1153 - Hölle auf Erden

werden bald erfahren, was das ist. Nona?"
    Ein lautes Krachen kam aus dem Minikom.
    „Die Verbindung ist unterbrochen", stellte Bull fest. „Jemand hat auf Nonas Gerät geschossen. Wir müssen feststellen, was geschehen ist. Bookie ..."
    Über sein abruptes Schweigen beunruhigt, wandte sich Booker zu Bull um. Er sah, daß er nach oben blickte, durch das transparente Kanzeldach des Gleiters hindurch.
    Als er Bulls Blick mit den Augen folgte, sah er sie ebenfalls.
    Etwa ein Dutzend Shifts sanken in der näheren Umgebung auf die Stadt herab, gefolgt von Tausenden Bewaffneter. Niemand schoß. Es gab keine Truppen der Nichtbefallenen mehr in Daressalam auf die die Dordon hätten schießen müssen.
    „Wir warten, bis die Fußtruppen gelandet sind, dann versuchen wir, zum Jachthafen durchzukommen", erklärte Bull mit unnatürlicher Ruhe. „Wenn wir die freie See erreichen, können wir es vielleicht bis Madagaskar schaffen. Die Insel war noch vor zwei Stunden unter Kontrolle der Nichtbefallenen. Es gibt dort ein Depot, in dem einige Millionen veraltete Roboter eingemottet waren. Jemand hat rechtzeitig geschaltet und sie aktiviert und der Lage entsprechend programmiert. Dort kriegen die Dordon so schnell keinen Fuß auf den Boden."
    „Warum warten, bis die Fußtruppen gelandet sind?" fragte Booker Tern nervös. „Wenn sie uns schnappen und dich erkennen, bringen sie dich bestimmt um."
    „Wenn die Fußtruppen unten sind, werden die Shifts nicht ohne weiteres in die Stadt hineinballern", antwortete Bull. „Das zu deiner Frage. Was meine Sicherheit betrifft... Nun, sollten sie uns wirklich schnappen, zeige ich ihnen eben meine Achselhöhlen."
    „Was?" schnappte Booker entsetzt. „Du auch? Seit wann?"
    „Ich spüre die kalten Schleimklümpchen seit etwa einer Stunde. Es dauert also noch lange, bis ich ein Dordone bin, Bookie." Er lächelte. „Ich habe erwartet, daß es irgendwann auch mich erwischen würde. Diese Parasiten sind keine Krankheit, vor der ein Zellaktivator schützt. Immerhin, vielleicht verzögert er die Wirkung, so daß mir Zeit genug bleibt..."
    Er schüttelte den Kopf.
    „Es ist soweit, Bookie. Diese Straße entlang!"
    Booker Tern ließ den Gleiter nur wenige Zentimeter abheben, dann steuerte er ihn in die Straße, die Bull ihm gezeigt hatte. Sie schwebten unangefochten hindurch, aber auf der nächsten Kreuzung wären sie beinahe mit einem Shift zusammengestoßen. Sofort richtete sich der Lauf einer Strahlkanone auf sie.
    „Anhalten!" befahl Bull. „Und aussteigen!"
    Booker tat, wie ihm geheißen - mit weichen Knien und einem mulmigen Gefühl im Bauch.
    Kaum standen sie draußen, als eine Gruppe Bewaffneter sie umringte. Die hohlen Wangen und die fanatisch glitzernden Augen verrieten, daß es sich um Dordon handelte.
    „Der da ist Reginald Bull!" schrie einer und stieß dem Hanse-Sprecher den Lauf seines Strahlgewehrs in die Rippen. „Erschießen! Auch den anderen!"
    Zwei Dordon hatten unterdessen den Gleiter in Brand geschossen. Die Flammen schlugen haushoch aus dem weißglühenden Wrack. Der Trox mußte einen schnellen Tod gestorben sein.
    Bull öffnete seinen SERUN und breitete die Arme aus.
    „Seht in meinen Achselhöhlen nach!" sagte er mit erzwungener Ruhe.
    „Er blufft!" kreischte eine Frau.
    „Ich prüfe es nach", sagte ein Mann, der der Anführer zu sein schien. „Wenn er zu uns gehört, haben wir einen wertvollen Fang gemacht. Als Dordone kann er sehr viel für unsere Sache tun."
    Er riß Bulls Hemd auseinander und betastete seine Achselhöhlen, dann trat er zurück.
    „Willkommen bei deinen Schwestern und Brüdern, Bully!" sagte er, dann ging er zu Booker Tern.
    „Du scheinst noch außerhalb zu stehen", meinte er abschätzend.
    Er prüfte auch seine Achselhöhlen, dann winkte er einen Mann herbei und deutete auf Booker.
    „Er gehört dir und deiner Sippe, Hergar", erklärte er und nahm die beiden Paralysatoren an sich. „Gefangenenstatus. Früher oder später wird auch er erlöst werden."
     
    *
     
    Hergar deutete auf die Frau und die beiden Jungen, die ebenso abgemagert und schwer bewaffnet waren wie er und sich in einer verlassenen Wohnung in Daressalam einquartiert hatten.
    „Meine Sippschaft", erklärte er. „Nichi, Urgar und Imger."
    Er durchsuchte den Kühlschrank nach etwas Eßbarem, fand aber nur ein Stück angeschimmelte Wurst. Achtlos wischte er den Schimmel an seiner Hose ab, dann schlang er gierig. Es schien ihn nicht zu kümmern, ob die anderen Mitglieder seiner