1153 - Die Gruftie-Girls
haben. Er war auch nicht mehr in der Lage, etwas zu sagen, er hätte nur gekrächzt und schaute ausschließlich den Händen zu, die immer wieder ihren Weg fanden.
Beide waren so glatt und sanft. So prickelnd. Zumindest tief in seinem Innern, wo allmählich das Blut in Wallung geriet und sich sogar vor seinen Augen ein Vorhang aufbaute. Dünn zwar, aber doch so, dass vieles verschwamm, was er vor wenigen Minuten noch klar gesehen hatte. Da bewegten sich nicht die Hände der beiden Schwestern, auch die Finger krümmten sich, und so spürte er bald die Nägel durch das dünne Leder seiner Hose.
Julia stellte eine Frage, die ihn überraschte. »Bist du bereit?«, hauchte sie in sein Ohr.
Nick wusste zunächst mit den Worten nichts anzufangen. Er schüttelte den Kopf, ohne es so recht zu wollen. Die leise gesprochenen Worte hatten ihn zudem von den streichelnden Händen abgelenkt, und er kam jetzt erst dazu, darüber nachzudenken. So wie er es schon auf der Herfahrt getan hatte.
Er und die beiden Gruftie-Girls allein in einer Wohnung und ungestört.
Niemand würde sie sehen, niemand würde stören. Die Musik im Hintergrund, die er wie nebenbei wahrnahm und zugleich nicht auf sie verzichten wollte. Die gesamte Umgebung war für ihn so anders geworden. Es gab sicherlich keinen richtigen Nebel, aber Nick kam es vor, als würden sanfte Schwaden durch das Zimmer ziehen, um es aussehen zu lassen wie ein Raum in einer anderen Welt.
»Ich habe dich was gefragt, Nick!«
Die Worte rissen ihn zurück in die Gegenwart. Der junge Mann erwachte aus seinen Träumen. Es war wie ein Schreck, der ihn zusammenzucken ließ.
»Wozu bereit?« Er fand die Frage selbst dumm, doch ihm fiel nichts anderes ein.
»Für uns, Nick…«
Also doch. Ja, sie wollten ihn. Sie wollten ihn haben. Sie wollten Sex mit ihm.
Er schielte zur Seite. Er schaute zuerst Julia an, die so weich lächeln konnte und es auch jetzt tat. Wenn jemals in den Augen ein geheimnisvolles Versprechen gelegen hatte, dann in ihren. Er drehte den Kopf Julias Schwester Wiebke zu.
Auch sie lächelte und bewies somit ihr Einverständnis. Aber ihr Lächeln war anders. Er sah es als härter an, und es wirkte wie eingefroren.
Nick hörte sich heftig atmen. In seinem Kopf brummte es. Wieder konnte er sich nur wundern. Er war wie aus dem richtigen Leben herausgerissen worden und hineingeraten in eine magische Zone, die er erlebte wie mit dem Weichzeichner geschaffen.
Julia sprach ihn wieder an. Abermals sehr leise. »Warum sagst du nichts, Nick?«
»Ich weiß nicht.« Er ärgerte sich, weil er etwas stotterte. »Wozu… sollte ich… bereit sein?«
»Für uns…«
Auf diese Antwort hatte er gewartet, obwohl sie ihn in eine Klemme brachte. Er musste jetzt zustimmen oder gehen. Auch wenn er sich für die zweite Möglichkeit entschieden hätte, es wäre ihm kaum möglich gewesen, sich zu erheben. Die Unterlage saugte ihn fest wie ein Schwamm das Wasser.
»Für euch beide?«, flüsterte er.
Julia strich über seine linke Wange. »Ja, für uns beide, Nick. Aber das ist nicht alles, denn es kommt noch etwas hinzu. Für uns, und auch für die Sünde.«
Das letzte Wort hatte Julia so leicht dahin gesagt, doch er hatte es sehr gut verstanden. Die Sünde war einfach wichtig. Aber sie war nicht unbedingt mit der Sünde zu vergleichen, von der in der Bibel oder ähnlichen Büchern die Rede war. Bei Julia und Wiebke hatte der Begriff eine andere Bedeutung bekommen. Auch Nick dachte sofort daran, unter welchem Namen die Gruftie-Girls auftraten.
Two Sins!
Zwei Sünden!
Sie lebten danach. Sie hatten sich nicht nur dieses Image aufgebaut.
Sie waren auch davon überzeugt, dass die Sünde wichtig war. In diesen Kreis wollten sie ihn hineinziehen. Wobei er versuchte, sich vorzustellen, was es bedeuten konnte.
Es war für ihn unmöglich, zu einem Resultat zu gelangen. Die Sünde konnte so viel sein. Sie hatte zahlreiche Gesichter. Sie war mal grausam und dann wieder hinterlistig. Mal zu erkennen, um sich im nächsten Augenblick zurückzuziehen. Sünde war etwas Böses und auch etwas Schönes, sie konnte ein Auf und Ab des Lebens sein. Sie war verflucht auf der einen und spannend auf der anderen Seite. Und sie war für jeden Menschen eine Verlockung. Da machte auch Nick keine Ausnahme.
Obwohl er sich nicht anmerken ließ, dass ihm der Vorschlag gefiel, fühlte er in seinem Innern das große Kribbeln, ausgelöst durch Spannung und Erwartung.
Ihm war noch wärmer geworden. Er blickte nach
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