1173 - Der irre Doc
Suko schüttelte den Kopf. »War wohl nichts mit dem Keller.«
Lamont wischte über seinen Mund. Er schielte in die Höhe. Dann flüsterte er: »Das kann ich einfach nicht fassen. Dann habe ich die ganze Zeit über das Falsche geglaubt.«
»Davon können Sie ausgehen.«
Suko ging auf die Treppe zu. Er wollte hoch auf die Galerie.
Eric Lamont blieb unten und schaute von dort zu. »Die Türen sind verschlossen!«, rief er.
»Ja, ich weiß.«
»Und es gibt auch keine Schlüssel.«
»Vergessen Sie es!«
Der Inspektor war vor einer Tür stehen geblieben. Er besah sich das Schloss, probierte alle drei Türen, die tatsächlich verschlossen waren, und ging wieder zur ersten zurück.
Man hatte die Schlösser nicht ausgewechselt. Für Suko stellten sie kein Problem dar. Gewisse Instrumente trug er immer bei sich. Auch jetzt hatte er nicht darauf verzichtet.
Er holte das schmale Etui hervor. Mit dem Inhalt konnte er keine technisch gesicherte Tür öffnen, aber hier reichte schon ein altmodischer Dietrich, und den holte Suko mit spitzen Fingern aus dem Etui hervor.
Was ihn hinter der Tür erwartete, wusste er nicht. Er wollte auf jeden Fall nichts überstürzen und auch nicht zu forsch vorgehen. Von unten her schaute Lamont ihm zu. Viel sehen konnte er nicht, da Suko das Schloss und einen Großteil der Tür durch seinen Körper verdeckte.
Einige Male drehte Suko den Gegenstand im Schloss hin und her. Er hatte es sich einfach vorgestellt, und es wäre auch leichter gewesen, hätte das Schloss nicht Rost angesetzt. Deshalb klemmte es fest. Da konnte Suko das Instrument drehen wie er wollte, er schaffte es nicht, die Tür zu öffnen.
Er ging zur nächsten. Hier erlebte er das Gleiche, und bei der dritten Tür ebenfalls.
Zwischendurch hörte er wieder das Lachen. Diesmal etwas leiser. Er hoffte nicht, dass die Gestalt lachte, weil sie es geschafft hatte, John Sinclair zu töten. Der Gedanke daran bereitete dem Inspektor leichte Magenschmerzen.
»Schaffen Sie es nicht?«
»Nein. Die Schlösser sind verrostet.« Suko drehte sich um und blickte nach unten. »Wie ist es, Mr. Lamont? Gibt es noch einen anderen Weg in die obere Etage?«
»Das kann sein. Durch den Keller. Ich weiß nur, dass dort ein Aufgang existiert. Ob er allerdings… nun ja… er kann auch eingestürzt sein, verstehen Sie?«
»Danke.«
Auf diese Unsicherheit wollte sich Suko nicht verlassen. Es hätte zudem zu viel Zeit gekostet, und so versuchte er es mit einer Radikaltour.
Viel Platz für einen Anlauf besaß er nicht. Er konnte nur zurück bis zum Geländer laufen und später so viel Wucht wie möglich in seine Aktion zu legen.
Er hatte sich für die mittlere Tür entschieden. Sehr fest saß sie nicht mehr in den Angeln, aber sie war recht dick, da würde eine Aktion kaum ausreichen.
Suko atmete tief ein und stieß den Atem zugleich mit einem Schrei aus, als er die Strecke überwand.
Er drehte sich dicht vor der Tür, krachte mit der rechten Schulter dagegen - und stieß einen Fluch aus, als er wieder zurückprallte, weil er beim ersten Anlauf nicht den erwünschten Erfolg gehabt hatte.
Aber die Tür hatte sich bewegt. Sie hing nicht mehr so fest, und Suko visierte als nächstes das Schloss und die Klinke an. Er war ein Meister in der Kunst verschiedener Kampftechniken. Einer wie er fightete mit den Händen ebenso gut wie mit den Füßen.
Letzteres setzte ein.
In Schlosshöhe verpasste Suko der Tür einige Tritte, sodass sie dort auseinanderplatzte. Das Holz splitterte, und nach einem nächsten Tritt gab es nichts mehr, was die Tür noch hielt.
Suko hatte freie Bahn.
Er rammte sie noch mit dem Arm zur Seite, um sich Platz zu verschaffen, und er schaute in einen großen leeren Raum, der schon mehr einem Saal glich.
Seinen Freund John Sinclair sah er ebenso wenig wie eine andere Gestalt, doch er nahm Geräusche wahr, die von oben kamen. Über dieser Etage gab es noch ein Stockwerk, und die Geräusche entpuppten sich beim Näherkommen als Stimmen.
Und auch als Schreie oder keuchende Laute…
***
Er kam, er fiel!
In dieser unheimlich kurzen Zeitspanne prägte ich mir diesen Anblick trotzdem ein. Es konnte daran liegen, dass meine Nerven zum Zerreißen gespannt waren und ich in voller Konzentration stand.
Mir konnte vieles passieren. Ich durfte nur nicht von diesem verdammten Skalpell erwischt werden.
Alles ging so schnell, dass es mir nicht gelang, einen gezielten Schuss abzugeben. Der Körper hätte mich erwischt und natürlich auch
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