Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1169 - Satans Kind?

1169 - Satans Kind?

Titel: 1169 - Satans Kind? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Antwort geben, nur kam es nicht mehr dazu. Beiden Frauen war das fremde Geräusch aufgefallen, das nicht innerhalb der Zelle erklungen war. Es war von draußen gekommen und hatte sogar noch das Rauschen des Regens übertönt.
    Muriel saß da wie von unsichtbaren Fesseln umwickelt. Sie war in diesen Augenblicken über alle Maßen sensibilisiert. »Was war das? Es kam vom Fenster…«
    »Ja.«
    »Mehr sagst du nicht?«
    Julia zuckte die Achseln. Im Gegensatz zu ihrer Zellengenossin verspürte sie keine Angst. Bei ihr war es ein anderes Gefühl. Eine gewisse Spannung, die ihr sagte, dass sie dicht vor dem Ziel stand und bald Besuch bekommen würde.
    Muriel konnte nicht länger schweigen. Sie sprach schnell, abgehackt und flüsternd. »Das ist die Gestalt, die ich vorhin durch das Fenster in der Dunkelheit gesehen habe. Glaub mir, Julia. Es gibt keine andere Möglichkeit.«
    »Ja, ja, warte ab.«
    »Worauf denn, verdammt?«
    »Es wird sich alles richten. Du brauchst dir wirklich keine Sorgen zu machen. Das meine ich ehrlich.«
    Muriel Sanders konnte nur staunen. »Verdammt, das hört sich an, als wüsstest du mehr.«
    »Kann sogar sein.«
    Muriel schwieg. Sie schaute Julia starr an. »Verdammt, du kannst einem schon Angst einjagen ehrlich.«
    »Ach, sieh das locker.«
    »Kann ich nicht.«
    Das Geräusch wiederholte sich. Jetzt hörten sie es noch deutlicher. Ein Zeichen dafür, dass es sich dem Fenster immer mehr genähert hatte und nicht mehr weit von der Öffnung entfernt war. Es ließ sich in keine Gruppe einfügen. Es war nachtaktiv. Es hatte weder etwas mit dem Regen noch mit dem Wind zu tun. Es war einfach da und schien vom Himmel gefallen zu sein oder war aus der Erde gestiegen wie ein lebendig gewordener alter Fluch.
    Julia sah, dass sich ihre Freundin erheben wollte. »Nein, Muriel.« Sie schüttelte den Kopf. »Du solltest nicht aufstehen und zum Fenster gehen. Bleib sitzen.«
    »Warum?«
    »Bleib!«
    Ebenso wie Julia hätte auch eine der Wärterinnen einen Befehl sprechen können. Dieses eine Wort schlug förmlich bei Muriel Sanders ein und ließ sie zusammenzucken. Scheu schaute sie in Julias Gesicht, die sich nicht um den Blick kümmerte und ihrerseits den Kopf gedreht hatte, um das Fenster zu sehen. »Du machst mir Angst, Julia…«
    Muriel erhielt keine Antwort. Julia stand wie unter einem Bann. Sie bewegte sich auch nicht. Ihr Blick galt einzig und allein der quadratischen Fensteröffnung.
    Da rieselte noch immer der Regen, doch die langen Bahnen waren dünner geworden, und die Lautstärke hatte sich aus diesem Grunde auch etwas verringert.
    Von unten her stieg der Schatten hoch!
    Er bewegte sich zuckend, und er hätte auch eine optische Täuschung sein können. Er besaß keine genaue Form. Er zeichnete sich innerhalb des Rechtecks als zuckendes Etwas ab. Wäre er rot gewesen, hätte man ihn auch als Flamme oder Feuerzunge bezeichnen können. Aber er war schwarz und sogar schwärzer als die Nacht.
    Auch Muriel konnte das Fenster einfach nicht aus den Augen lassen. Die Arme hatte sie halb erhoben und die Hände gespreizt. So saß sie in einer Abwehrhaltung auf dem Bett.
    »Wer oder was ist das, Julia?«
    »Ein Besucher.«
    »Du kennst ihn?«
    »Ein Freund?«
    Sie nickte.
    »Dein Freund?«
    »Ja, ja!«, stieß sie hervor, und das war nicht gelogen. Es war ihr Freund. Er war sogar mehr, denn sie erinnerte sich an das erste Mal, als er bei ihr gewesen war. Er war der Vater ihres Kindes. Kein anderer hatte sie geschwängert.
    Muriels Furcht steigerte sich. Sie rutschte auf ihrem Bett zurück. »Das ist doch kein Mensch mehr«, brachte sie stotternd hervor. »Du kannst mir nicht erzählen, dass es ein Mensch ist.«
    »Das will ich auch nicht.«
    »Der Heilige Geist, wie?«, rief sie mit leicht krächzender Stimme. »Verrückt ist das. Einfach irre.«
    »Bleib ruhig, er wird dir nichts tun. Ich kenne ihn. Er weiß, dass meine Zeit reif ist.«
    Muriel wusste nicht mehr, was sie noch sagen sollte. Es war wirklich besser, wenn sie sich zurückhielt. Zum ersten Mal seit sie hier einsaß, hatte sie das Gefühl, wirklich in einer Zelle zu hocken.
    Denn es gab keinen Fluchtweg. Die Tür war verschlossen, und durch das Fenster klettern und in den Hof springen konnte sie auch nicht.
    Das Gebilde tanzte noch vor dem Fenster. Immer wieder huschten lange Arme oder Hände hervor, als suchten sie einen Halt. Dass diese Gestalt ein Schatten war, wollte Muriel nicht mehr glauben.
    Wie sollte es denn ein Schatten fertig bringen,

Weitere Kostenlose Bücher