1157 - Der PS-Teufel
sich nicht über die Hauptstraßen hinweg, sondern über schmalere Nebenwege. Sie fuhren nicht schnell. Chris, der sie Spitze übernommen hatte, bestimmte das Tempo. Seine Gedanken drehten sich um die Zukunft und zugleich auch um die Vergangenheit.
Er fragte sich, ob sie alles richtig gemacht hatten und es gut war, jetzt zu ihrem Treffpunkt zu fahren. Es sollte so etwas wie ein Abschiedstreffen für Shakko sein.
Das würde - es nicht werden, denn Shakko war nicht richtig tot. Irgendwie lebte er noch, obwohl es allen von ihnen nicht in den Kopf wollte. Da waren die Naturgesetze ad absurdum geführt worden.
Dass im Sarg eine Teufelspuppe gelegen hatte, wäre bei ihnen noch als Gag durchgegangen. Nicht aber der Tod eines ihrer Freunde. Genau das bereitete ihnen die größten Sorgen. Sie hatten sogar darüber abgestimmt, ob sie überhaupt fahren sollten. Die meisten waren dafür gewesen, und jetzt gab es auch kein Zurück mehr.
Nicht nur Chris, auch die anderen hatten davon gesprochen, was sie innerlich spürten. Es war ein regelrechter Drang, der sie vorantrieb. Als wären sie über einen anderen fremdbestimmt worden.
Das hatte auch Chris erlebt. Hin und wieder war er sich vorgekommen wie jemand, der nicht mehr ganz in der Welt ist. Das hörte sich zwar komisch an, doch es war nicht zu ändern. Denn er hatte das Gefühl gehabt, sich selbst zu verlieren und keine Kontrolle mehr über sich zu haben.
Erklären konnte er sich dieses Phänomen nicht, doch er brachte es in einen Zusammenhang mit dem Tod ihres Anführers, obwohl er da auch keine Logik erkannte.
Sie alle hofften nur, am Treffpunkt mehr über gewisse Dinge erfahren zu können und wie es nun mit ihnen weiterging.
Die Schlange bewegte sich über die schmalen Straßen. An den Maschinen brannten die Scheinwerfer. Deren kaltes Licht leuchtete in die anbrechende Dämmerung hinein und gab den Maschinen ein geisterhaftes Aussehen.
Chris schaute hin und wieder in die Außenspiegel. Die Formation hatte sich nicht auseinandergezogen. Alle waren gut genug, um auch Kolonne fahren zu können, ohne die Geschwindigkeit dabei zu verringern.
Hinter ihm fuhr Dana Butler. Sie hatte sich am meisten dagegen gewehrt, zum Treffpunkt zu fahren.
Bei jedem Argument hatte die Angst in ihren Worten mitgeklungen. Sie war der Ansicht, dass ihnen an der alten Ruine eine Falle gestellt werden konnte.
Manchmal kam ihnen ein Auto oder ein Radfahrer entgegen. Einheimische, denn die Touristen, die Windsor Castle besuchten, fuhren auf anderen Strecken.
Die Ruine lag versteckt. Nicht im Wald, doch das hohe Buschwerk in der Nähe konnte durchaus als Wand bezeichnet werden. Es schirmte den alten Bau ab, der einmal eine Kapelle gewesen war. Ob das Dach oder ein Teil der Mauern durch Menschenhand oder durch einen Sturm abgerissen worden war, wusste keiner von ihnen. Jedenfalls standen von der Kapelle nur noch Restmauern, und dort, wo einmal Gottesdienste abgehalten worden waren, brannte bei ihren Treffen das Feuer. So ein richtiges Lagerfeuer, direkt romantisch. Holz war genügend vorhanden. Sie hatten es in den letzten Wochen immer wieder gesammelt.
Es war eine Fahrt durch die Einöde. Begleitet wurden sie von den knatternden Geräuschen der Motoren, die sie kaum noch hörten, weil sie daran gewöhnt waren.
Die Dunkelheit ließ sich noch Zeit. Zunächst färbte sich der Himmel grauer. Die Sonne hatte sich weit im Westen zurückgezogen und nicht einmal beim Sterben ihren roten Schein über den Himmel geschickt. Der Wind hatte etwas zugenommen, was am Abend meistens eintrat, und auch die Natur war dabei, einzuschlafen.
Von der Straße her führte ein Weg auf die Kapelle zu. Es war eine Strecke, die fahrerisches Können erforderte. Da gab es nicht nur den engen Pfad, da waren vor allem die schlechten Bedingungen des Bodens daran schuld, dass ein normale Fahren nicht möglich war. Die Maschinen bockten, sie ließen sich nur schwer lenken, man musste sehr langsam fahren und die Visiere geschlossen halten, weil immer wieder Zweige und kleinere Äste gegen ihre Gesichter schlugen.
Die Rocker kannten die Strecke. Sie waren sie einfach schon zu oft gefahren, um noch Furcht vor ihr zu haben. Sie schaukelten weiter, und erlebten, dass der Frühling und das wärmere Wetter für ein Aufblühen der Natur gesorgt hatten, denn ein großer Teil der Sicht war ihnen schon genommen worden. Es gab nicht mehr so viele Lücken. Die meisten waren schon zugewachsen.
Die Motoren störten die Stille des Abends,
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