117 - Die Monster aus dem All
»Speedy schafft es also, auf das Raumschiff zu klettern, und was dann? Wie kommt er hinein?«
»Wenn wir die Außerirdischen ablenken, kann er eventuell eine der Luken aufbrechen«, sagte Pappadee.
»Und drinnen nehmen ihn gleich ein paar Aliens in Empfang«, sagte Mr. Silver. Er rümpfte die Nase. »Ich glaube, das bringt nichts. Außer daß Thar-pex mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit das Leben verliert.«
Danach schwiegen alle. Jeder zermarterte sich das Gehirn. Wie kommt man rein? Verdammt noch mal, wie kommt man unbemerkt rein - und mit heiler Haut wieder raus?
Es hatte keinen Zweck, die Sache übers Knie zu brechen. Manchmal kommt der zündende Funke ganz von selbst, deshalb schnitt ich ein anderes Thema an.
»Ich möchte mir die beiden getöteten Monster ansehen, Noel«, sagte ich. »Wozu?«
»Vielleicht bringen sie mich auf eine Idee.«
»Sie befinden sich im Gerichtsmedizinischen Institut. Der Mann, der sie in meinem Auftrag in ihre Bestandteile zerlegen wird, heißt Dr. Jack Ireland. Ich habe ihn aus Washington mitgebracht. Er ist der fähigste Gerichtsmediziner, den ich kenne. Du kannst die Toten sehen, wann immer du willst. Ich werde das nachher gleich veranlassen.«
»Danke«, sagte ich.
Dann verfiel ich aber doch wieder ins Grübeln. Solange man die Außerirdischen in Ruhe ließ, taten sie nichts. Nur wenn man ihrem Raumschiff zu nahe kam, wehrten sie sich auf eine Weise, die uns nicht gefallen konnte.
Was wäre dabei herausgekommen, wenn wir das UFO zu stürmen versucht hätten? Wie weit hätten wir es geschafft? Wie viele wären auf der Strecke geblieben?
Nein, ein Sturm auf das UFO lohnte sich nicht. Die Verluste wären zu hoch gewesen. Es mußte eine andere Möglichkeit geben, da hineinzukommen.
»Wenn sie wenigstens mit sich reden ließen«, sagte Noel Bannister. »Aber nichts. Keine Antwort. Man spricht zu tauben Ohren.«
»Heißt es bei euch nicht: ›Wer nicht hören will, muß fühlen‹?« fragte Mr. Silver.
»Komm, spiel hier nicht den Altklugen«, sagte ich. »Die Rolle paßt dir nicht.«
»Welche Rolle paßt mir deiner Ansicht nach besser?« fragte der Ex-Dämon.
Ich grinste.
Mr. Silver hob rasch abwehrend die Hände. »Sag’s lieber nicht. Behalt’s für dich, Tony. Es könnte unsere Freundschaft belasten.«
Da schnippte ich plötzlich mit dem Finger und rief aufgeregt: »Freunde, ich hab’s, und wie immer in solchen Fällen sieht die Lösung des Rätsels hinterher ganz simpel aus: Boram wird sich in das Raumschiff begeben! Er hat keinen Körper, er kann seine Dampfgestalt beliebig ausdehnen und durch Lüftungsschlitze in das Innere des UFOs gelangen, ohne daß es die Aliens bemerken. Er kann sich im Raumschiff der Außerirdischen gründlich umsehen und vielleicht sogar das magische Abwehrsystem blockieren oder überhaupt unbrauchbar machen. Durch ihn erhalten wir Aufschluß darüber, mit wie vielen Gegnern wir es zu tun haben, wie sie aussehen, wo sich ihre Schwächen befinden, was sie planen. Unser Nessel-Spion kann einfach alles für uns in Erfahrung bringen.«
»Den könnten wir auch gut bei der Agency brauchen«, sagte Noel Bannister.
»Bedaure, er ist schon bei mir unter Vertrag«, sagte ich. »Boram!«
Der Nessel-Vampir trat vor. »Ja, Herr«, sagte er mit seiner hohlen, rasselnden Stimme.
Er ernährte sich von der Kraft schwarzer Feinde, die er in eine weiße Kraft umwandelte. Aber auch für uns war es nicht empfehlenswert, mit ihm in Berührung zukommen, denn das Nesselgift, aus dem er bestand, brannte höllisch, und bei jedem Kontakt verlor man automatisch Energie an Boram.
Er vermochte die Nesselkraft zwar zu dosieren, so daß eine Berührung für einen Freund nicht so schmerzhaft war wie für einen Feind, aber ein Vergnügen war’s trotzdem nicht.
»Du hast alles gehört?« sagte ich.
»Ja, Herr.«
Ungezählte Male hatte ich ihn schon gebeten, mich wie alle anderen Tony zu nennen. Es nützte nichts. Er sagte weiter »Herr« zu mir und betrachtete sich weiter als mein Diener.
»Nun, dann wünsche ich dir alles Gute«, sagte ich. »Bring uns so viele Informationen wie möglich mit.«
»In Ordnung, Herr«, antwortete der Nessel-Vampir.
»Und… laß dich nicht erwischen!«
***
Boram hatte das Büro des Krisenstabes verlassen - unsichtbar. Er schwebte an aufgeregten Männern vorbei, die mit Gott und der Welt telefonierten.
Die Drähte liefen heiß. Wichtige Kampfstrategen taten über Konferenzschaltungen ihre Meinung zur Lage kund, wollten Noel
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