1160 - Aitheran ruft
Zusammenhänge des kosmischen Streits, in den die Völker der Milchstraße verwickelt waren, zu erkennen. Nach meiner ganz privaten Meinung war Jen Salik ein Genie. Daß die Öffentlichkeit davon nichts bemerkte und es selbst an Bord der BASIS noch Menschen gab, die ihn nicht von Angesicht kannten, störte ihn nicht. Im Gegenteil: Je weniger Aufhebens um ihn gemacht wurde, desto wohler fühlte er sich.
Er saß an seinem Arbeitstisch, vor sich acht spezialisierte Datenkonsolen zu einem Halbkreis geordnet. Er sah mich an, als ich eintrat, aber erst Sekunden später erschien der Funke des Erkennens in seinen Augen. Er war, wie üblich, intensiv am Nachdenken.
Meine Bemerkung, ich könne später wiederkommen, wenn er zuviel zu tun habe, wies er lächelnd zurück. Er befreite die Sitzfläche eines Sessels von Notizen, die sich dort aufgehäuft hatten, und lud mich zum Platznehmen ein.
„Was gibt's?" fragte er freundlich.
„Viele Fragen und keine Antworten. Du bist der Mann, der über alles Bescheid weiß. Wo sitzt Seth-Apophis?"
Er gab ein glucksendes Lachen von sich.
„Wenn ich das wüßte", antwortete er, „wäre ein Drittel meiner Probleme gelöst."
„Da draußen", sagte ich und deutete in eine imaginäre Richtung, „findet eine Raumschlacht nach der anderen statt. Seth-Apophis wird immer aktiver, und wenn mich nicht alles täuscht, bedeutet das, daß wir uns dem Zentrum ihrer Macht nähern. Und du hast immer noch keine Ahnung, in welcher Richtung wir suchen sollen?"
„Ich wußte nicht, daß wir nach Seth-Apophis suchen", meinte er spöttisch. „Ich dachte, wir wären darauf aus, ihr aus dem Weg zu gehen."
„Du weißt, was ich meine", sagte ich ein wenig ungeduldig.
„Ja", seufzte er. „Ich weiß, was du meinst. Es ist auch nicht so, daß deine Frage mich nicht bekümmert. Zwanzig Prozent der Hamiller-Tube sind damit beschäftigt, sämtliche Hinweise und Spuren zu sortieren und nach einem Zusammenhang zu suchen, der uns weiterhilft."
„Vor drei Stunden wurde der Verband der Kranen überraschend angegriffen."
Ich sagte es, weil es möglich war, daß er in der Abgeschlossenheit seines Labors nichts davon erfahren hatte. Aber er nickte und gestand: „Ja, ich weiß davon."
„Es ist irgend etwas an diesem Angriff, das uns stutzig machen sollte", fuhr ich fort.
„Irgendeiner von uns sollte sich die Aufzeichnung der Raumschlacht ansehen und sagen: Aha, hab' ich mir's doch gedacht. Oder so was Ähnliches, wenn ich nur darauf käme!"
„Ich weiß zu wenig darüber", murmelte er bedrückt, als müsse er sich dafür entschuldigen. „Die Einzelheiten sind mir nicht bekannt. Vielleicht wenn ich mir die Daten vorspielte ..." Er zog eine der acht Konsolen näher zu sich heran und begann, auf der Tastatur zu hantieren, zögernd, als hätte er jeden Tastendruck einzeln zu überdenken.
„Schon merkwürdig, daß ausgerechnet die Kranen daran glauben müssen", meinte er.
„Das schwächste Element innerhalb der Galaktischen Flotte. Dabei glaubten wir immer, wir hätten sie unter den Koggen und Karracken so gut versteckt."
„Halt!" rief ich.
Er sah mich verwundert an.
„Das wär's, Jen!" Die Erkenntnis hatte wie ein Blitz eingeschlagen. „Dem Himmel sei Dank für dein geistesabwesendes Gemurmel. Du hast mich draufgebracht."
„Worauf?" fragte er staunend.
„Wir haben die Kranen versteckt. Sie sind auf allen Seiten von GAVÖK- und Terra-Einheiten umgeben. Und trotzdem hat der Angreifer sie auf Anhieb gefunden! Der Angriff galt der schwächsten Stelle der Galaktischen Flotte, und trotz unserer Bemühungen wußte der Gegner genau, wo er zuzuschlagen hatte."
„Um Gottes willen", murmelte Jen. „Du willst doch nicht etwa sagen ..."
„Keine Zeit zum Theoretisieren, Jen", unterbrach ich ihn. „Ich will, daß du mir einen Gefallen tust."
„Jeden", sagte er, immer noch verwirrt.
„Ich brauche Zugang zu einem privilegierten Datenanschluß."
Ich sah ihm an, daß er sich lieber um etwas anderes hätte bitten lassen.
„Kann das Perry nicht für dich besorgen?" erkundigte er sich.
„Unsinn. Bevor Perry sich von Gesil in seiner Arbeit stören läßt, geht die Welt unter. Du hast denselben Status wie er. Wenn du mir jetzt nicht hilfst..."
„Doch, doch, jederzeit", beteuerte er und gestikulierte mit beiden Armen. „Welche Daten willst du abfragen?"
„Geräteübersichten. Aktivitätsberichte sämtlicher Hypersender."
Verblüfft starrte er mich an. Er hatte einen Einwand auf der Zunge, ich sah's
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