1156 - Der Armadaprinz
ihnen in den Schacht.
6.
Gitter-Plus und Gitter-Negativ schwiegen. Sie hielten die Augen geschlossen, und sie taten auch nichts, um sich aus der Fessel zu befreien. Sie hatten erfaßt, daß es sinnlos gewesen wäre, sich gegen die Energieklammer zu stemmen. Diese war nicht zu sprengen.
Nachor von dem Loolandre hielt sich nur kurz mit ihnen auf und wandte sich dann der Zentralpositronik zu. Innerhalb weniger Minuten hatte er herausgefunden, daß noch kein Funkspruch an die Armadaschmiede herausgegangen war, daß die Gitterwesen jedoch Aufzeichnungen von der Begegnung mit dem Armadafloß YOWZENE gemacht und den Computer veranlaßt hatten, eine Zusammenfassung der Ereignisse als Hyperfunknachricht vorzubereiten.
Der Armadaprinz löschte Aufzeichnung und Befehle.
„In einer Stunde gehen wir wieder auf Überlichtgeschwindigkeit", sagte er. „Dann erreichen wir den Schmiedewall in weiteren zehn Stunden. Ihr werdet dafür sorgen, daß wir den Wall ohne große Schwierigkeiten passieren können."
Gitter-Plus lachte.
„Lieber sterbe ich", erwiderte er. „Verrat kommt für mich nicht in Frage."
„Und für mich auch nicht", fügte Negativ hinzu. Er blickte den Armadaprinzen forschend an. Er schien noch immer nicht begreifen zu können, daß sie überrumpelt worden waren.
Vielleicht war es die erste Niederlage seines Lebens.
Nachor von dem Loolandre setzte sich lächelnd vor die Hauptpositronik. Er wußte mehr über die Gitterwesen als die meisten anderen. Plus und Negativ lebten in absoluter Abhängigkeit voneinander. Während Plus über überschießende Kräfte verfügte und jemanden benötigte, der ihn vor ständigem Übereifer und übereilten Entscheidungen schützte, hatte Negativ mit psychisch stark hemmenden Einflüssen zu kämpfen. Er brauchte die vorwärtsdrängende Kraft seines Partners, um die zum Teil selbstzerstörerischen Einflüsse seiner Psyche überwinden zu können.
Zusammen bildeten die Gitterwesen eine Gemeinschaft von höchster Leistungskraft, und Nachor war schon Paaren ihrer Art begegnet, die er auf gar keinen Fall in so einfacher Weise hätte überwinden können.
„Ich weiß so ziemlich alles über euch", sagte er. „Deshalb werde ich euch an die Positronik anschließen, sobald ich diese entsprechend programmiert habe. Danach werdet ihr nicht mehr darüber nachdenken, ob ihr meinen Befehlen folgen werdet oder nicht."
„Das darfst du nicht tun", rief Gitter-Negativ keuchend. „Du würdest uns damit töten."
Nachor lachte.
„Mein lieber Freund", entgegnete er. „Wenn ich euch so behandeln würde wie die Armadaschmiede es in vergleichbarer Situation tun würden, dann allerdings stünde es schlecht um euch."
„Ihr seid Rebellen", rief Gitter-Plus erregt.
„Womit du vollkommen recht hast." Nachor von Loolandre tippte einige Tasten der Computersteuerung, rief ein unter dem Kode „Schmiede" gespeichertes Programm ab und änderte dieses nach seinen Vorstellungen. Dazu benötigte er fast eine halbe Stunde. Die beiden Gitterwesen schwiegen während dieser Zeit. Sie wußten, daß sie Nachor nicht umstimmen konnten.
Als der Armadaprinz seine Vorbereitungen abgeschlossen hatte, löste er die Fesseln von Gitter-Plus und setzte ihn in den Pilotensessel, wo er ihm erneut Energiebänder um die Beine legte. Danach verband er das metallisch schimmernde Geschöpf mit der Positronik. Dabei heftete er Kontaktscheiben an die hintere Querstrebe, in der das Haupthirn von Gitter-Plus lag, und führte das Verbindungskabel über die Rückseite des Gitters herab, so daß die Manipulation von vorn nicht zu erkennen war. Dann schloß er Gitter-Plus direkt an die Positronik an und schaltete das vorbereitete Programm.
Gitter-Plus veränderte sich nach außen hin nicht.
Nun legte Nachor von dem Loolandre Gitter-Negativ auf den Boden neben seinen Partner, so daß die Optik der Bildfunkgeräte ihn nicht erfassen konnte.
„Alles klar, Freunde", sagte er danach zufrieden. „In zehn Stunden haben wir unser Ziel erreicht."
Gitter-Negativ lag apathisch auf dem Boden. Er hatte aufgegeben. Nachor wußte, daß es nicht einmal nötig gewesen wäre, ihm den Mund zu verkleben, um ihm am Sprechen zu hindern. Negativ hatte nicht mehr die Kraft, sich aufzulehnen. Der Plus-Partner fehlte ihm. Dieser war an ein Positronikprogramm gebunden, in dem Negativ keine Rolle mehr spielte.
Nachor von dem Loolandre klappte seinen Transmitterkoffer auf, entfaltete das Metallgerüst, stieg hinein, drückte ein paar Tasten
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