116 - Geheimexperiment Todessporen
wir
jetzt gemeinsam Ihr Zimmer aufsuchen werden“, fuhr er unvermittelt fort.
„Und was
macht Sie so sicher, Mister Brent?“
„Schlaflose
Nächte haben immer einen Grund, Esther. Einer kann nicht schlafen, weil er
Sorgen hat, der Zweite, weil Vollmond ist, und der Dritte nicht, weil er
verdächtige Geräusche gehört hat. Ich gehöre zu den Letzteren. In Ihrem Zimmer
hat es geknackt, als ob jemand eine Tür geöffnet hätte, eine Tür, die direkt in
die Wand fuhrt...“
Sie nickte
und atmete tief durch. „Eigentlich bin ich froh, dass Sie jetzt hier sind. Ich
habe schon gedacht, dass ich Halluzinationen habe. Die gleichen Geräusche habe
auch ich gehört. Und nicht erst seit heute Nacht. Dies ist bereits - das dritte
Mal... Angefangen hat es vor zwei Tagen.“
„Das
interessiert mich. Erzählen Sie Esther!“
„Vorgestern
hab ich’s zum ersten Mal gehört. Ich lag im Halbschlaf und bekam alles nicht
ganz genau mit. In der Wand neben meinem Bett knarrte und knackte es. Im ersten
Moment glaubte ich zu träumen. Ich hielt den Atem an und lag lauschend in den
Kissen. Deutlich waren Schritte zu hören. Ich wagte nicht, mich zu rühren. Das
Ganze währte eine Minute, dann war’s wieder zu Ende ... Ich lag noch lange
wach, aber das Geräusch wiederholte sich nicht. Erst in der folgenden Nacht. Da
waren wieder das Klappen einer Tür und Schritte zu vernehmen. Ich lauschte an
der Wand und klopfte daran. Es hörte sich an, als wäre sie hohl.“
„Vorher sind
Ihnen diese Geräusche nie aufgefallen?“
„Nein. Ich
muss hinzufügen, dass ich auch noch nicht lange in diesem Apartment wohne. Ich
bin erst vor vier Wochen eingezogen.“
„Ich denke,
Sie gehören schon lange zu Boarings Mitarbeiterstamm?“ „Schon. Aber meine
Unterkunft lag weiter vorn. Durch den Abgang einer Mitarbeiterin konnte ich
dieses Apartment bekommen. Es ist größer und schöner als mein eigenes.“
„Diese
Mitarbeiterin, Esther, wer war sie und warum ging sie von hier weg?“
„Sie hieß
Audrey Ballinger. Sie hatte mit dem technischen und wissenschaftlichen Stab
wenig zu tun. Sie war für die Hauswirtschaft der Station verantwortlich. Ein
Trucker, der regelmäßig die Station mit Getränken und Lebensmittel versorgte,
scheint ihr so gut gefallen zu haben, dass sie ihren Job aufgab und mit ihm
ging. Seither haben wir noch keine neue Leiterin gefunden. Der Koch, der für
unser leibliches Wohl sorgt, hat den Job mit übernommen. Er ist natürlich
völlig überlastet, und so wie es jetzt ist, kann es nicht mehr lange
weitergehen.“
„Hat Audrey
Ballinger sich mal über die Geräusche in der Nacht geäußert?“
„Nicht dass
ich wüsste.“
Dann ließ Esther
Calley ihn noch wissen, dass sie bereits gestern Nacht ihr Zimmer verlassen
hätte und den Korridor entlanggegangen wäre, weil sie plötzlich das Gefühl
hatte, das Geräusch würde durch einen Schacht oder einen Hohlraum übertragen
und die Ursache läge in Wirklichkeit viel weiter abseits.
„Ich habe
Professor Boaring heute Morgen darauf aufmerksam gemacht“, schloss sie ihre
Ausführungen.
„Und wie hat
er darauf reagiert?“
„Er sagte,
dass er bisher noch nichts gehört hätte ... Dabei sah er mich mit einem merkwürdigen
Blick an. Er machte mich darauf aufmerksam, dass er regelmäßig bis spät in die
Nacht in seinem Arbeitszimmer zu tun hätte und ihm dergleichen noch nicht
aufgefallen wäre ... Er schlug mir vor, Urlaub zu nehmen ...“ Sie wirkte
plötzlich sehr ernst und verbittert. „Wahrscheinlich dachte er, ich wäre
überarbeitet und die Einsamkeit hier in der Wüste bekäme mir nicht. Aber das
stimmt nicht. Die Arbeit ist abwechslungsreich und interessant.“
Larry ließ
sein Gegenüber keine Sekunde unbeobachtet. Das Mienenspiel war lebhaft, und man
merkte Esther Calley an, dass sie sich ernsthaft Sorgen über das machte, was
hier geschah.
„Boaring
versprach mir noch, Augen und Ohren offen zu halten, für den Fall, dass
wirklich etwas an meinen Wahrnehmungen dran sei“, flüsterte sie nachdenklich.
„Aber das kann er ja nun nicht mehr: Sein plötzlicher Tod hat das vereitelt.
Und ob Sie mir’s glauben oder nicht, Mister Brent: Vielleicht haben die
Geräusche etwas mit Boarings Tod zu tun.“
„Wie kommen
Sie gerade darauf, Esther?“
„Es ist nur
ein Gefühl. Ich kann es nicht klar begründen und wahrscheinlich war es falsch
von mir, überhaupt eine Bemerkung darüber fallen zu lassen.“
X-RAY-3
schüttelte den Kopf. „Man sollte die
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