1167 - Die Tochter des Dämons
war am Grab des Vaters sensibilisiert worden. Er hatte ihr sein Erbe mitgegeben. Ich war auch weiterhin der Überzeugung, dass er zumindest mit den Schwarzblütlern paktiert hatte. Vielleicht war er auch selbst ein Dämon gewesen, obwohl seine Tochter das nicht zugeben würde.
Alina verhielt sich ungewöhnlich und trotzdem normal. Steif wie ein Wachsoldat schritt sie den Parkplatz ab. Auch wenn sie dabei ihren Kopf nicht bewegte, so schaute sie sehr wohl in die Lücken zwischen den abgestellten Wagen hinein, denn sie konnten auch als Verstecke dienen. Es war nichts zu sehen. Beruhigter wirkte Alina trotzdem nicht.
Als sie sich wieder umdrehte und auf mich zukam, da hatten sich ihre Augen verändert. Jetzt leuchteten sie und kamen mir vor wie zwei ovale Spiegel.
Zwei Schritte vor mir blieb sie stehen und lächelte schief. »Sie sind da, John, ich weiß es.«
»Können Sie sie sehen?«
»Nein, nur spüren. Sie sind in der Nähe. Hier haben Sie auf mich gewartet.«
»Warum sollten Sie das tun?«
Alina zuckte die Achseln. »Ich kann es Ihnen nicht sagen. Eine Gegenfrage. Warum hat man meinen Vater getötet und ihm das Augenlicht genommen? Ihre Kollegen haben nichts herausgefunden und den Fall schließlich zu den Akten gelegt. Aber es gibt einen Hintergrund. Es hat ihn schon immer gegeben, das weiß ich.«
Ich konnte ihr nicht widersprechen. Alina wollte auch keine Antwort von mir haben, denn sie ging zur Seite, aber noch nicht auf das Haus zu. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, um über die Dächer der abgestellten Autos hinwegzuschauen.
Es war ruhig auf dem Parkplatz. Nicht totenstill, aber an die leisen Geräusche der Nacht hatte ich mich gewöhnt, so dass ich sehr schnell auch ungewöhnliche würde hören können. Vielleicht war das ferne Rauschen sogar die Melodie der Themse, die auf ihrem Weg durch das breite Bett dem Meer entgegenströmte.
Hinter den Buschgruppen, die die Parkplätze markierten, gab es freie Flächen. Sie waren mit Rasen bewachsen, und sie zogen sich bis zur normalen Straße hin, wo dann einige Bäume gepflanzt worden waren, um den Lärm zu dämpfen.
Von Jane Collins hatte ich nichts gesehen. Ich war jedoch überzeugt, dass sie mir gefolgt war und irgendwo wartete.
»Sollten wir nicht ins Haus gehen, Alina?« schlug ich vor.
Sie drehte schnell den Kopf. »Ja, das sollten wir. Aber es kann gefährlich werden. Darauf warten sie nur.«
»Wer?«
Sie schaute zum dunklen Himmel. »Wenn ich das nur wüsste, ginge es mir besser.«
»Möchten Sie meine Pistole haben? Würden Sie sich dann besser fühlen?«
»Nein, auf keinen Fall. Behalten Sie die Waffe bitte. Damit kann ich nicht umgehen. Ich muss mich schon anders zur Wehr setzen, wenn es soweit ist.«
»Aber hier stehen bleiben können wir auch nicht.«
»Das ist mir schon klar.« Noch einmal warf sie einen Blick über den kleinen Parkplatz hinweg.
»Okay, versuchen wir es.« Dann lächelte sie. »Ich bin jetzt doch froh, nicht allein zu sein.«
»Na bitte.«
»Aber spüren Sie nichts, John? Ist Ihnen nicht komisch? Sie haben das Kreuz, und Sie sind auch etwas Besonderes. Ich merke, dass man uns belauert, aber ich weiß nicht, wo und wer.«
»Darüber mache ich mir keine Gedanken, Alina. Wenn es so weit ist, werde ich mich schon zu wehren wissen.«
»Toll, dass Sie so denken.«
»Ja, dann wollen wir.«
Ich hatte den Weg, der vom Licht der Laternen an seinem Beginn beleuchtet wurde, nicht aus den Augen gelassen, weil ich damit rechnete, dass dort etwas passieren würde. Aber es war nichts zu sehen. Er führte auf eines der Häuser zu.
Nach dem Verlassen des Parkplatzes hatten wir eine freie Fläche zu überwinden, die erst dicht vor dem vierstöckigen Haus endete.
»Bleiben Sie an meiner Seite, Alina.«
»Das hatte ich sowieso vor.«
Sie steckte wieder voller Spannung. Aber nicht nur sie, auch ich fühlte mich wie unter Strom stehend. Meine Augen befanden sich in ständiger Bewegung. So gut wie möglich suchte ich jede Stelle auf dem Parkplatz ab.
Da passierte nichts. Die Autos verwandelten sich nicht in gefährliche Monster, die uns angriffen. Es gab auch keine Schattenspiele, die sich über den Boden bewegten. Diese Nacht war völlig normal, allerdings nicht für uns.
Alinas Gedanken beschäftigten sich wieder mit ihrem Vater. »Haben Sie schon mal daran gedacht, meinen Vater exhumieren zu lassen?«
»Nein, noch nicht. Warum sollte ich?«
»Ich kann es Ihnen nicht sagen, John. Mir geht einfach zu viel durch den
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