1153 - Die Gruftie-Girls
begannen.
Schwarz wie Teer…
Nein, die gehörten nicht auf die Welt, und meine Hand rutschte in die rechte Tasche, in der das Kreuz steckte. Auf dem Metall hatte sich Wärme ausgebreitet. Sie rieselte durch das Silber und auch über meine Handfläche hinweg.
Dass wir auf die Bühne gelaufen waren, hatte den Gästen missfallen.
Sie begannen lautstark zu protestieren. Und sie drängten sich jetzt auf die vordere Breitseite der Bühne zu, angetrieben durch die Rufe des Helfers Nick, der immer wieder den gleichen Satz aus dem Hintergrund brüllte: »Tod unseren Feinden! Tod unseren Feinden!«
Das konnte ins Auge gehen. Ich musste sie stoppen und rief Suko zu, auf die Two Sins zu achten. Ich schnappte mir das Mikro und hätte es beinahe noch umgerissen. »Hört zu!«, brüllte ich hinein. »Hört genau zu. Das ist kein Spaß mehr. Die Sünde ist ein Verbrechen. Es darf und es wird sie nicht geben. Habt ihr verstanden? Ihr seid auf dem Irrweg. Nicht die Sünde zählt, sondern die Menschlichkeit. Die Sünde ist von demjenigen überwunden worden, der am Kreuz starb. Habt ihr das begriffen?«
»Nein! Nein!« Nicks Stimme übertönte alle anderen Geräusche. »Die Sünde ist der wahre Sieger. Schaut euch die beiden an. Sie sind die Herrscherinnen, sie…«
»Gebt uns zwei Minuten!«, schrie ich dagegen. »Gebt sie uns, verdammt noch mal!«
»Warum?« Das Wort erreichte die Bühne wie ein Sturm aus zahlreichen Kehlen.
»Dann werden wir euch beweisen, dass die Sünde auf dieser Welt keine Chance hat!«
Ich wusste nicht, wie die Masse der Zuschauer reagierte. Es war mir jetzt egal, denn ich fuhr herum, um mich endlich um Julia und Wiebke zu kümmern.
Suko hatte sie nicht aus den Augen gelassen. Ich sah, dass er seine Dämonenpeitsche in der Hand hielt. Er hatte den Kreis bereits geschlagen, und die drei Riemen waren aus dem Griff gerutscht. Sie pendelten dicht über dem Boden.
Zwei Augenpaare starrten uns an.
Dunkle Augen - fremde Augen, die es schafften, die eigentlich hübschen Gesichter der beiden zu entstellen und zu Totenmasken zu machen.
»Sie haben sich nicht gewehrt, John…«
»Okay, um so besser.«
Für Julia war dies so etwas wie ein Start. Sie schob ihren Oberkörper leicht vor, dann trat sie einen großen Schritt auf mich zu. Ich wusste nicht, was sie genau vorhatte, aber sie war jemand, die auf der anderen Seite stand.
In meiner Tasche steckte das Kreuz!
Zu einem zweiten Schritt ließ ich sie nicht kommen. Ich hatte das Kreuz hervorgeholt und dachte auch, daran, was Elmar Gentry passiert war. Auch hier rechnete ich damit, dass die Macht des Kreuzes das Dunkle in den Augen löste.
Julia zuckte zurück. Sie schüttelte den Kopf, als könnte sie nicht glauben, was sie sah. Ich wollte auch auf sie zu, aber der andere und sehr plötzliche Vorgang hinderte mich daran.
Julia veränderte sich.
Diesmal nicht an den Augen, die blieben schwarz. Etwas musste sich vom Kreuz gelöst und sie getroffen haben. Ich hatte den Eindruck, als wäre ihre Haut dabei, abgeschält zu werden. Die normale Farbe verschwand, und es drang etwas anderes nach außen, das auch die Farbe übernahm. Es waren schimmernde, hellgraue Schuppen, die plötzlich überall zu sehen waren und sich nicht allein auf das Gesicht beschränkten. Der gesamte Körper wurde davon erfasst, und als ich jetzt einen Blick auf das Kreuz warf, sah ich, dass die vier Buchstaben an den Enden einen schwachen Schein absandten. Es war die Botschaft der Erzengel, die auf meinem Kreuz hinterlassen worden war. Sie wollten es nicht hinnehmen, dass im Namen der Engel Böses geschah. Also stemmten sie sich dagegen, und ihre Kraft war wesentlich stärker.
Julia wurde voll erwischt. Und es wurde dabei ihre menschliche Gestalt zerstört, die eigentlich nichts anderes als eine Lüge gewesen war. Tatsächlich sah sie anders aus. Suko hatte sie einmal mit den Kreaturen der Finsternis verglichen, und das traf auch in etwa zu, obwohl bei ihr die echte Gestalt nicht wie ein schwaches Bild auf der ersten erschien, denn sie verwandelte sich weiter.
Etwas züngelte aus ihrem Mund. Grün, lang und spitz. Nicht gespalten wie bei einer Schlange, dennoch die Zunge eines Echsenwesens. Dazu passten auch die Schuppen, deren graue Farbe jetzt von einer grünen überdeckt wurde.
Julia war nicht aus dem Licht gegangen und wurde noch immer voll getroffen. So schimmerte fast jede Schuppe wie ein winziger polierter Nagel auf.
Es war noch ein menschliches Gesicht, aber es veränderte
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