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1153 - Hölle auf Erden

Titel: 1153 - Hölle auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Familie etwas zu essen bekamen.
    Booker Tern setzte sich auf einen freien Stuhl und beobachtete die Leute. Sie saßen apathisch herum und beachteten sich gegenseitig kaum, obwohl sie offenkundig eine Familie waren. Wahrscheinlich blieben sie nur aus alter Gewohnheit beisammen.
    Nichi, Hergars Frau, mochte fünfundvierzig Jahre alt sein. Ihr eingefallenes Gesicht ließ sie aber älter erscheinen. Urgar schien seiner Größe nach sechzehn Jahre alt zu sein, Imger vielleicht vierzehn.
    Als er den jüngeren Sohn ansah, stutzte Booker.
    Imger hatte die gleichen glitzernden Augen wie alle Dordon, aber bei ihm glitzerten sie nicht vor Fanatismus, sondern vor Fieber. Ab und zu lief ein Zittern durch den mageren Körper. Das Gesicht war voller hellrosa Flecken. Auch der übrige Körper schien von Ausschlag bedeckt zu sein, denn Imger kratzte sich beständig verstohlen.
    „Darf ich mal nachsehen, ob Antibiotika im Haus sind?" wandte sich Booker an Hergar.
    „Antibiotika?" fragte Hergar argwöhnisch. „Warum?"
    Booker deutete auf Imger.
    „Er ist krank. Wahrscheinlich die Röteln."
    „Ich bin nicht krank!" protestierte Imger.
    Booker entdeckte Furcht in seinen Augen.
    Halfen Antibiotika etwa gegen die Parasiten?
    Aber nein! Es war alles längst ausprobiert worden. Anscheinend befürchtete Imger, von der nächsten Aktion der Dordon ausgeschlossen zu werden. Dabei konnte er sich kaum noch auf den Beinen halten. Er mußte an die vierzig Grad Fieber haben und gehörte dringend ins Bett.
    „Du hast es gehört", sagte Hergar gleichgültig. „Er ist nicht krank."
    Imger verzog das Gesicht und faßte sich ans rechte Ohr.
    Booker sah, daß es knallrot war. Der Junge mußte Mittelohrentzündung haben. Das kam bei Röteln als Begleit- oder Folgekrankheit vor. Es bedeutete auch, daß die Krankheit schon seit einigen Tagen im akuten Stadium war. Angesichts der schlechten körperlichen Verfassung war zusätzlich mit einer Lungenentzündung zu rechnen.
    Hergars Armband-Telekom summte.
    Der Dordone schaltete das Gerät ein und hielt es ans Ohr. Nach einer Minute schaltete er es wieder aus und winkte Urgar.
    „Komm mit! Auf dem Zentralplatz wird Verpflegung ausgegeben. Nichi, paß auf den Gefangenen auf!"
    Als Hergar und Urgar gegangen waren, beschloß Booker, an den Rest von mütterlichen Instinkten zu appellieren, der Nichi vielleicht geblieben war.
    „Imger hat die Röteln", sagte er. „Dazu eine Mittelohrentzündung rechts. Ich fürchte, daß er auch noch eine Lungenentzündung bekommt, wenn er nicht behandelt wird."
    Nichi richtete ihr Strahlgewehr auf ihn.
    „Was geht es dich an!"
    „Zufällig bin ich Seuchenexperte", erklärte Booker. „Imger wird sterben, wenn er nicht behandelt wird."
    „Sterben?" echote Nichi.
    „Tot sein", sagte Booker. „Verwesen. Zu Abfall werden. Ein Dordone weniger."
    Die Frau horchte auf.
    „Es braucht uns alle. Was kann ich tun?"
    „Du bist nicht befallen?" fragte Imger lauernd.
    „Ich bin nicht befallen", bestätigte Booker.
    „Er soll mich zuerst untersuchen", erklärte der Junge.
    „Na, gut!" meinte die Mutter. „Aber gib mir solange deine Waffe."
    Sie nahm ihm die Waffe ab und ging zur gegenüberliegenden Seite des Zimmers. Dort lehnte sie sich müde an die Wand.
    Booker Tern ging zu Imger. Obwohl er seiner Sache sicher war, tastete er den Nacken nach Lymphknotenschwellungen ab. Er fühlte zwei haselnußgroße Knoten. So stark ausgeprägt waren die Symptome selten. Imger schien nicht die geringsten Abwehrstoffe gegen die Röteln-Viren gehabt zu haben.
    „Verrate mich nicht!" flüsterte der Junge an seinem Ohr. „Sie bringen mich sonst um."
    Booker runzelte die Stirn, sagte aber nichts, sondern musterte nur das Gesicht des Jungen. Es war schweißbedeckt, und in den Augen glitzerte panische Angst.
    Einer Ahnung nachgebend, stellte Booker sich so, daß er Imger gegen seine Mutter verdeckte, dann fuhr er ihm mit den Händen unters Hemd und in die Achselhöhlen. Als er die Hände wieder herauszog, lagen mehrere vertrocknete Schleimklümpchen darin.
    Booker durchfuhr es wie ein elektrischer Schlag, als er die Tragweite dieser Entdeckung begriff.
    Aktive Röteln-Erreger töten die Parasiten ab!
    Wenn man alle Menschen mit Röteln-Viren infiziert, werden sie frei und immun!
    Er ließ die trockenen Klumpen fallen und blickte den Jungen an. Imger zitterte am ganzen Leib. Booker zweifelte nicht daran, daß seine eigene Mutter ihn umbringen würde, wenn sie merkte, daß er die Parasiten

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