116 - Geheimexperiment Todessporen
eigene Intuition nicht ignorieren.
Meistens ist der erste Gedanke der richtige. Eines ist doch merkwürdig, finden
Sie nicht auch?“
„Wie meinen
Sie das?“
„Kein Mensch
- nicht mal Audrey Ballinger, die das Apartment vor Ihnen bewohnte - hat jemals
etwas über nächtliche Geräusche erwähnt... Keiner - außer uns beiden - hat sie
heute Nacht offenbar gehört. In allen Räumen ist es dunkel und still, keiner
ist auf die Geräusche aufmerksam geworden.“ „Und was schließen Sie daraus?“
„Entweder
haben alle anderen einen bedeutend besseren Schlaf als wir beide... oder es
gibt wirklich eine Stelle hier im Haus, von der aus die Geräusche genau in Ihr
und mein Zimmer übertragen werden. Sehen wir uns doch gemeinsam mal um,
vielleicht finden wir was.“
„Sie haben ja
detektivische Ambitionen, Mister Brent.“
„Mein Auftrag
für die Regierung, Esther, schließt auch das gelegentlich mit ein.“
Sie
gestattete ihm, einen Blick in ihr Zimmer zu werfen und zeigte ihm die Stelle,
wo sie das Geräusch am deutlichsten wahrgenommen hatte. Diese Stelle befand
sich genau neben ihrem Bett. Darüber lag das Gästezimmer, das Larry Brent
bewohnte. X-RAY-3 klopfte vorsichtig die Wand ab und hatte auch den Eindruck,
dass sich dahinter ein Hohlraum befand.
„Er kann
entstanden sein, als der letzte Bauabschnitt beendet wurde.“ „Wann war das?“
„Vor ungefähr
zwei Jahren. Da wurde das Gebäude erweitert. Der Korridor, der bis zu Boarings
Arbeitszimmer führt, existierte damals noch nicht. Der Verbindungsgang ist
später entstanden.“
Zusammen mit
Esther Calley durchquerte X-RAY-3 wenig später den Korridor und lief bis zum Ende
des Ganges. Rechts neben dem Verbindungsstück war eine Wand, dann machte der
Gang einen Knick, und sie standen vor der Tür zum Arbeitszimmer des toten
Professors. Larry Brent berührte die Klinke und drückte sie herab, nur um
festzustellen, ob die Tür abgeschlossen war. Er erlebte eine Überraschung. Die
Tür - ließ sich öffnen ...
●
Ihre Blicke
begegneten sich. „Das ist aber merkwürdig“, flüsterte die Wissenschaftlerin,
die aussah wie eines der Bond-Girls. Gutgebaut, aufregende Kurven, jung und schön ...
„Nicht nur
das allein“, entgegnete Larry halblaut. „Mir scheint, es kommen eine Reihe von
Merkwürdigkeiten zusammen.“ Wie er das meinte, sagte er jedoch nicht. Da war
zunächst die Tatsache festzuhalten, dass die Geräusche einwandfrei erst vor
drei Tagen einsetzten. Esther Calley lebte seit fast einem Monat in dem neuen
Apartment, ohne dass von ihr irgendwelche Besonderheiten registriert worden
waren. Die Drei-Tage-Spanne war insofern merkwürdig, weil vor drei Tagen durch
die PSA an das Wissenschafts- und Forschungsministerium eine Mitteilung
ergangen war, dass Larry Brent und Iwan Kunaritschew in der Forschungsstation
im Desert Valley zum Einsatz kommen würden. Amos Boaring wurde entsprechend
informiert. Mit keinem Wort war irgendein Verdacht ausgesprochen worden. Aber
mit der Mitteilung an Boaring war offensichtlich etwas in Gang geraten, das in
seinem plötzlichen Tod gipfelte. War er wirklich natürlich - oder war er so
unnatürlich wie der des Engländers Frank Flailey?
ln Boarings
Arbeitszimmer war alles noch so wie vor Stunden, als der Tote entdeckt wurde.
Nur eines war verändert - die Stellung eines Bücherregals an der Wand. Es war
um neunzig Grad gedreht, und zwischen den Regalen klaffte ein schmaler Gang,
der eben so breit war, dass man sich gerade mal hindurchquetschen konnte.
X-RAY-3 knipste Licht an. Seitdem die Leiche aus dem Zimmer geschafft war,
hatte sich hier noch mal jemand aufgehalten. Das Bücherregal enthielt eine
Geheimtür. Und wer immer hierher gekommen war, hatte es nicht mal für notwendig
gehalten, die Tür hinter sich abzuschließen oder wenigstens die Geheimtür
wieder einschnappen zu lassen. Esther Calley war wie vor den Kopf gestoßen.
„Ich werd verrückt“, stieß sie hervor und fuhr sich nervös durch ihr seidiges,
weich fallendes Haar. „Das ist ja wie im Krimi!“
„Beinahe“,
entgegnete X-RAY-3. „Wenn sich solche Sachen im wirklichen Leben ereignen,
weisen sie meistens knallhart auf eine Gefahr hin, von der man im Krimi nur
liest oder die man im Film bequem vom Sessel aus beobachtet.“ Larry Brent zog
seinen Smith & Wesson Laser und Esther Calley kriegte Stielaugen.
„Sie - sind
bewaffnet?“, stotterte sie.
„Manchmal -
wie Sie selbst sehen - ist das unerlässlich. Bei unseren
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