1169 - Satans Kind?
Tiefe. Mit einem dumpfen Geräusch schlug es auf den Boden…
***
Beide Frauen wagten nicht, sich zu bewegen. Der Schock hatte sie starr werden lassen. Auch Julia, die mit einem ungewöhnlichen Vorfall gerechnet hatte, sagte nichts. Ihr war der Schreck ebenfalls in die Glieder gefahren. Sie hörte sich nur stöhnen, als sie den Atem ausstieß.
Dieser Laut riss auch Muriel aus ihrer Erstarrung. Ihre Stimme zitterte, als sie sprach. »Verdammt noch mal, das kann und darf nicht wahr sein! Das ist ja völlig irre. Ein loses Gitter, Julia. Wer kann das getan haben? Wir bestimmt nicht.«
»Nein, wir nicht.«
Muriel drehte den Kopf. »Warum hast du das so komisch gesagt? Weißt du mehr?«
»Nein, wie sollte ich?«
»Hat sich aber so angehört.«
»Du hast dich geirrt.«
Die Unterhaltung verstummte. Beide waren still und lauschten in den Hof der Haftanstalt hinein.
Das Gitter war ja nicht geräuschlos gelandet. Man hätte eigentlich etwas hören müssen, doch niemand meldete sich. Es huschten auch nicht die breiten Lichtbahnen irgendwelcher Scheinwerfer über das Gelände hinweg. Wahrscheinlich hatte der Regen jedes andere Geräusch übertönt.
Muriel Sanders hatte die Fassung verloren. »Was sollen wir denn jetzt machen?«
»Nichts.«
»Nicht melden?«
»Nein, wir lassen es so und versuchen, bei offenem Fenster zu schlafen. Oder willst du einen Ausbruch wagen?«
»Hör auf damit. Ich brauche nicht mal ein ganzes Jahr mehr hier zu hocken. Nein, das nicht. Aber ich weiß nicht, wie wir das morgen erklären sollen. Oder fällt dir etwas ein?«
Julia wischte einige Regentropfen aus dem Gesicht, die dort eine nasse Spur hinterlassen hatten.
»Im Moment bin ich ratlos. Aber wir haben ja noch Zeit.«
Muriel ging einen Schritt vom Fenster zurück. »Das war er«, flüsterte sie und nickte dabei. »Verdammt noch mal, das ist er gewesen. Ich weiß es.«
»Wer ist er denn?«
»Kann ich dir nicht sagen. Ich habe nur diesen seltsamen Schatten gesehen, von dem ich meinte, dass es ein Vogel gewesen ist oder was auch immer.«
Julia legte die Hände auf die Schulter ihrer Mitgefangenen. »Bitte, mach dir keine zu trüben Gedanken. Leg dich wieder hin. Oder willst du den ganzen Rest der Nacht hier vor dem Fenster stehen bleiben?«
»Auf keinen Fall.«
»Eben.«
Muriel legte sich nicht hin, sie setzte sich auf die Bettkante. Die Hände legte sie flach auf ihre Oberschenkel. Das dünne wenige Haar war nass geworden, aber darum kümmerte sie sich nicht. Sie hatte die Schultern angehoben und den Kopf leicht nach vorn gedrückt. Sie schüttelte ihn einige Male, ohne ein Wort zu sagen.
Auch Julia nahm ihren Platz ein. Sie setzte sich auf ihre Bettkante und schaute die Leidensgenossin an. »Gewisse Dinge muss man einfach in Kauf nehmen«, sagte sie mit leiser Stimme. »Da können wir nichts machen, auch nicht eingreifen. Das ist nun mal so. Begreifst du, was ich meine?«
»Nein, tue ich nicht. Aber eine wie du, die hat wirklich gut reden.«
»Jetzt weiß ich nicht, wovon du sprichst.«
»Du hast sogar hier im Knast gevögelt. Man hat dir ein Kind gemacht. Wer war es?«
»Tja…« Julia hob nur die Schultern.
»An den Heiligen Geist glaubst du doch selbst nicht.«
»Warum nicht?«
»Hör doch auf.« Muriel winkte wütend ab. »Das ist genauso ein Scheiß wie das hier mit dem Gitter und dem Fenster. Ich habe nicht gesehen, wieso es klemmte. Einen Keil jedenfalls habe ich nicht entdecken können.«
»Vielleicht gibt es wirklich Geister?«, hauchte Julia Coleman nach einiger Weile.
Muriel schwieg. Sie drehte den Kopf dem Fenster zu, vor dem sich kein Gitter mehr abmalte. Sie hatten freie Sicht auf den Regen, der in langen zitternden Schnüren nach unten lief und dabei gegen den Boden prasselte. »Du kannst sagen, was du willst, Julia, aber ich habe Angst bekommen. Ich hätte nie gedacht, dass ich hier in der Zelle Schiss haben könnte. Aber es ist so. Ich habe Angst, weil ich nicht weiß, was dort draußen abläuft.«
»Muss man denn alles wissen?«
»Ha - klar, dass so etwas nur von dir kommen kann. Du weißt ja nicht mal, wer der Vater deines Kindes ist. Oder willst es zumindest nicht sagen. Ich mache mir schon meine Gedanken, darauf kannst du dich verlassen.«
»Welche sind das?«
»Wir geben Reddy Bescheid!«
Julia zuckte zusammen. »Nein, auf keinen Fall.« Reddy war so etwas wie eine Chefin hier im Block. Sie wurde Reddy genannt, weil sie rote Haare hatte.
»Was stört dich daran?«
Julia wollte eine
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