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1156 - Albtraum Elektra

1156 - Albtraum Elektra

Titel: 1156 - Albtraum Elektra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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erlebte. Sie hatte ihre Probleme, und ich wartete darauf, dass der Zug an der nächsten Station hielt.
    Plötzlich öffnete sie die Augen wieder. »Ich weiß es. Ich kenne meinen Namen.«
    »Und?«
    »Elektra.«
    Das war ein Ding. Ich schüttelte den Kopf. »Elektra?«, wiederholte ich. »Wie kann man nur Elektra heißen. Okay, es ist ein außergewöhnlicher Name. Aber Elektra…«
    »Sorry, Mr. Sinclair. Ich heiße nicht wirklich so. Aber ich erinnere mich nicht mehr an einen anderen Namen. Dieser hier kam mir urplötzlich in den Sinn.«
    Hinter den Fenstern wurde es heller. Schwammige Bilder schossen vorbei. Menschen, Licht und Dunkel waren zu einer Masse geworden, aus der sich die Umrisse erst dann hervorschoben, als der Zug anhielt.
    Die Frau war allein kaum in der Lage, den Wagen zu verlassen. Deshalb hakte ich sie unter und schob sie auch auf den Ausgang zu, zusammen mit wenigen anderen. Man ließ uns erst aussteigen, danach schloss sich hinter uns die Lücke.
    Beide standen wir auf dem Bahnsteig, auf dem die Luft auch nicht viel besser war.
    Elektra schwankte leicht. Ein prüfender Blick in ihr Gesicht sagte mir, dass es ihr noch immer nicht besser ging. Ihre Haut hatte einen bleichgelben Farbton bekommen. Wie mit dem Pinsel gezeichnet malten sich dort die Schweißtropfen ab.
    Zwar stand sie mit beiden Beinen auf dem Boden, aber ihre Knie waren schon weich und auch ein Zittern rann durch ihren Körper. Zum Glück stand ich in der Nahe, so konnte sie sich wenigstens bei mir abstützen.
    Es war kein guter Platz so dicht vor den Gleisen. Zu viele Menschen umgaben uns. Ich führte sie deshalb zu einem Ort, an dem der Trubel nicht so groß war.
    Elektra ging mit kleinen Schritten neben mir her. Das war auch nicht normal. Den Kopf hielt sie gesenkt und holte bei jedem Aufsetzen des Fußes tief Luft. Es ging ihr trotzdem nicht besser. Ich spielte schon mit dem Gedanken, sie zu einem Arzt zu schicken.
    Nahe der Automaten blieben wir stehen. Es gab hier auch eine Wand, gegen die sich Elektra lehnen konnte. Es tat ihr gut. Sie schloss die Augen, aber sie musste von mir auch festgehalten werden, sonst wäre sie doch gekippt.
    Es fielen mir eigentlich nur dumme Fragen ein, aber ich musste sie stellen. »Geht es Ihnen besser, Elektra? Haben Sie sich ein wenig erholen können?«
    Die Augen öffnete sie nur spaltbreit. »Elektra«, flüsterte sie. »Welch ein Name.«
    »Stimmt.«
    »Er gehört mir nicht.«
    »Bitte?«
    »Nein, nein, nein. Das ist nicht mein richtiger Name. Ich bin auch nie so genannt worden. Elektra damit kann ich gar nichts anfangen, wenn ich ehrlich sein soll. Wer ist schon Elektra? Eine Person aus der Antike und…« Sie hörte auf. Ihre Gestalt straffte sich. Plötzlich war wieder Kraft in sie zurückgekehrt. Als sie die nächsten Worte sprach, hatte auch ihre Stimme einen anderen Klang bekommen. »Jetzt weiß ich, was ich will!«
    »Was denn?«
    »Das Kreuz!«
    ***
    Da war es wieder!
    Ich musste zugeben, dass es mich ebenso überraschend erwischt hatte wie auch in der vergangenen Nacht. In den letzten Minuten hatte ich überhaupt nicht an die Vorfälle gedacht. Nun aber war ich wieder mit brutaler Deutlichkeit daran erinnert worden.
    Ich sagte zunächst kein Wort und schaute sie nur an. Der Ausdruck - auf dem Gesicht zeigte nicht mehr diese Erschöpfung, die ich aus der U-Bahn kannte. Die Züge wirkten gespannt, aber auch anders. Sogar fremd. Als hätte sich etwas darüber gelegt.
    Zwar hatte sie nur zwei Worte gesagt, aber es war die gleiche Stimme gewesen, die mich in der letzten Nacht angerufen hatte.
    »Was sagen Sie?«, fragte ich leise. »Ich will das Kreuz!«
    »Sie?«
    »Ja!«
    »Warum?«
    »Ich brauche es!«
    »Aber es gehört mir!«
    Elektra drehte mir den Kopf zu, dass sie mich direkt anschauen konnte. Ihre Lippen bewegten sich beim Sprechen kaum. »Es ist die zweite Chance, die ich dir gebe, John Sinclair. Du musst dich entscheiden. Bei einer dritten Begegnung wird es härter für dich. Also, ich höre!«
    »Nein!«
    Ich hatte das Wort sehr bestimmt gesagt und wartete auch auf eine Reaktion. Sie starrte weiterhin in mein Gesicht, und plötzlich sah ich in ihren Augen einen anderen Glanz. Sie wurden dunkel, doch aus den Tiefen der Pupillenschächte stieß zugleich eine andere Farbe in die Höhe, die in einem krassen Gegensatz zum Dunkel der Pupillen stand.
    Eine goldene Farbe!
    »Gib es mir!«, flüsterte Elektra.
    »Nein!«, wiederholte ich. »Es gehört mir. Es wird immer mein Eigentum

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