1150 - Die Dunklen Apostel
bleiben. Sie kommen wieder, und wir haben noch eine verdammte Fahrt über den See vor uns.«
Ich legte so etwas wie Galgenhumor in meine Antwort. »Stimmt alles, Karina. Nur können wir leider nicht zu Karel Kuzow zurückschwimmen. Das ist unser Problem.«
»Ja, schon klar. Wann willst du fahren?«
»So schnell wie möglich.«
»Was machen wir mit Dimitri?«
»Den nehmen wir mit. Er ist ein Zeuge. Ich denke auch, dass sich Wladimir dafür interessieren wird.«
»Bestimmt. Trotzdem habe ich Angst vor dem Rückweg, John.«
Ich sagte nichts, aber ich konnte Karina Grischin verdammt gut verstehen…
***
Als wir das Boot erreicht hatten, wollte auch Dimitri nicht allein bleiben. Mit schweren Schritten kam er auf uns zu. In seinem Blick brannte noch immer das Feuer des letzten Kampfes. Er bewegte den Kopf, um nach rechts und nach links zu schauen, als wäre er dabei, weitere Zombies zu suchen.
Sein Schwert hatte er mit der Spitze in den Boden gedrückt und beide Hände auf den Griff gelegt.
Karina sprach mit ihm. Sie redete leise auf ihn ein. Sie wollte ihn beruhigen, und sie machte ihm zugleich klar, dass wir nicht mehr länger auf der Insel bleiben würden.
Dimitri hörte zu. Er schüttelte den Kopf. Er sprach plötzlich mit lauter Stimme und deutete auf das Gewässer.
Ich bekam ungefähr die Hälfte mit. Er hatte starke Bedenken. Er sprach von der Gefahr im Wasser, die auch immer wieder nach oben an die Oberfläche kommen konnte.
»Das wissen wir.«
»Sie werden uns holen, Karina.«
»Und wir werden uns zu wehren wissen.«
Dimitri schaute mich an. Er kam auf mein Kreuz zu sprechen und war der Meinung, dass es viel zerstört hatte. Der Rhythmus der Zeiten war gestört. Es gab keinen Wechsel mehr. Er konnte sich nicht mehr auf seine Helfer verlassen. Sie würden für immer in den Gefilden der jenseitigen Welt bleiben.
»Das, haben wir nicht ändern können«, erklärte ich. »Das wahre Geheimnis liegt unter Wasser.«
Ob er mich verstanden hatte, wusste ich nicht. Jedenfalls drehte er sich scharf um und ließ uns stehen.
»Er hat eben seinen eigenen Kopf«, sagte Karina zu mir. »Da kannst du nichts machen.«
»Will er trotzdem mit uns fahren?«
»Ich habe es ihm freigestellt.«
»Okay, dann sollten wir jetzt das Boot ins Wasser schieben. Dabei kann er uns helfen.«
»Ich rede mit ihm.«
Dimitri stand da und schaute über das Wasser. Er suchte nach fremden Körpern, nach Bewegungen, aber er sah nur die Wellen auf der jetzt dunkel gewordenen Fläche tanzen und die helleren Schaumstreifen.
Das dunkle Wasser kam mir vor wie der Weg in die Unendlichkeit. Wie eine mächtige Schiene, die in eine Welt hineinführte, in der es weder einen Anfang noch ein Ende gab. Die im Dunkeln begann und auch im Dunkeln verschwand, aber trotzdem ein geheimnisvolles Leben enthielt.
Karina ging einmal um das Boot herum und leuchtete die Bordwand an. Sie suchte nach irgendwelchen Lecks, die von den Zombies möglicherweise hinterlassen worden waren, doch es hatte sich niemand an unserem Boot zu schaffen gemacht.
Ich trat an den Bug. Er und der Kiel hatten auf dem dünnen Sand eine Schleifspur hinterlassen. Gegen das Heck schlugen Wellen. Wir brauchten es nicht zu weit ins Wasser hineinzuschieben. Es würde dann von allein schwimmen. Sprit genug hatten wir an Bord. Am Heck war noch ein kleines Fass festgezurrt worden. Der Nachtwind griff unter die Plane und spielte mit ihr.
»Es ist alles in Ordnung.« Karinas Stimme klang erleichtert. Die Russin konnte sogar wieder lächeln. Sie lehnte sich für einen Moment gegen mich und musste einfach loswerden, was sie bedrückte. »Wenn jemand mir vor drei Jahren gesagt hätte, wie meine Zukunft aussieht, ich hätte ihn nur ausgelacht oder ihm den Weg in eine geschlossene Anstalt gewiesen. Aber jetzt…«
»Was ist mit jetzt?«
Von der Seite her schaute sie an mir vorbei. »Jetzt ist das Unnormale normal geworden. Damit habe ich meine Schwierigkeiten, wenn ich ehrlich sein soll.«
»Du müsstest dich fast daran gewöhnt haben.«
»Hast du das, John?«
Ich war ehrlich und sagte: »Nur fast. Auch ich bin noch geschockt, wenn ich erlebe, was es alles auf diesem Erdball gibt. Da zweifelst du oft an deinem Wissen und an deinem Verstand. Aber was soll ich machen? Ich muss mich damit abfinden. Ich habe den Weg einmal eingeschlagen, und ein Zurück gibt es nicht.«
»Das muss ich wohl auch so sehen. Übrigens, deine Worte hätten auch von Wladimir Golenkow stammen können.«
»Wir
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