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1156 - Albtraum Elektra

1156 - Albtraum Elektra

Titel: 1156 - Albtraum Elektra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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leicht, und das wiederum lag nicht nur an den Bewegungen des Wagens. Sie hatte Mühe, sich noch normal auf den Beinen zu halten.
    Durch eine Bewegung des Zuges wurde sie gegen mich gedrückt und war sich auch nicht zu schade, sich an mir festzuhalten. Wir schauten uns aus recht kurzer Distanz in die Gesichter. Ich entdeckte einen Ausdruck in ihren Augen, der mir nicht gefiel.
    War es Angst? War es das Gefühl von Schmerzen, die sie erreicht hatten? Jedenfalls flackerte der Blick und auch ihr Mund stand offen. Sie atmete schwer und ihre Hand verkrampfte sich so hart um die Stange, dass die Knöchel scharf hervortraten. Die Schwankungen des Körpers waren nicht normal, und sie hatten nicht nur mit den Bewegungen des Zuges zu tun.
    »Geht es Ihnen nicht gut?«, sprach ich sie an.
    Diesmal antwortete sie nicht mit einem arroganten Blick. Ich sah auf ihrem Gesicht den Schweiß.
    Auch das Zittern der Lippen entging mir nicht.
    »Bitte, Miss…«
    »Ich weiß nicht.«
    »Was wissen Sie nicht?«
    Sie schluckte und konnte erst dann reden. »Es ist plötzlich passiert. Mir ist so komisch. Seltsam. Das habe ich noch nie gehabt.«
    »Ist Ihnen übel?«
    »Nein, nein, so kann man das nicht nennen. Keine Übelkeit. Ich weiß auch nicht, wie ich mich ausdrücken soll.«
    »Versuchen Sie es.«
    »Ist schwer«, flüsterte sie. »Das… das… ist wie ein Strom, der durch meinen Körper rinnt. Der aber nicht von mir ausgeht, sondern von außen her.«
    »Dringt etwas in sie ein?«
    Sie wollte erst lächeln, weil man es auch anders deuten konnte, doch sie blieb ernst. »Ja, so könnte man es bezeichnen. Ich habe das Gefühl, dass ich angegriffen worden bin. Von wem, das kann ich nicht sagen. Ich bin nicht mehr allein. Da ist noch etwas, verstehen Sie? Es… es… hat mich gepackt.«
    Ich begriff es nicht und versuchte ihr normal zu helfen. Ich riet ihr, tief durchzuatmen und so zu versuchen, ein inneres Gleichgewicht wieder herzustellen.
    Die Frau rang sich ein Lächeln ab und bedankte sich für den Ratschlag. »Dabei habe ich gut geschlafen«, sagte sie noch. »Ich war auf keiner Fete und nichts…«
    »Der Kreislauf«, sagte ich.
    »Damit hatte ich nie Probleme.«
    »Was ist mit dem Wetter?«
    »Sie meinen dieses Hin und Her?«
    »Ja.«
    »Habe ich immer gut vertragen. Ich laufe in einer sehr großen Höhe Ski. Dabei habe ich auch niemals Probleme mit der dünnen Luft gehabt. Nur heute ist das so komisch.« Sie schaute mich an und fiel wieder gegen mich. »Sie müssen schon entschuldigen, Mister, aber das hier ist mir neu.«
    »Wir sind eben keine Maschinen.«
    »Stimmt. Nur bringt mich das auch nicht weiter. Ich bin wirklich froh, wenn die Fahrt vorbei ist.«
    »Wollen Sie an der nächsten Station aussteigen?«
    Sie hob die Schultern und überlegte kurz. »Das wäre sogar besser. Ich nehme mir dann ein Taxi.«
    »Gut. Ich begleite Sie.«
    »Aber das ist nicht nötig.«
    »Doch, doch. Ich möchte nicht, dass sie irgendwann umkippen und auf der Straße liegen.«
    Diesmal schaffte sie ein echtes Lächeln.
    »Ich heiße übrigens John Sinclair.«
    Ihr Lächeln blieb. Sie wollte auch ihren Namen sagen, doch es passierte etwas. Das Lächeln zerfaserte, und die Frau schüttelte leicht den Kopf. »Das ist verrückt!«, flüsterte sie.
    »Was denn?«
    »Der Name.«
    »Ist er so schlimm?«
    »Nein, das nicht. Er… er fällt mir im Moment nur nicht ein. Verstehen Sie das? Ich weiß nicht, wie ich heiße. Das kann doch nicht wahr sein!« Sie sprach mit hektischer Stimme und drehte den Kopf wie jemand der herausfinden will, ob er von verschiedenen Seiten unter Beobachtung steht, doch die Fahrgäste waren zumeist mit sich selbst und ihrer Lektüre beschäftigt. Um uns kümmerte sich niemand.
    »Das kann nicht wahr sein!«
    »Überlegen Sie genau!«
    »Ja, ja, das tue ich bereits. Ich denke nach. Ich überlege, aber ich spüre auch die Sperre in meinem Kopf.« Sie lachte jetzt. »Das ist der reinste Wahnsinn. Ich habe meinen eigenen Namen vergessen, als hätte man mir die Erinnerung aus dem Gehirn geholt. Das kann doch nicht…« Sie verstummte und schloss die Augen.
    Ich ließ die Frau nicht aus dem Blick. Sie kam mir jetzt wie eine Puppe vor, die den Kontakt mit der Haltestange gefunden hatte und sich zugleich gegen mich stützte.
    Ich hatte so etwas auch noch nicht erlebt und überlegte nun, ob mir diese Frau etwas vorspielte oder tatsächlich diese Probleme hatte. Meine Menschenkenntnis allerdings sagte mir, dass ich hier keine Schauspielerin

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