117 - Die Pranke der Sphinx
sie nicht gibt: der Brief Edgar Bausers gewinnt plötzlich wieder
Bedeutung. Darin erwähnt er diesen Yson-Thor. Sie wissen, daß alles, was mit
ägyptischer Mythologie zusammenhängt, stets mehr Beachtung verdient, als man
allgemein annimmt. Wir müssen sehr vorsichtig sein. Unser Verdacht: Professor
Centis muß auf rätselhafte Weise an den Papyrus gekommen sein, der in ihm den
Entschluß reifen ließ, schnellstens etwas zu unternehmen. Er ist ganz in den
Zauberbann dieses Fragments geraten, dafür gibt es für mich nicht den
geringsten Zweifel. Wir wissen hier nicht, wie weit er gekommen ist, wie weit
seine Forschungen gediehen sind. Nehmen Sie Kontakt mit ihm auf, warnen Sie ihn
— sofern dies noch möglich ist!«
Die väterliche Stimme des geheimnisvollen Leiters klang
besorgt.
»Geben Sie uns Ihre Ankunft bekannt, X-RAY-3! Schildern
Sie uns eingehend die Stimmung im Lager, achten Sie auf alles! Wie bewegen sich
die Menschen, wie reden sie, was tun sie? Das alles ist von Bedeutung für uns.
Und für Sie! Diese Nachricht erwarten wir, wie gesagt, umgehend nach Ihrer
Ankunft. Ihre nächste Meldung bringen Sie bitte zwölf Stunden später auf den
Weg. Und danach wiederum in einem Abstand von jeweils zwölf Stunden, damit wir
lückenlos alles verfolgen und dementsprechende Maßnahmen ergreifen können.
Erfolgt Ihre zweite
Meldung nicht innerhalb von zwölf Stunden, müssen wir
annehmen, daß Ihnen etwas zugestoßen ist und Sie keine Gelegenheit mehr hatten,
uns zu warnen.«
Die Dinge, die Larry erwarteten, oder die zumindest
X-RAY-3 befürchtete, sahen nicht zum besten aus. Aber das war für den
Staragenten der PSA nichts Neues.
Seine Arbeit im Dienst der Menschheit, wie er es
geschworen hatte, forderte das Letzte von ihm. Dazu gehörte auch sein Leben.
Im Flugzeug machte Larry Brent sich umgehend vertraut mit
den Einzelheiten.
Die Zeit, die er dafür brauchte, war gering. Eine Stunde
später zog er den Vorhang zu und legte sich auf die Seite, um zu schlafen.
Ausgeruht wollte er in Kairo und am Ausgrabungsort ankommen. In dem Gepäck, das
er fix und fertig am Flugplatz übernommen hatte, befand sich alles, war er an
Ausrüstung für die dortigen Witterungsverhältnisse benötigte.
In einem schnellen Flugzeug schrumpfte die Zeit...
Larry erwachte, als die charmante Stewardeß mit dem
Schlafzimmerblick und dem gepflegten Make-up den Vorhang beiseite zog, um ihn
zu wecken.
»Ah, Sie sind schon wach. Sir«, flötete sie mit
angenehmer, leiser Stimme. »Ich wollte Sie gerade wecken.«
»Das hätte ich wissen müssen. Mit Kuß? Ist das im Service
der Fluggesellschaft mit Inbegriffen?«
Sie lächelte. »Leider nein.«
»Schade! Ich bin's aber so gewohnt.«
»Dann müssen Sie es sich abgewöhnen.«
»Es wird mir schwer fallen.« Er richtete sich langsam
auf.
»Bitte, legen Sie die Gurte an! In wenigen Minuten setzt
die Maschine zum Landeflug an.«
»Danke!«
Die Stewardeß nahm nicht gleich den Blick ihrer
Schlafzimmeraugen von ihm, und ein vielversprechendes Lächeln spielte um ihren
schön geschwungenen, roten Mund.
Larry Brent war sich ziemlich sicher, daß er von dieser
Frau mehr erwarten konnte als nur einen Kuß zum Wecken. Er fluchte auf die
Wüste und den Flug im Helikopter, der noch vor ihm lag und die Tatsache, daß er
diese charmante Dame damit wieder aus den Augen verlor.
»James Bond hat's da besser«, knurrte er. als er sich
vorstellte, daß er sie in einem exklusiven Hotel im besten Stadtteil Kairos
empfangen könnte, blieb er jetzt hier.
»Der muß nicht in die Wüste.«
»Wie bitte?« Er hatte doch etwas zu laut gedacht, so daß
sie seine Worte hörte, offenbar ihren Sinn jedoch nicht mitbekam.
»Ich dachte gerade an einen Kollegen«, wich er aus, und
nickte ihr freundlich zu.
»Vielleicht habe ich auf dem Rückflug Gelegenheit, Ihnen
mehr über ihn zu erzählen. Er ist ein Draufgänger. Ich muß da noch einiges
lernen.«
Es gab keine Verschnaufpause für Larry Brent: raus aus
dem Flugzeug, rein in den Helikopter.
Der Pilot streckte ihm zur Begrüßung die Hand entgegen,
entblößte sein Gebiß, das einem Pferd zur Ehre gereicht hätte und forderte ihn
in gebrochenem Englisch auf, neben ihm Platz zu nehmen.
Der Hubschrauber stieg nur fünf Minuten nach der Landung
in Kairo in den von einem leichten Dunstschleier überzogenen Himmel. Die Sonne
sank, es wurde Abend.
Alles klappte wie am Schnürchen. Wenn X-RAY-1
organisierte, dann gab es keine Panne.
Der technische Ablauf
Weitere Kostenlose Bücher