Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1167 - Bettler des Vakuums

Titel: 1167 - Bettler des Vakuums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
legte selbst Sira keinen Wert mehr darauf, die Space-Jet zu verlassen. Aber an einem Kontakt zu den merkwürdigen Fremden war sie stärker denn je interessiert. Auch Varkun und Jasmin Ali sprachen sich dafür aus, daß man es noch einmal versuchen sollte, und so begab sich Cobanor auf die Suche.
    Es dauerte gar nicht lange, dann hatte er einen der Riesen gefunden. Dieses Exemplar wühlte nicht im toten Boden dieses unheimlichen Planeten und es murmelte auch nicht vor sich hin. Es lag einfach nur herum, und die Raumfahrer dachten im ersten Augenblick, daß es dem unheilvollen Einfluß seiner Umgebung erlegen war. Aber dann erblickten sie die sich bewegenden Organe in dem riesigen Körper und wußten, daß der Fremde lebte.
    Das Wesen lag am Ufer eines breiten Stromes, dessen von Sand und Staub getrübten Fluten sich träge einem düsteren Meer entgegenwälzten. Die beiden Biologen entnahmen voller Hoffnung neue Wasserproben, aber sie fanden kein Leben darin.
    Cobanor fand, daß er nie zuvor in seinem Leben einen trostloseren Anblick erlebt hatte, als dieser Fluß ihn bot. Selbst der trockenste Wüstenplanet konnte nicht so deprimierend wirken, denn dort war das Fehlen allen Lebens logisch und verständlich. Hier dagegen gab es Wasser im Überfluß, und der Strom, der wohl erst kurze Zeit zuvor Hochwasser geführt hatte, spendete mit dem Wasser jede Menge fruchtbaren Schlamms, der die Niederungen bedeckte. Es wirkte schlichtweg unnatürlich, daß diese Niederungen und die Ufer eines so breiten Stromes durch eine Landschaft führten, die so kahl und leblos wie die eines atmosphärelosen Mondes war. Vielleicht empfand das auch der riesige Fremde, und vielleicht war das der Grund dafür, daß er so still an diesem Ufer lag.
    Sira war wohl die einzige, die die Düsternis dieses Ortes gar nicht bemerkte, denn ihr Interesse galt allein dem stillen Riesen, der aber nicht die Absicht zu haben schien, sich mit irgend jemandem zu unterhalten. Erst als Sira ihm das Gemurmel seines Artgenossen vorspielte, reagierte er, aber seine Reaktion entsprach nicht unbedingt der, die Sira sich erhofft hatte: Der Riese schien zu stutzen, dann glühten die Zapfen an seinem Körper auf, und schon war er weg. Cobanor blickte unwillkürlich nach oben. Erleichtert stellte er fest, daß der Koloß sich eine Lücke zwischen zwei Pulks von fliegenden Pflanzen gesucht hatte. Einige der Blüten gerieten zwar ins Taumeln, aber keine von ihnen stürzte ab. Was immer diese gigantischen Wesen auch darstellen mochten, sie waren eindeutig friedlich.
    „Worauf wartest du noch?" rief Sira ungeduldig. „Wir müssen ihm nach!"
    „Wozu?" fragte Cobanor. „Es ist doch offensichtlich, daß er nichts mit uns zu tun haben will."
    „Er wird es sich anders überlegen", behauptete Sira. „Aber er hat immerhin reagiert, und beim nächsten Versuch weiß ich wenigstens, daß er dieses Gemurmel nicht hören will."
    „Vielleicht war alles nur ein Zufall", bemerkte Varkun, der gerade dabei war, weitere Proben einzuholen und nicht gerne von diesem Ort weichen wollte, ehe er sich gründlich genug mit ihm beschäftigt hatte. „Er hatte vielleicht ohnehin die Absicht, weiterzuziehen, und diese Absicht hat er zufällig in dem Moment in die Tat umgesetzt, als du ihm diese Laute vorspieltest."
    „Unsinn!" widersprach Sira ärgerlich. „Komm schon, Cobanor, diese beiden sollen ihre Proben an einer anderen Stelle nehmen!"
    „Nein, warte noch", sagte Pakosch plötzlich leise. „Ich glaube, wir brauchen diesen Riesen nicht länger hinterher zu rennen."
    Dabei deutete er zu dem blütendurchwebten Himmel hinauf.
    Für das unbewaffnete Auge waren selbst die großen Blüten nur etwa so umfangreich wie Eßteller, denn sie flogen sehr hoch. Aber all diese Pflanzen waren rund, und darum konnte es über die Identität des sich senkenden, ovalen Objekts keine Zweifel geben.
    Der Fremde kam so schnell herab, daß Sira erschrocken den Atem anhielt, denn sie sah ihr potentielles Studienobjekt bereits zerschmettert am Boden liegen. Die Außenmikrophone übertrugen ein hohles Rauschen und Pfeifen, und Cobanor hantierte nervös an den Kontrollen der Space-Jet herum, bereit, das kleine Raumschiff davonrasen zu lassen, damit es nicht von dem herabstürzenden Riesen getroffen wurde. Aber dicht über dem Boden bremste der Gigant ab und landete weich und lautlos in unmittelbarer Nähe der DARWIN. Dabei gab der Fremde einen Laut von sich, den Cobanor spontan mit einem „Hallo!"

Weitere Kostenlose Bücher