1167 - Die Tochter des Dämons
falls Sie nichts dagegen haben.«
Jeder von uns war gespannt auf ihre Antwort. Sie hielt sich zunächst zurück. Dann schüttelte sie den Kopf und flüsterte: »Was, bitte, wollen Sie?«
»Mit Ihnen fahren.«
»Nein!«
Ich ließ mich auch von dieser Antwort nicht ablenken. »Es wäre aber besser, wenn ich an Ihrer Seite bleibe, Alina.«
»Warum denn? Ich bin bisher allein zurechtgekommen. Ich habe niemals Hilfe gebraucht. So will ich es auch jetzt halten. Ich brauche keinen Aufpasser.«
»Das verstehe ich«, sagte ich leise. »Nur hat sich in den letzten Stunden einiges für Sie verändert. Sie sind in ein magisches Kraftfeld hineingeraten, bei dessen Bekämpfung Sie möglicherweise Hilfe brauchen. Die möchte ich Ihnen gern geben, Alina. Jemand hat mit Ihnen gespielt. Jemand hat Sie weggezogen aus dem normalen Leben. Ob es Ihr Vater gewesen ist, kann ich nicht sagen. Zumindest hat er damit zu tun gehabt. Sie sehen durch Menschen hindurch. Sie besitzen einen dämonischen Röntgenblick. Das alles hat sich bei Ihnen verändert. Sie stehen in gewisser Hinsicht auf der Kippe. Schauen Sie sich Ihren rechten Handteller an. Dort befindet sich der Abdruck des Kreuzes. Der ist nicht von ungefähr dort hingelangt. Wenn Jane Collins oder Sarah Goldwyn das Kreuz anfassen, dann wird an ihren Händen kein Abdruck zurückbleiben. Bei Ihnen aber ist es passiert. Sie stehen tatsächlich unter der Kontrolle einer fremden Macht. Ähnlich kann es auch bei Ihrem Vater gewesen sein. Ich möchte Sie gern nach Hause begleiten und mich, wenn Sie gestatten, auch in Ihrer Wohnung umschauen.«
»Da gibt es nichts zu sehen!«
»Bisher nicht.«
»Und weiter? Haben Sie vor, bei mir zu leben? Bitte, ich kenne Sie nicht. Ich weiß auch nicht, was das soll. Ich will nicht daran denken, dass Sie mich anmachen wollen, aber übernachten und…«
»Es ist nicht gesagt, dass ich bei Ihnen übernachten werde, Alina. Aber es ist wichtig, dass ich einen Blick auf Ihr persönliches Umfeld habe. Schließlich bin ich Polizist und zudem jemand, der sich um Fälle kümmert, wie Sie ihn erlebt haben.«
Überzeugt war sie nicht. Alina schaute zu Lady Sarah hin. Sie war wohl die Person für sie, der sie am meisten Vertrauen entgegenbrachte. Die Horror-Oma stimmte mir zu. Auf ihren Lippen erschien zuerst ein mildes Lächeln. »Es ist schon besser, wenn Sie auf John Sinclairs Vorschlag eingehen, Alina.«
»Tja, möglich.« Sie senkte den Blick und schluckte. »Es ist auch alles anders geworden. Wenn Sie meinen, Sarah, dann werde ich dem Vorschlag wohl Folge leisten.«
»Ich werde Sie wohl nicht die zweite Hälfte der Nacht belästigen«, sagte ich. »Sie müssen ja auch in der Zukunft allein zurechtkommen. Nicht immer kann ein Bodyguard an Ihrer Seite sein.«
»Gut, ich bin einverstanden.«
»Fein.«
»Was ist mit deinem Wagen?«, fragte Jane. »Nimmst du ihn und fährst hinter Alina her?«
»Daran hatte ich gedacht.«
Jane nagte an ihrer Unterlippe. »Ich überlege, ob ich nicht auch mitfahren soll. Sechs Augen sehen mehr als vier.«
Ich winkte ab. »Lass es gut sein, Jane. Ich werde schon allein damit zurechtkommen.«
»Nun ja. So ganz passt es mir nicht.«
Alina Wade war aufgestanden. Etwas verloren stand sie herum und schaute immer wieder auf die Handfläche. Dort war der Abdruck des Kreuzes sichtbar zu sehen.
Es war ihr ein Rätsel und mir auch, wenn ich ehrlich war. So etwas hatte ich noch nicht erlebt. Es gab immer nur dieses Entweder-Oder. Aber hier war ein Zwischending eingetreten. Alina war ein normaler Mensch und schien zugleich von einem dämonischen Hauch beeinflusst worden zu sein.
»Können wir gehen?« fragte ich.
»Ja, bitte.«
Mit gesenktem Kopf ging sie neben mir her. An der Tür sagte sie: »Ich hab es mir überlegt. Wenn Sie schon mitkommen, John, dann möchte ich doch, dass Sie meinen Wagen fahren. Ich fühle mich unsicher und zu sehr abgelenkt. Auf mich ist einfach zu viel eingestürmt, wenn Sie verstehen, John.«
»Schon klar.«
Sie gab mir die Autoschlüssel. Sarah und Jane standen in der Nähe. Ihre Gesichter zeigten einen besorgten Ausdruck. Sie sprachen nicht, aber ich kannte Jane Collins besser. Es würde mich nicht wundern, wenn sie sich in ihren Golf setzte, um uns zu folgen.
Als ich Alina Wade die Tür geöffnet hatte und sie zwei Schritte hatte gehen lassen, rutschte meine Hand in die Seitentasche. Ich holte meinen Wagenschlüssel hervor, den ich Jane in die Hand drückte. »Ich weiß, was du vorhast. Tu mir
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