1150 - Die Dunklen Apostel
sind uns in manchem sehr ähnlich«, gab ich lächelnd zu.
»Stimmt. Ihr kennt euch schon lange, wie?«
»Eine halbe Ewigkeit. Da sah das Land hier noch ganz anders aus. Und es gab da eine Werwolf-Elite. Aber das ist vorbei. Es hat sich einiges geändert. Das nicht nur in der großen weiten Welt, sondern auch bei mir. Es ist ein anderes Denken und auch ein anderes Handeln hinzugekommen.«
»Bei deinem ersten Fall hast du auch gegen Zombies gekämpft - oder?«
»Ja, damit fing es praktisch an. Und mit einem Professor Orgow, der es tatsächlich mit Hilfe eines Mediums geschafft hat, die Toten aus den Gräbern zu holen.«
»Wie war das möglich?«, fragte Karina. »Würde es uns in diesem Fall helfen?«
»Nein, das glaube ich nicht. Dieses Medium, es war übrigens eine junge Frau namens Lara, hat es verstanden, Tote wieder lebendig zu sprechen. Sie hat die Macht der Totsprecher einfach auf den Kopf gestellt.«
»Das ist ja Wahnsinn…«
»Erleben wir das nicht auch hier?«
»Trotzdem.«
»Es ist hier nur anders, Karina. Ich habe erkennen müssen, dass es verschiedene Varianten gibt, um aus einem Menschen einen Zombie zu machen. Nicht nur die Kraft des Voodoo. Hier erleben wir ähnliches. Sie kommen aus dem See und keiner weiß, warum. Man hat sie geholt, man hat sie getötet und zurückgeschickt, wobei sie dann in die magische Welt der Dunklen Apostel eingedrungen sind. Wenn ich recht darüber nachdenke, habe ich den Eindruck, dass hier ein gewaltiges Experiment gemacht wurde.«
»Ist es schon beendet?«
»Nein, Karina. Aber es hat sich möglicherweise verselbständigt. Das ist das Schlimme daran.«
»Sehe ich ein, John. Aber wir sollten auch endlich handeln.«
Ich wollte schon das Boot anschieben, als mir auffiel, dass sich Dimitri etwas weiter von uns entfernt hatte. Er stand sogar im Wasser, das seine Stiefel überspülte, und er hatte sich gebückt. Mit seinen ausgestreckten Händen fasste er in die ausrollenden Wellen hinein und sah aus wie ein Mann, der etwas entdeckt hatte und nun danach griff.
Vom sandigen Grund holte Dimitri einen Gegenstand hervor. Ich war zu weit weg, um erkennen zu können, was es war, und sah nur, dass es sich dabei um ein dunkles Objekt handelte.
Ich machte Karina auf meine Entdeckung aufmerksam, die auch hinschaute, aber die Achseln zuckte und meinte: »Ich weiß auch nicht, was er sich da geholt hat.«
Dimitri richtete sich wieder auf. Sein Fundstück hielt er fest. Karina wollte ihn schon rufen, als er sich nach links drehte und in Bewegung setzte. Mit schleppenden Schritten ging er auf uns zu. Den Gegenstand hielt er dabei fest, und sein Schwert steckte wieder in der Scheide.
»Was kann das sein?« Karina ging Dimitri entgegen und blieb stehen, als auch der Dunkle Apostel nicht mehr weiterging.
Sie schaute sich den Gegenstand an und rief mit schriller Stimme meinen Namen.
»John, bitte!«
Rasch war ich bei ihnen. Der ungewöhnliche Mönch hatte seine Arme etwas nach vorn gestreckt und sie dicht nebeneinander liegen. Auf den Händen hatte er quer sein Fundstück ausgebreitet. Es schimmerte hell und dunkel. Hell dort, wo die Haut noch zu sehen war, und zwar die Haut einer abgerissenen oder abgehackten Hand…
***
Es war schon ein gruseliges Bild, das uns Dimitri präsentierte. Ich merkte, wie mir eine Gänsehaut über den Rücken rann. Auch Karina war blass geworden.
»Die Hand wurde angeschwemmt«, flüsterte sie.
Dimitri sagte etwas, und ich verstand das Wort »abgerissen«. So sah sie am Gelenk auch aus. Jemand musste sie abgerissen haben. Obwohl es mir keinen Spaß bereitete, nahm ich die Hand an mich und wog sie in meiner Linken.
Sie hatte, davon ging ich aus, ein normales Gewicht. Die Fingernägel schimmerten wie blass gefärbt. Die Finger waren leicht gekrümmt. Sie sahen nass aus und hatten sich an bestimmten Stellen, die wie dunkle Streifen wirkten, vollgesaugt.
Die interessierten mich besonders. Ich untersuchte sie nicht nur mit den Augen, ich tastete auch über die Streifen hinweg und merkte sehr bald, dass sie mit der eigentlichen Haut nichts zu tun hatten.
Sie gehörten nicht dorthin. Man hatte sie einfach um die Hand gewickelt, wie Mull oder auch wie Pflasterstreifen.
Karina schaute mir von der Seite her zu. »Was ist das John?«
»Wenn ich das wüsste.«
»Darf ich mal?« Bevor ich etwas sagen konnte, zupfte sie mit spitzen Fingern daran und konnte eine Hälfte des schmalen Streifens sogar abheben. »Das ist kein Pflaster, John, und auch kein
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