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1155 - Der Erwecker

Titel: 1155 - Der Erwecker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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frei bewegen kann, können wir nichts dagegen tun, solange keiner gegen bestehende Gesetze oder Sicherheitsvorschriften verstößt. Bei Le So Te ist es nicht so. Er taucht auf, vollbringt angeblich Wunder und verschwindet wieder. Kaum einer hat ihn bisher richtig zu Gesicht bekommen. Er entzieht sich der Masse. Genau das ist es, was seine Popularität innerhalb weniger Tage gewaltig hat anwachsen lassen."
    „Du hältst ihn für eine Gefahr?"
    „Mehr als alle anderen. Ich gäbe viel darum, ihn hier zu haben."
    Bully bestellte einen zweiten Drink und kippte ihn. Der Zellaktivator auf seiner Brust glich die berauschende Wirkung des Alkohols automatisch aus.
    Ein Mensch, der Tote zum Leben erweckte. Für einen Unsterblichen wie Bully klang es zu unwahrscheinlich. Da war allerdings die durch Zeugen belegte Meldung Gruderkons.
    Bully kannte den Kollegen von der Hanse. Der Mann war vertrauenswürdig und zuverlässig wie alle Hanse-Sprecher.
    Deightons Armbandkom zirpte. Der Sicherheitschef meldete sich und hörte sich die Durchsagen an. Mit leiser Stimme gab er Anweisungen. Die Bar war leer bis auf den Barkeeper, und für dessen Ohren waren die Worte nicht bestimmt.
    „Sie haben ihn", nickte Bull. Er hatte mitgehört. Le So Te bewegte sich auf Terrania zu.
    Ohne Zweifel war die Hauptstadt sein Ziel.
    Bully schob seine ID-Karte in den Schlitz an der Theke. Automatisch buchte der Hauscomputer den Betrag für die Getränke von seinem Konto ab. Deighton folgte seinem Beispiel. Zusammen verließen sie die Bar und machten sich auf den Rückweg. Sie benutzten ein schnelles Gleitband.
    „Die wichtigsten Hanse-Sprecher zu einer Besprechung", gab Bully an den Zentralcomputer von HQH durch, der mit NATHAN gekoppelt war. „Gruderkon soll sich bereithalten."
    Danach informierte er Julian Tifflor.
    „Le So Te, ist er die dritte Plage?" klang Deightons Stimme neben ihm auf. „Bringt er den Untergang statt das Leben?"
    Bully fror mit einem Mal. Er riß sich zusammen und legte sich zurecht, was sie bisher über den Mann wußten. Es war unwahrscheinlich, aber sie konnten es nicht mit Sicherheit sagen.
    „Vielleicht ist es auch ein Bote von ES!" gab er zur Antwort.
     
    5.
     
    „Le So Te wurde vor zweihundertvier Jahren in einem Zeltlager in der Nähe der tibetischen Hauptstadt Lhasa geboren. Im Alter von sechzehn Jahren trat er in das Kloster Tiau Mei ein, das am Oberlauf des Tsangpo ganz in der Nähe der Heiligen Seen liegt.
    Seither hat man nichts mehr von ihm gehört. Aber es gab ihn. Jetzt ist er an die Öffentlichkeit getreten. Er zieht umher und erweckt Tote zum Leben. Er beweist eine unheimliche Macht, indem er nicht nur die soeben Gestorbenen erweckt, sondern auch Menschen aus dem Reich des Dunkeln zurückholt, die Jahrzehnte oder Jahrhunderte vorher gestorben sind und die ehemalige Existenzform längst verloren haben. Dabei kann es sich kaum um Spiegelfechterei handeln.
    Die Menschen haben die Bedeutung Le So Tes erkannt. Ihre Ängste und Befürchtungen führen zu einer spontanen, emotionalen Hinwendung zu diesem Mönch, von dem sie sich das Ende ihrer Befürchtungen erwarten. Le So Te wird zu ihrem Retter, und seine Beliebtheit steigert sich von Stunde zu Stunde. Es ist abzusehen, wann die übrigen Heilslehren und Rettungsvereine wie die Perforativen und die Wichtigmeister zusammenbrechen, weil sie keine Mitglieder mehr haben.
    Le So Tes Auftreten untermauert die Legende eines Heiligen zusätzlich. Eine nicht definierbare Aura geht von ihm aus. Sie fängt Menschen ein und bindet sie an ihn. Sein Nimbus ist ähnlich dem eines Gurus, nur viel transzendentaler.
    Le So Te ist eine Gefahr für die Menschheit!"
    Gruderkon beendete seinen Bericht und blickte erwartungsvoll in die Runde. Betretene Gesichter sahen ihn an, das Schweigen war deutlicher als jede Antwort.
    „NATHAN bestätigt, daß es sich bei Le So Te einwandfrei um jenen Mönch handelt, der damals in das Kloster Tiau Mei eingetreten ist", fügte Galbraith Deighton hinzu. „Der Mönch hat mehrmals Transmitter benutzt, um von Kontinent zu Kontinent zu gelangen.
    Dabei ist seine Körperstruktur gespeichert und identifiziert worden."
    „Dann steht uns einiges bevor", orakelte Julian Tifflor. Er stand neben Bully. „Was meinst du, Dicker?"
    Reginald Bull grinste ihn an. Die Bezeichnung erinnerte ihn an alte Zeiten, „Dicker" hatten sie ihn schon genannt, als alles angefangen hatte. Damals, im Jahr 1971. Bei ihrem ersten Mondflug hatten sie die Arkoniden entdeckt.

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