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1161 - Totentanz in M 82

Titel: 1161 - Totentanz in M 82 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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auch nur eine Sekunde Zeit zum Nachdenken geblieben, ich hätte es erkannt - ebenso wie Nachor. Aber auch das diente mir nicht als Entschuldigung. Sie nannten mich den Sofortumschalter, nicht wahr? Daß ich mich wehren mußte, bedeutete nicht, daß ich zu denken aufhörte. Aber nein - der Rausch des Kampfes hatte mich so sehr in seinen Bann geschlagen, daß ich die Falle nicht sah, in die ich bereitwillig hineintappte.
    Falle? Gewiß doch. Es geschah nichts auf dieser Welt gegen Seth-Apophis' Willen; da hatte Nachor recht. Den Boriden wäre es von selbst nie eingefallen, uns anzugreifen.
    Seth-Apophis hatte ihnen den Auftrag gegeben.
    Ich hatte reagiert, wie es Seth-Apophis von mir erwartete. Ich hatte gegen das oberste Gebot der zivilisierten Raumfahrt verstoßen: Achtung vor fremdem Leben zu haben.
    Welchen Zweck wollte Seth-Apophis damit erreichen? Oh, sie kannte mich gut! Zu ihrem Sklaven wollte sie mich machen. Den Stolz galt es mir zu nehmen. Welch bessere Methode aber gab es, einem Menschen das Rückgrat zu brechen, als ihm eine Schuld aufzuladen, die sein Gewissen nicht verkraften konnte?
    Ich stolperte. Nachor packte mich bei den Schultern und riß mich wieder in die Höhe.
    „Bleib stehen", sagte er. „Wir sind da."
    Zum ersten Mal seit etlichen Stunden sah ich auf und ließ bewußt das Bild der Umgebung auf mich wirken. Wir hatten den Dschungel verlassen. Vor uns lag flaches Gelände. Pfützen und Lachen mit grünlich schillernden Oberflächen reihten sich aneinander. Zähflüssiger Morast, aus dem mitunter Blasen aufsteigen, die mit dumpfem Knall zerplatzten und übelriechende Gase von sich gaben, reichte bis zum finsteren Horizont. Kein Zweifel, wir standen am Rand des großen Sumpfes.
    Kalter Schweiß bedeckte meine Stirn. Ich war von Kopf bis Fuß so naß, als hätte man mich eben erst aus dem Wasser gezogen.
    „Wir sind am Ziel", erklärte Atoresk überflüssigerweise.
    „Und was geschieht jetzt?" fragte Nachor ungeduldig.
    „Wir warten", antwortete unser Führer. „Die Mächtige wird uns wissen lassen, was zu geschehen hat."
    Ich war der erste, der es sah. Zuerst war es nur ein heller Fleck, der draußen zwischen den Tümpeln über dem Morast in der feuchtigkeitsgeschwängerten Luft zu schweben schien. Ich sah, wie er Umrisse annahm. Eine über drei Meter hohe Gestalt entstand, gekleidet in ein weißes Gewand, das den gesamten Körper umhüllte. Aus dunklen Augenhöhlen starrte das fremde Wesen zu uns herüber. Schon einmal war ich ihm begegnet: Harman, dem Boten. Auf dem Planeten Redworld hatte er uns die erste Drohung zukommen lassen. Als Sklaven sollten wir Seth-Apophis dienen, hatte er gesagt.
    Eine große Sprechöffnung bildete sich in der weißen Fläche unterhalb des Augenpaares. Mit mächtiger, dröhnender Stimme sprach Harman zu uns: „Ipotherape erwartet euch. Folgt mir!"
     
    *
     
    Wenn sie die Fähigkeit besessen hätte, Gefühle zu empfinden wie ein Mensch, dann hätte sie jetzt womöglich ein spöttisches Lachen angestimmt. Aber der Mund, umgeben von gelblicher, papierner Haut, in die die Zeit tiefe Furchen gegraben hatte, bewegte sich nicht. Der kalte Triumph, der sie beseelte, änderte sich um eine Nuance. Perry Rhodan, der Abgesandte des Wanderers, war wie ein Blinder in ihre Falle getappt. Er hatte sich mit Schuld beladen. Sie wußte, was in seinem Bewußtsein vorging - nicht, weil sie wie bei anderen Wesen unmittelbar darin zu lesen vermochte; diese Möglichkeit war ihr versagt, aber sie wußte, wie Menschen empfanden, und Perry Rhodan war ein Mensch. Die Tötung der zwölf Boriden hatte ihm, einen moralischen Schlag versetzt. Noch war er nicht gebrochen - oh nein: Dazu bedurfte es weiterer Zwischenfälle. Aber sein Selbstbewußtsein hatte Schaden gelitten. Noch ein paar kräftige Schläge in dieselbe Kerbe, und Perry Rhodan mußte stürzen.
    Aus rein intellektuellem Interesse beschäftigte sie sich mit dem Begriff „Schuld", der ihr von Natur aus fremd war. Sie begriff auf rein logische Weise, was er bedeutete, und sie wußte, wie Schuld sich im Bewußtsein derer, die sie zu empfinden vermochten, auswirkte.
    Mit anderen Worten: Sie verstand „Schuld" gut genug, um sie als Werkzeug zu verwenden.
    Schuld gehörte zur Begriffsmenge der Moral. Die Moral war ein Gedankengebäude, das die Gesellschaft bereits auf der niedrigsten Stufe der Zivilisation entwickelte, um ihren Mitgliedern das Dasein zu erleichtern. Die Moral bestimmte, was der eine dem ändern antun durfte und was

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