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1158 - Kalt wie der Tod

1158 - Kalt wie der Tod

Titel: 1158 - Kalt wie der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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unten sackte und wieder im weit geöffneten Mund verschwand.
    Maja Illig lag zitternd auf dem Boden, das Gesicht in das feuchte Gras gedrückt. Sie stöhnte, sie zitterte, und es kostete sie große Mühe, die Arme anzuwinkeln und sich aufzustemmen. Um sie herum drehte sich die Welt, was auch ihr Entführer merkte und rasch zugriff, damit er sie abstützen konnte.
    Er hielt sie fest, als sie auf den Füßen stand. Lässig schüttelte er den Kopf. »Ich habe dir doch gesagt, dass du Acht geben sollst. Aber keine Sorge, wir sind bald am Ziel.«
    Maja nickte, ohne irgendwie zustimmen zu wollen. Sie fragte sich allerdings, was das Ziel war und wo es lag. Ihrer Ansicht nach konnte es sich nur in der Sumpfgegend befinden. Aber was lag dort schon Großartiges?
    Sie wusste es nicht, obwohl sie in dieser Gegend aufgewachsen war. Es gab nur diese Feuchtstellen, die in sehr trockenen Sommern normal zu betreten waren, nicht aber um diese Zeit. Da hielt der Boden noch das Wasser des letzten Winters in sich und machte den Untergrund zu einer tödlichen Falle.
    Der andere half nicht mehr. Er schaute sie nur an und gab ihr noch einige Sekunden der Erholung.
    »Wir müssen weiter«, sagte er dann. »Los!«
    Die junge Frau folgte ihm willenlos. Schon früher war ihr kein Gedanke an Flucht gekommen. Zu diesem Zeitpunkt dachte sie ebenfalls nicht daran, weil sie davon überzeugt war, nicht fliehen zu können. Der andere würde einfach schneller sein und sie mit seiner Zunge immer wieder zurückholen.
    So ging sie neben ihm her. Die dunkle Welt um sie herum schwankte wie eine zittrige Bühne, auf der sie sich bewegte. Hin und wieder spürte sie die Stiche in der Brust wie die Spitzen glühender Lanzen. Die Füße bewegten sich zwar, doch der Boden war nicht trittsicher. Einfach zu weich. Er packte immer wieder zu, als wollte er sie zu sich hineinzerren.
    Maja kam wieder zu sich. In ihrem Fall hieß es, dass sie normal wurde, auch wieder so denken konnte und ihre Umgebung wahrnahm.
    Zwar war sie hier aufgewachsen, aber sie hätte nicht sagen können, wo sie sich befanden. Es sah alles so fremd aus. Es gab so gut wie keine Unterschiede. Die Schatten liefen ineinander. Da gab es keinen Punkt, der ihr als Orientierung hätte dienen können.
    Nur der Fremde wusste Bescheid. Er ging strikt auf das Ziel zu und blieb plötzlich stehen, als ein Geräusch an ihre Ohren drang. Es war ein leises Plätschern oder Murmeln. Es lag daran, dass sich in ihrer Nähe das Wasser eines kleinen Bachs bewegte.
    Plötzlich wusste Maja, wo sie sich aufhielten. Am Erlenbach. Er wurde so genannt, weil ein Teil seines Ufers mit Erlen bewachsen war.
    Nicht an dieser Stelle. Hier wurde ihnen der Blick auf das Wasser durch Büsche genommen. Sie bildeten eine Grenze. Ihre Zweige stachen wie dünne, starre Arme in die Höhe. Sie hatten bereits das erste Grün bekommen. Kleine Blätter wippten an den Zweigen, wenn sie vom lauen Wind getroffen wurden.
    Der Entführer drehte seinen Kopf Maja zu, damit er sie anschauen konnte. Sie wollte zu Boden sehen und schaffte es nicht, dem zwingenden Blick der ungewöhnlichen Augen auszuweichen, die zwar im Prinzip dunkel waren, deren Dunkelheit allerdings auf den Hintergrund beschränkt blieb, denn weiter vorn sah sie wieder das Schimmern in verschiedenen dunklen Farben.
    »Du weißt, wo wir uns befinden?«
    »Ja, ja. Am Erlenbach.«
    »Sehr gut. Kennst du ihn gut?«
    Maja fror. Sie hob die Schultern. Die Kleidung klebte kalt auf ihrer Haut. Die Hose war nicht nur nass, sondern auch verschmiert. Mit dem Oberteil war das gleiche passiert. Den warmen Wind empfand sie plötzlich als kalt. Unzählige Fingerspitzen aus Eis schienen sie zu berühren.
    »Kennst du ihn?«
    »Ja.«
    »Na, endlich bekomme ich eine Antwort. Sprich weiter!«, forderte er.
    »Wir haben gespielt. Hier in der Nähe. Früher, in heißen Sommern. Da konnten wir auch baden. Er war da nie so voll wie bei Regen oder wenn der Schnee schmolz.«
    »Das dachte ich mir. Er ist auch wunderbar. Hörst du ihn?« Der Entführer hob seinen rechten Arm und streckte den Zeigefinger in die Höhe. »Hörst du seinen Gesang? Hörst du seine Stimme? Das Murmeln? Die Geräusche? Die Sprache…?«
    Maja gab keine Antwort. Zudem war sie irritiert, denn so wie dieser Mann hatte noch niemand über den Bach gesprochen. Sie hütete sich vor einer Kritik, und sie hütete sich auch davor, ein Lächeln zu zeigen, denn so etwas konnte zu leicht missverstanden werden.
    Er schüttelte den Kopf. »Du

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