1157 - Der PS-Teufel
leuchtete uns das Fernlicht den Weg. In seinem Schein sahen wir auch die frischen Reifenspuren, die sich tief in das Erdreich hineingegraben hatten. Von einem Auto stammten sie nicht. Die deuteten auf ein Motorrad hin oder mehrere, die in einer Spur gefahren waren.
Ich hätte mir alles mögliche an Fahrzeugen gewünscht, nur eben kein Auto. Für den Rover war der Weg einfach zu schmal. Wir konnten ihn ein paar Meter hineinfahren, dann war Schluss. Den Rest des Weges mussten wir zu Fuß gehen.
Keiner von uns fluchte darüber, aber der Ärger stand uns in die Gesichter geschrieben.
Bevor wir gingen, überprüften wir die Waffen. Die Richtung stand fest. Sogar jetzt, umgeben von dschungelähnlichem Buschwerk, entdeckten wir den Feuerschein, der in der Dunkelheit ein regelrechter Unruheherd war.
Es war wie im Abenteuer-Film, als wir uns auf den Weg machten. Nur fühlte ich mich nicht wie Indiana Jones, sondern mehr wie jemand, der hoffte, nicht zu verlieren…
***
Er war der Boss, der Anführer und auch der Teufel in einer Person. Und so benahm sich Shakko auch, denn er fuhr herbei wie der große Herrscher zu seinen Untertanen.
Schon allein seine Haltung auf der Maschine ließ darauf schließen, dass er sich für den Größten hielt.
Shakko rollte langsam auf eine Lücke zu, die sich im Kreis befand. Das Licht des Scheinwerfers war durch das Wort ›Death‹ gezeichnet. Es war typisch. Er war der Tod. Shakko, der den Tod überwunden hatte, brachte ihn nun selbst.
Er durchfuhr die Lücke, ohne nach links oder rechts zu schauen. Der Strahl des Scheinwerfers erreichte das Feuer und verlor sich darin. Für Zeugen musste es so aussehen, als würde er in die Flammen hineinfahren, doch er stoppte vor dem Feuer.
Keiner der Zuschauer bewegte sich. Wie die berühmten Statuen standen sie da. Zudem schienen sie geschrumpft zu sein. Die Angst drückte. Sie hatten das Treffen mit Shakko gewollt, und es gab sicherlich nicht wenige, die es schon jetzt bereuten. Das war nicht mehr ihr Anführer. Das war nicht mehr der Mann, dem sie vertraut hatten. Hier war ein Monster erschienen.
Shakko stieg von seiner Maschine. Er bockte sie auf. Er tat alles gelassen. Er schaltete auch das Licht ab, und so verschwand das zittrig gemalte Todesversprechen völlig.
Mit ruhigen Bewegungen nahm Shakko den Helm ab. Er hatte das Visier unten gelassen und keinem einen ersten schnellen Blick auf seinen Schädel gegönnt.
Den sahen sie Sekunden später, als Shakko seinen Helm auf den Sitz legte.
Es war die gelbe Fratze des Todes!
Das Synonym für das Ende. Der Knochenmann. Der Gevatter Tod. Es fehlte nur noch die Sense, dann wäre das mittelalterliche Bild perfekt gewesen. Aber auch so sah Shakko schaurig genug aus.
Den Zuschauern hatte es den Atem verschlagen. Sie dachten an nichts mehr, sondern schauten nur in eine Richtung. In den Gesichtern rührte sich nichts. Sie waren ebenso starr geworden wie die Knochenfratze ihres nicht mehr toten Anführers, der aus dem Jenseits zurückgekehrt war. Eine andere Möglichkeit konnten sie sich nicht vorstellen.
Dana Butler bewegte sich auf Chris zu. Sie fasste nach dessen Hand und merkte, dass auch Chris zitterte. So erging es allen. Shakkos Erscheinen war mehr als nur ein schlichtes Kommen. Es war ein düsteres Versprechen, an dessen Ende etwas Grauenhaftes stand. Möglicherweise sogar ihrer aller Tod.
Es kam auch niemand auf die Idee, wegzulaufen. Sie blieben stehen und litten weiter unter dem Bann dieser schrecklichen Gestalt mit dem Totenkopf.
Ob sein Körper ebenfalls nur aus Knochen bestand, konnten sie nicht sehen, weil die Kleidung alles verdeckte. Das dicke Leder ließ nicht eine winzige Lücke, und über die Hände hatte Shakko Stulpenhandschuhe gestreift.
Er trat einen Schritt nach rechts. Dann zupfte er mit gelassenen Bewegungen die Handschuhe von seinen Händen - und zeigte sie.
Es waren Klauen. Knochenhände.
Kein Fleisch, keine Sehnen, nur das blanke Gebein. Er hob die Arme an und drehte sich, damit jeder den Kopf und seine Hände sehen konnte.
Der Widerschein des Feuers huschte über Shakko hinweg. Er erfasste auch den Totenschädel und hauchte ihm durch die huschenden Bewegungen ein unheimliches Leben ein. Er drang in die Augen, er ließ in den leeren Höhlen etwas entstehen, als wollte er aus dem Innern der Gestalt das Grauen holen.
Shakko bewegte sich nicht. Das Licht und der Schatten reichten aus, um ihn zittern und zucken zu lassen.
Das Gebot der Stunde war Schweigen. Es
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