoum.
»Ich soll Sie willkommen heißen und bewirten.«
    Damit goß sie Whisky in die Gläser und erklärte beiläufig, daß sie
sich imstande fühle, unter Umständen selbst eine große Zahl, wenn nicht sogar
alle Fragen zu beantworten, die Mister Lorcoum und Wilkins beschäftigten.
    Er verlor sich in einem tiefgreifenden Gespräch mit der jungen
Sioban. Und er mußte sich eingestehen, daß ihr Wissen und ihre Deutungen
beachtlich und bemerkenswert waren. Es entstand eine Diskussion.
    Dazwischen nippte er an seinem Whiskyglas. Auch Francis Lorcoum
trank.
    Es war etwas in dem Whisky, aber das erkannten sie nicht. Sioban
Armagh tat so, als trinke sie auch. Aber in Wirklichkeit kam kein Tropfen über
ihre Lippen.
    »Woher wissen Sie das alles?« wunderte sich Wilkins.
    »Ich habe immer auf Ihre Rückkehr gewartet, Professor«, bemerkte
Sioban Armagh leise, und mit einem schnellen Blick registrierte sie, wieviel
von dem Whisky ihre Gäste schon getrunken hatten. Die Wirkung des Suds, den sie
beigemixt hatte, war schon zu merken.
    »Damals, als wir uns über die keltische Mythologie unterhielten,
vertrat ich die Ansicht, daß mehr Wahrheit als Dichtung darin zu finden sei,
daß gerade die Drudenpriester über magische Kräfte verfügten, die uns heutigen
Menschen im Nachhinein als märchenhaft vorkommen.«
    Wilkins stutzte bei diesen Worten. Es gab da etwas, was er gar
nicht verstand, aber die Wirkung des geheimnisvollen Saftes, der dem Whisky
zugesetzt war, war doch schon so stark, daß sein Kritikvermögen merklich
eingeschränkt war.
    »Ja, ich bin’s wirklich, Professor. Ich bin jene Sioban Armagh,
die Sie vor dreißig Jahren hier getroffen haben und die damals schon älter war,
als ich heute bin. Ein merkwürdiger Widerspruch, nicht wahr? Und doch stimmt
jedes Wort. In Wirklichkeit bin ich siebzig oder achtzig, so genau weiß ich das
nicht mehr. Ich habe es unterlassen, meine Geburtstage zu zählen. Ich wußte,
daß jener Tag kommen würde, an dem ich ewige Jugend besäße. Dieser Tag ist
gekommen. Cho-Tosh ist erwacht. Mit Cho-Tosh kehrte der Oberpriester der
siebenköpfigen Drudengruppe zurück, der hier vor langer, langer Zeit die
finsteren Mächte anrief und Lugus die geforderten Opfer brachte.«
    »Lugus? Das bedeutet: der Löwe.«
    Wilkins’ Bemerkung bewies, daß er nicht mehr Herr über sein Denken
war. Die beiden Besucher schafften es nicht, Gedanken über die wirklichen
Probleme anzustellen, die sich in den Worten von Sioban Armagh eröffneten.
    »Lugus? Das bedeutet: der Löwe.« Dies war eine der wichtigsten keltischen
Gottheiten, von denen es mehr als vierhundert gab. In dem irischen Wort »Lug«
fand man noch den Stamm aus dem Keltischen. Wilkins hatte zahlreiche Gottheiten
auf ihre Bedeutung untersucht und herauszufinden versucht, inwieweit keltische
Mythologie noch in die Gegenwart ragte. Von Lugus zum Beispiel wußte man, daß
sein Name in den Ortsnamen Lyon, Len, Laon, Leiden und Liegnitz wiederzuentdecken
war. Diese Ortsbezeichnungen bewiesen, daß der keltische Einfluß überall in
Europa Fuß gefaßt hatte.
    »Lugus ist ein wichtiger Gott. Mit ihm hat der Oberpriester sich
verbündet, ihm hat er sein Leben geweiht.« Sioban Armagh sprach mit ruhiger
Stimme. »Und Lugus hat sich ihm offenbart, weil sein treuer Diener, der seinen
Namen Lugus angenommen hatte, ohne Fehl die Forderungen erfüllte. Und es war
Lugus

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