1167 - Bettler des Vakuums
berührt hatte. Da Bomra ein sehr intelligentes Wesen war, machte ihn das Nichtvorhandensein von Artgenossen mißtrauisch, denn er erkannte schnell, daß dies nicht die Norm war. Darüber hinaus erschien es ihm, daß im Gegenteil Leben stets nur aus der Verbindung von Bewußtsein und Materie entstand.
Die Konfrontation mit dem toten Raumfahrer bestätigte ihm diese Theorie. Was er vorfand, das war reine Materie ohne jede Spur von Bewußtsein.
Auf diese Weise erfuhr Bomra, was Tod bedeutete. Unwillkürlich fragte er sich, wo das geblieben war, was dieses Stück Materie zu einem lebenden Wesen gemacht hatte, und er begann, nach den Bewußtseinen der getöteten Raumfahrer zu suchen, aber er konnte sie nirgends finden. Statt dessen fand er die Spur der Zublzus.
Er kehrte zu dem Hüter zurück und teilte ihm seine Erkenntnisse mit. Der Hüter setzte daraufhin seine Behausung in Marsch, und nachdem das geschehen war, blieb Bomra noch für eine Weile bei ihm. Er hielt stets Kontakt zu dem Hüter, denn er hoffte, durch reine Beobachtungen Näheres über diese enge Verbindung von Geist und Materie zu erfahren.
Sein Treiben blieb nicht unbemerkt, und nach einiger Zeit meldete sich Seth-Apophis.
„Warum gehst du nicht voraus?" fragte sie ungeduldig. „Die Zublzus sind eine Gefahr, die schnell gebannt werden sollte!"
Aber Bomra hatte dabei das Gefühl, daß Seth-Apophis nicht bei der Sache war, und im Hintergrund ihrer Gedanken sah er abermals die fremden Raumschiffe und dazu eine Vielzahl anderer Flotten, die in grelles Licht gehüllt waren. Irgend etwas sagte ihm, daß diese leuchtenden Flotten Seth-Apophis gehörten und daß sie sie benutzte, um sich gegen die Mächte zu wehren, die die Ordnung in ihrem Universum gefährdeten. Obwohl es einem Teil von Bomra völlig logisch erschien, daß man die Ordnung in einem Universum nicht ohne Gewaltanwendung aufrechterhalten konnte, war ihm dieser Gedanke zuwider. Bomra hatte zu zweifeln begonnen, und es schien, als hätte Seth-Apophis tatsächlich nicht so viel Gewalt über ihren seltsamen Agenten, wie sie sicher angenommen hatte.
Die Zublzus, sagten Bomras Gedanken, sind körperliche Wesen, und ich besitze nichts, womit ich sie zum Gehorsam dir gegenüber zwingen könnte. Der Hüter hat die Mittel dazu, aber er wird den Weg nicht ohne meine Hilfe finden. Darum habe ich beschlossen, bei ihm zu bleiben und ihn zu führen.
Seth-Apophis lauschte der Begründung ihres Agenten gewissermaßen nur mit einem halben Ohr, und bevor der Kontakt zu ihr ohne weiteren Kommentar erlosch, hatte Bomra den sehr bestimmten Eindruck, daß sie anderweitig beschäftigt war.
In Bomra mischten sich Enttäuschung und Erleichterung. Er hatte längst erkannt, daß er nur ein Agent unter zahllosen anderen war, die für Seth-Apophis arbeiteten, aber da er sich unter den bestehenden Umständen für einzigartig halten mußte, hatte er doch geglaubt, mehr als irgendein anderer zu sein - und dann war da noch dieser unbestimmbare Gegensatz zwischen Seth-Apophis und ihm, irgend etwas, was Bomra zu dieser Wesenheit hinzog und von dem er glaubte, daß es auch auf Seth-Apophis wirken mußte. Bomra hatte keinen Namen für das Gefühl der Enttäuschung. Irgendwo in dem auf geheimnisvolle Weise erworbenen Wust seltsamer Erinnerungen gab es das Wort „Eifersucht", aber er brachte es nicht in Verbindung zu seinem seltsamen Gefühl für Seth-Apophis. Aber warum er erleichtert war, konnte er sehr genau definieren: Er hatte das deutliche Gefühl, daß Seth-Apophis es nicht schätzte, wenn Bomra gewissen Fragen nachging. Es war günstig für ihn, wenn sie abgelenkt war und Bomras Fragen gar nicht wahrnahm, denn damit war sie außerstande, Bomra die entsprechenden Gedanken auszureden.
Aber obwohl er intelligent genug war, um zu erkennen, daß Seth-Apophis ihm verschiedene Erkenntnisse vorenthalten wollte, war Bomra zu naiv, um den Ursprung der Furcht und der Schmerzen zu erkennen, mit denen der Hüter auf die Frage nach den Wissenden reagiert hatte.
Der Hüter war nicht sehr glücklich über Bomras stete Anwesenheit, aber da er nichts dagegen unternehmen konnte, fand er sich damit ab. Hin und wieder verschwand Bomra, um nach neuen Spuren der Zublzus zu suchen, aber er kehrte stets sehr schnell zurück.
So intensiv er den Hüter jedoch auch beobachtete, auf seine Fragen fand er keine Antwort.
5.
Nachdem sie gesehen hatten, wie schnell die abgestürzten Riesenpflanzen samt ihren Bewohnern zerfallen waren,
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