1156 - Albtraum Elektra
nach wie vor außer Gefecht gesetzt.
Aber es gab ein Danach. So konnte die Lage nicht bleiben. Da musste etwas passieren. Elektra war scharf auf das Kreuz, aus welchen Gründen auch immer, und ich war überzeugt, dass sie einen weiteren Versuch unternehmen würde.
Ich saß allein im Büro. Ich wusste nicht, wie lange mich Glenda und Suko verlassen hatten. Normalerweise hätte ich einen Blick auf die Uhr geworfen und alles wäre perfekt gewesen, in meinem besonderen Fall war das jedoch nicht zu schaffen. Ich sah nichts. Um mich herum war nur die dunkle Welt, in der es nicht einmal kleinste, helle Punkte gab. Es war einfach grauenhaft.
Ich wollte es eigentlich nicht, aber dieser Gedanke drängte sich automatisch in mir hoch. Ich zitterte wieder, ich hätte schreien oder aufstehen und irgendwo herumrennen können, aber es hätte mir nichts gebracht, und so blieb ich auf dem Stuhl sitzen wie festgebacken.
Ich hatte meine Hände auf die Kante des Schreibtischs gelegt. Die Berührung mit dem alten Holz tat mir gut. Das war etwas Echtes. Das rührte ein Stück Erinnerung in mir hoch, und auch der heftige Atem beruhigte sich wieder.
Dann hörte ich aus dem Nebenraum Stimmen und Schritte. Das Gehör war schon sensibilisiert worden. So bekam ich mit, dass Glenda und Suko eine dritte Person mit dabei hatten.
»Bitte, Sir!«, sagte Suko.
Jemand betrat das Büro. Automatisch drehte ich meinen Kopf nach links, wo sich auch die Tür befand. Ich sah nichts mehr, auch nicht meinen Chef, doch ich hörte, dass sich seine eigentlich recht normalen Schritte verlangsamten. Ich war sicher, dass er jetzt in mein Gesicht schaute und erkannte, was mit mir geschehen war.
Die Tritte verstummten, und es breitete sich eine ungewöhnliche Stille im Büro aus. Ich konnte mir vorstellen, dass Sir James mich anschaute und ich wusste, was in ihm vorging. Mir wäre es umgekehrt nicht anders ergangen. Auch ich hätte nach den richtigen Worten gesucht, um jemand anzusprechen.
Ich nahm ihm die Hürde ab. »Bitte, Sir, sagen Sie nichts. Auch kein Mitleid. Es ist passiert. Ich habe noch keine Erklärung, aber es steht fest, dass ich nichts mehr sehen kann. Ich kann Sie nur spüren, aber nicht mehr erkennen.«
Er atmete sehr laut ein. »John, ich habe alles gehört. Ich muss einfach sagen, dass es mir leid tut. Es ist eine Floskel, doch für mich nicht. Ich verspreche Ihnen, dass ich alles daran setzen werde, um Sie von diesem Zustand zu befreien.«
Zum ersten Mal zeigte ich ein Lächeln. »Bitte, Sir, ich habe für alles Verständnis. Es ist auch toll, dass Sie mir das gesagt haben, aber ich muss Ihnen weiterhin gestehen, dass ich nicht möchte, wenn Sie sich einsetzen.«
»Bitte? Warum nicht?«
»Finde ich auch, John!«, meldete sich Glenda. »Sir James möchte dir die besten Ärzte besorgen, die es in England gibt. Ich glaube schon, dass sie an deinem Zustand etwas ändern und dir die Sehkraft wieder zurückgeben können.«
»Danke«, sagte ich mit leiser Stimme. »Ich weiß das wirklich alles zu schätzen. Doch ich bezweifle, dass wir damit Erfolg haben werden. Dass ich Furcht habe, steht fest. Alles andere wäre nicht normal, aber ich habe trotzdem nicht meinen Verstand verloren. Ich kann noch denken und habe dies auch getan. Wir müssen davon ausgehen, dass Elektra ihr Ziel nicht erreicht hat. Nach wie vor befindet sich das Kreuz in meinem Besitz. Aber sie will es haben. Sie braucht es. Es kann sogar lebenswichtig für sie sein. Deshalb wird sie nicht nachgeben und noch einmal bei mir erscheinen.«
»Das habe ich begriffen«, sagte der Superintendent nach einer Weile. »Aber was hat das mit Ihrer Blindheit und den Ärzten zu tun, die sich um Sie kümmern sollen?«
»Ich gehe dabei von einer magischen Blindheit aus, Sir.« Ich wartete einen Moment, dann sprach ich weiter. »Also von keiner, die eine natürliche Ursache hat. Da steckt eine andere Kraft dahinter. Eine mächtige, eine andere, eine magische eben, und ich kann mir auch vorstellen, dass sie ihren Ursprung im alten Ägypten hat oder in einem Reich, das noch älter ist.«
»Atlantis?«, fragte Suko.
»Ja.«
Sir James räusperte sich. Ich wusste auch, was nun geschah, denn ich kannte ihn lange genug.
Wahrscheinlich rückte er jetzt seine Brille zurecht, um danach seinen Entschluss bekannt zu geben.
»Sie bleiben also dabei, John, dass es keinen Sinn macht, wenn ich Sie zu den Spezialisten hinbringe, damit die sich Ihre Augen anschauen können? Ist das alles so korrekt für
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