1160 - Aitheran ruft
Technikern und einem Administrator betrieben wurde. Keiner von ihnen hieß Lona. Es ging das Gerücht, die Taufpatin sei die Angebetete eines der drei Inhaber, die daheim auf Terra der Rückkehr ihres Geliebten entgegenfieberte.
„Ich sehe, du triffst dich nachts mit Nachor", sagte Perry zwischen zwei Bissen eines ausgezeichneten Steak Guillaume.
Die Äußerung war so untypisch für ihn, daß mir um ein Haar die Gabel aus der Hand gefallen wäre.
„Was ist das?" fragte ich verwirrt. „Hast du eine Sonde auf mich angesetzt?"
Er schüttelte den Kopf. „Rein zufällig erfahren. Die öffentlichen Räume und Anlagen des Schiffes werden stichprobenweise überprüft, wie du weißt. Gewöhnlich zu solchen Zeiten, wenn in dem betreffenden Abschnitt Dunkelheit herrscht. Einer der Techniker sah sich die Aufnahmen der vergangenen Nacht an. Er wandte sich an mich, als er glaubte, er hätte etwas Interessantes gefunden."
„Wer war das?"
„O nein! Ich verrate meine Informanten nicht."
Er sprach voller Ernst. Ich wurde nicht klug aus ihm. Das machte mich ärgerlich.
„Höre, als wir unseren Vertrag abschlossen, waren wir uns darüber klar, daß du kein Eigentumsrecht über mich besitzt", sagte ich. Ich kam mir ein wenig lächerlich vor, denn ich hatte mich weit über den Tisch gebeugt und sprach im Ton einer Verschwörerin. „Was ich mit meiner Freizeit anfange, das ..."
Er sah mich an und grinste.
„Aha, so ernst ist es also schon", spottete er. „Was findest du an dem Triefauge?"
„Triefauge! Ich ... wie kann ... du - du - du Mensch, du! Du widerlicher Mensch!"
Man hörte ihn dieser Tage nicht allzu oft lachen, aber jetzt wollte er sich förmlich ausschütten. Ich war ihm auf den Leim gegangen. Den Bruchteil einer Sekunde lang wäre ich am liebsten vor Wut explodiert. Dann empfand ich Erleichterung. Gerechter Kosmos, wenn er den ganzen Unsinn ernst gemeint hätte! Seine Hand kroch über den Tisch und faßte nach der meinen.
„Keine allzu vorteilhafte Meinung, die du da von mir hast", sagte er sanft.
„Wie hätte ich anders reagieren sollen?" verteidigte ich mich. „Wenn du so terranischhölzern daherkommst, mit deinem männlichen Besitzerstolz ..."
„Was hältst du von ihm?" unterbrach er mich.
„Von wem?"
„Von Nachor. Du hattest einen Verdacht, nicht wahr?"
Was hätte ich anderes erwarten sollen? Er hatte von Anfang an gewußt, wie meine nächtliche Begegnung mit dem Armadaprinzen zustande gekommen war.
„Er ist rein", sagte ich. „Er hat mit Seth-Apophis nichts zu tun."
„Gut", sagte er. Weiter nichts.
*
Innerhalb der ersten dreißig Minuten nach dem Auftauchen aus dem Hyperraum registrierten die Fernorter ein Dutzend Orte ungewöhnlicher energetischer Aktivität im Umkreis von zwölfhundert Lichtjahren. Der Kampf war in vollem Gang. Seth-Apophis hatte sämtliche Reserven mobilisiert. Die Ziele ihrer Angriffe waren Einheiten der Endlosen Armada. Über den Ausgang der Gefechte konnte vorläufig nur spekuliert werden. Wir neigten zu der Ansicht, die Technik der Armada sei der der Seth-Apophisschen Hilfsvölker im allgemeinen überlegen.
Aber im Einzelfall kam es gewiß auch auf das Zahlenverhältnis der Kämpf enden an.
Seth-Apophis hatte den Vorteil, daß sie Ort, Zeit und Ziel des Angriffs bestimmen konnte.
Es gab Armadaeinheiten, die nur aus ein paar tausend Fahrzeugen bestanden. Wie leicht konnten sie ein Opfer des zu allem entschlossenen Gegners werden.
Ich las Perry die Sorge am Gesicht ab. Die dritte Vision des Armadapropheten sah vor, daß er die Endlose Armada durch die Milchstraße führe. Aber die Armada drohte auseinander zu brechen. Sie verzettelte sich in den Gefechten mit Seth-Apophis' Hilfsvölkern. Das Armadaherz schwieg noch immer, und im Hintergrund wühlten die Armadaschmiede, denen an einer Vertiefung des Chaos gelegen war. Ich sah die Stunde kommen, in der allein das Wiederzusammenführen, die Reorganisation der Endlosen Armada übermenschliche Kräfte erfordern würde. Wer wollte daran denken, dem in seine Einzelteile zersprengten Koloß seinen Willen aufzuzwingen und ihn in Richtung der Milchstraße zu dirigieren?
Der Äther war voll von Hypermeldungen. Ein großer Teil war im Armada-Kode formuliert - ein Beweis dafür, daß sich in näherem und weiterem Umkreis tatsächlich Armadaeinheiten befanden. Der Rest der Sprüche verwendete mehr als ein Dutzend unbekannter Informationskodes und stammte offenbar aus den Antennen Seth-Apophisscher Hilfsvölker.
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