1150 - Die Dunklen Apostel
und das traf zu.
Deckel auf Deckel wurde abgenommen und zur Seite gelegt, bis die elf schaurigen Gestalten vor uns lagen.
Genau elf skelettierte Schädel mit leeren Augen-, Nasen- und Mundhöhlen. Ein Kabinett des Schreckens, und keine im Sarg liegende Gestalt war nackt.
Sie alle trugen noch ihre Kleidung. In ihr waren sie gestorben, in ihr hatte man sie in die Särge gelegt.
Karina Grischin schüttelte den Kopf. »Wer hat das getan?«, flüsterte sie. »Wer hat sie getötet? Und ich frage mich sogar, ob sie tatsächlich tot sind, denn wir haben sie gesehen, John. Ich habe diesem Dimitri gegenübergestanden. Ich habe sogar mit ihm gesprochen. Er hat mir geantwortet, und das mit einer normalen Stimme. Verdammt noch mal, wie soll ich da zurechtkommen?«
»Nimm es erst einmal hin.«
»Ja, das muss ich wohl.« Sie fasste mich an. »John, ich will dich nicht beleidigen, ich will dir auch keinen Vorwurf machen, aber war es nicht ein Fehler von dir, das Kreuz einzusetzen? Wenn du mal darüber nachdenkst.«
»Was hätte das geändert?«
»Vielleicht wäre es uns gelungen, noch jemand fragen zu können. So ist Dimitri verschwunden. Er geriet in den Einfluss, und wir stehen vor einem neuen Problem.«
»Das wir lösen werden.«
Sie lachte. »Sehr schön, würde mich freuen. Ich habe schon daran gedacht, hier Feuer zu legen und alles zu verbrennen. Danach können wir die Insel verlassen. Bisher hat sich niemand um sie gekümmert, und auch wenn sie abbrennt, wird das keinen stören. Aber da gibt es noch etwas anderes, über das ich nachdenke. Alles hat mit den Zombies begonnen, John. Ich frage mich, ob sie noch mit im Spiel sind, oder ob die Kraft deines Kreuzes sie vernichtet hat. Wenn ja, dann brauchte uns hier wirklich nichts mehr zu halten.«
»So schnell gebe ich nicht auf.«
»Was willst du denn noch?«
»Alles, Karina. Ich will die Wahrheit wissen. Ich will erfahren, was sich hier abgespielt hat.«
»Wer könnte dir das sagen?«
»Keine Ahnung.«
»Die Toten reden nicht, John.«
»Manchmal schon«, sagte ich leise. »So sehr wie du setze ich nicht auf mein Kreuz. Ich glaube nicht, dass es die Insel hier lahmgelegt hat. Es hat etwas anderes getan, meiner Ansicht nach. Es hat eine Zeitbrücke eingerissen. Es ist durchaus möglich, dass sich auf dieser Insel Vergangenheit und Gegenwart gemischt haben.«
»Ach«, staunte sie, »und daran glaubst du?«
»Ja. Ich habe es schon mehrere Male erlebt.«
»Dir glaube ich das sogar. Aber es muss weitergehen. Wir haben die Toten entdeckt und wissen noch nicht, was sich in den anderen Häusern verborgen hält.«
»Das hat Zeit.«
»Warum, John?«
»Ich möchte mich mehr um diese elf Dunklen Apostel kümmern. Mittlerweile kann ich mir vorstellen, dass sie nicht so tot sind wie sie den Anschein haben.«
»Du hättest Rätselmacher werden können.«
»Klar. Für jedes Rätsel gibt es eine Lösung.«
»Da bin ich gespannt.«
Ich ging an den Fußenden der Särge entlang und schaute mir die Gestalten noch einmal im Licht der Lampe an. Sie alle wiesen eine große Ähnlichkeit mit dem ersten Skelett auf. Trotzdem waren sie anders. Sie lagen nicht nur in den anderen Särgen, sie waren auch nicht so prächtig gekleidet, obwohl sie die hellen Umhänge trugen.
»Sag schon, John!«
Ich legte Karina eine Hand auf die Schulter. Sie schaute mich skeptisch an. »Du, spielst in diesem Fall eine wichtige Rolle, denke ich mir.«
»Danke. Und welche?«
»Lass uns zu dem Ersten hingehen. Er ist so etwas wie ein Anführer, und den hast du ja erlebt.«
»Moment, aber Dimitri war anders.«
»Richtig. Für dich war er aber auch ein Anführer. Oder nicht?«
»Das schon.«
»Dann nennen wir unseren doch auch einfach Dimitri.«
»Okay. Und dann?«
»Es kommt jetzt auf dich an.«
Karina schaute mir misstrauisch in die Augen. »Was hast du dir denn jetzt wieder ausgedacht?«
»Es ist ein Versuch. Du hast das Kreuz.«
»Du doch auch.«
»Aber nicht das russische. Das ist der Unterschied. Es kann sein, dass es uns hier besser hilft. Wir haben gesehen, wie es die lebenden Leichen zerstörte, und mich würde wirklich interessieren, wie es auf diese Skelette hier reagiert.«
»Meinst du, dass sie getötet werden? Quatsch, sie sind ja schon tot. Dass sie dann zerfallen?«
»Es kommt auf den Versuch an.«
Sie blickte mir weiterhin in die Augen. »Was hast du vor, John?«
»Es ist nur ein Versuch.«
»Aber nicht ohne Hintergedanken.«
»Stimmt.«
»Und wie könnte ein Ergebnis
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