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1155 - Der Erwecker

Titel: 1155 - Der Erwecker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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gibt keinen Zweifel, Bully", meinte er. „Es handelt sich um den Mann, der in Magwe war und die beiden Verunglückten wiederhergestellt hat. Le So Te vollbringt Wunder!"
    „Er ist eine Gefahr!"
    Die Worte hingen dumpf zwischen den Menschen. Sie fuhren herum und starrten Chthon an, der den Saal betreten hatte. Der Schatten war stärker als sonst von einem Hauch Trauer umgeben, und sie drückte sich vor allem in den Bewegungen des Körpers aus, die er vollführte. Chthon ging leicht nach vorn gebeugt auf die Menschen zu.
    Auch Le So Te hatte sich umgewandt und seine Augen auf den Fremden gerichtet. Sie glitzerten Chthon an, und der Schatten ging unbeirrt auf den Mönch zu. Alle begriffen, daß sich eine unvorhergesehene Entscheidung anbahnen wollte.
    Die Spannung erreichte einen neuen Höhepunkt, und Geoffry Waringer stieß keuchend hervor: „Nein! Wartet!" Der Wissenschaftler fürchtete um wichtige Erkenntnisse.
    Konnten sie Chthon ohne weiteres trauen? Er war ein fremder Schatten, der ihnen geholfen hatte. Pas besagte nicht, daß er in jeder Beziehung auf der Seite der Menschen stand.
    „Ich bin keine Gefahr", rief Le So Te aus. Er hielt Chthon stand. Der Schatten verharrte dicht vor ihm, und hätte er einen Atem gehabt, wäre dieser dem Mönch jetzt ins Gesicht geschlagen.
    Im nächsten Augenblick wich Chthon hastig zurück.
    „Vorsicht!" dröhnte er. „Ich habe euch gewarnt. Nun müßt ihr damit fertig werden!"
    Er blickte Deighton an und gab ihm mit der Hand ein Zeichen. Galbraith erwiderte es. Er drückte gemeinsames Einverständnis aus. Es symbolisierte, daß beide mißtrauisch waren und den Mönch unausgesetzt beobachten würden.
    Le So Te stand starr und bleich zwischen den Männern und Frauen. Er schien zu zittern, und es übertrug sich auf den Fußboden. Er vibrierte leicht.
    „Was ist?" rief Bully. Er beugte sich vor. Kälte schlug ihm entgegen und vertrieb ihn. Die Luft kühlte sich so rasch ab, daß er fast einen Temperaturschock erlitt. Den anderen erging es ebenso.
    „Er ist der Untergang der Erde", orakelte Chthon. „Da, jetzt ist es vorbei!"
    Le So Te schlug die Augen auf. Er wich vor Chthon zurück, der sich diesmal wirklich auf ihn stürzen wollte. Der Mönch versuchte erneut, sich zu konzentrieren.
    „Hört auf damit!" schnitt eine Stimme durch den Saal. „Ihr macht Fehler auf Fehler!"
    Bully, Tifflor, Deighton und Waringer erstarrten. Sie waren unfähig, sich umzudrehen, während die Frau in ihre Mitte trat und sie aus seltsamen Augen anlächelte.
    Sie war groß und schlank. So, wie sie sie einst kennen gelernt hatten. Ihre Haut war samtartig, und ihre Augen glühten rot. Die weißblonden Haare wehten um ihren Kopf, als habe der Temperatursturz einen Sturm verursacht. Es wurde frostig in dem Saal, und die Klimaanlage reagierte und blies Warmluft aus den Düsen.
    Bully merkte, daß er schwankte. Die Stimme versagte ihm, und er hätte viel darum gegeben, mit einem anderen tauschen zu können. Neben ihm war Tifflors schwerer Atem.
    Bully stürzte in ein Karussell wirbelnder Gedanken. Einen Augenblick lang bildete er sich ein, er verlöre den Kontakt zu seinem Körper. Er raste rückwärts durch die Zeit bis dorthin, wo das Ende einer Frau ihn und alle anderen erschüttert hatte. Sie hatte sich einer Heilbehandlung gegen Alterung unterziehen müssen. Dabei hatte sich im letzten Moment herausgestellt, daß bei ihr ein Verjüngungsprozeß eingetreten war. Sie hätte noch lange leben können
     
    *
     
    wäre sie nicht einem gewaltsamen Tod zum Opfer gefallen. Ohne von ihrem Glück zu wissen, hatte sie den schnellen Tod gesucht und ihn gefunden. Ein Ära hatte sie erschossen.
    Bully sah Bilder. Er sah seinen ältesten und besten Freund bei der Totenwache, und er sah den einbalsamierten Körper der großen Frau und ihr junges, unwirklich schönes Gesicht.
    Er sah es stundenlang und tagelang. Eine ganze Ewigkeit. Innerhalb weniger Gedankenbruchteile erlebte er Äonen.
    Die Wirkung auf den Unsterblichen war so groß, daß er zusammengebrochen wäre, wenn nicht jemand ihn gestützt hätte. Gruderkon erkannte seinen Zustand und hielt ihn fest.
    Bully blinzelte, aber das Gesicht vor seinen Augen blieb. Es veränderte schlagartig die Gedanken und Empfindungen des Terraners, und er begriff, daß tatsächlich eine Entscheidung gefallen war. Aller späteren Einwände zum Trotz mußte das den Ausschlag geben.
    Da war Chthon, der weiter vor Le So Te zurückwich und in einem Wandschrank verschwand.
    Da war

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