Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1173 - Der irre Doc

1173 - Der irre Doc

Titel: 1173 - Der irre Doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Wand. Dicke Flecken breiteten sich darauf aus. Selbst bei diesem Licht waren sie zu sehen.
    Ich hörte nur mich. Der irre Doc hielt sich zurück. Er lauerte. Irgendwann würde er auftauchen, da war ich mir sicher. Hin und wieder schaute ich mich auch um. Ich wollte nicht, dass er wie ein Kastenteufel hinter meinem Rücken auftauchte und mir die Klinge des Skalpells in den Nacken rammte.
    Das schrille Lachen sägte mir entgegen und sorgte dafür, dass ich auf der Stelle stoppte. Nur kurz war es zu hören gewesen. Dann erwischte mich wieder die Stille.
    Ich hatte nicht herausfinden können, wo der Lacher stand, aber ich wollte ihn provozieren und auch wissen, ob er noch in der Lage war, zu sprechen. Eigentlich ein Unding, aber schon allein seine Existenz war so etwas, und ich hatte erlebt, dass Ghouls reden konnten. Es gab sie nicht oft, doch wenn sie auftauchten, dann immer an exponierten Stellen, wo sie sich besonders wohl fühlten.
    »He!«, rief ich in die Leere hinein, »wo immer du bist, melde dich…«
    Meine Stimme verhallte, aber ich hatte laut genug geredet, um überall gehört werden zu können.
    Es blieb still.
    Ich provozierte weiter. »Bist du feige?«
    Er lachte. Diesmal nicht so schrill, sondern in tieferen Tönen. Das erinnerte mich schon eher an einen Menschen.
    Ich war zufrieden. Auch mit meinem Standort. Nicht weit entfernt malte sich der Umriss eines Fensters ab. Dahinter lag die Dunkelheit, in die sich allerdings auch das Mondlicht mischte und der Scheibe von außen her einen Glanz gab, als hätte jemand dort einen lichtdurchfluteten Vorhang aufgehängt.
    »Kannst du nicht reden?« höhnte ich mit lauter Stimme.
    »Doch, ich kann!«
    Drei Worte waren es nur gewesen. Doch darauf hatte ich gewartet. Ich hatte es geahnt. Ich lag mit meiner Vermutung richtig, und über meine Lippen huschte ein Lächeln. Auch wenn ich ihn nicht sah, es war ein Erfolg. Woher mich die Stimme erwischt hatte, war schwer zu bestimmen, hier gab es einfach zu viele Echos.
    »Wunderbar. Ich denke, wir haben uns einiges zu sagen.«
    »Warum sollten wir?«
    So wie er sprach kein normaler Mensch. Ich hatte Mühe, ihn überhaupt zu verstehen. Er redete wie jemand, der erst noch dabei war, es richtig zu lernen. Zwischen seinen Worten entstanden immer wieder Pausen. Ich wollte mich davon jedoch nicht ablenken lassen.
    »Wer bist du?«
    »Wer bist du?«, höhnte er zurück.
    »Ich heiße John Sinclair.«
    »Kenn ich nicht!«
    »Aber jetzt!«
    »Was willst du?«
    »Deinen Namen!«
    »Ich bin der Doc.«
    »Gut.« Ich atmete auf. Das war immerhin etwas, auch wenn ich mir das schon gedacht hatte.
    »Ich habe hier gearbeitet, verstehst du?«
    »Ja, das ist klar. Wann denn?«
    »Damals…«
    »Sehr lange her?«
    Er überlegte, und je länger er gesprochen hatte, um so klarer und verständlicher war seine Stimme geworden. Sie unterschied sich kaum noch von der eines normalen Menschen. Wahrscheinlich hatte er diese Übung einfach gebraucht.
    »Ja, lang und länger!«, erklärte er mir. »Aber ich bin nicht vergangen. Ich habe warten können. Ich habe jetzt weitergemacht. Wie damals…«
    »Mit den Leichen, nicht?«
    »Ich war, ich bin Arzt.«
    »Was denn für einer?«
    Wieder hörte ich das schrille Kichern. »Ich bin Pathologe, verstehst du?«
    Mir war alles klar. Wenn es einen Arzt gab, der viel mit Leichen zu tun hatte, dann war es der Pathologe.. Und als Ghoul war er da gerade richtig. Da hatte er nämlich an der Quelle gesessen und konnte sich alles erlauben.
    »Du hast dich von den Leichen ernährt, nicht wahr?«
    Diese Frage musste ihn überrascht haben. Er ließ sich Zeit mit der Antwort. Ich blieb konzentriert und kümmerte mich auch um meine Umgebung. Es war die Wand auf der linken Seite, die mich deckte. Nach rechts hin und auch nach vorn war der Weg frei. Da hatte man eine Zwischenwand herausgebrochen.
    Vor mir lag das Fenster. Eines nur, doch recht groß. Er gab mir die Antwort auf seine Art und Weise, denn mir wehte ein widerlicher Gestank entgegen, der so roch, als wäre er von allmählich verfaulenden Leichen abgegeben worden. So etwas konnte einem Menschen schon den Atem rauben.
    Es deutete auch darauf hin, dass sich der Doc meinem Platz immer mehr näherte.
    »Du bist schlau, wie?«
    Die Frage überraschte mich, doch eine Bestätigung erhielt er nicht. »Nein, ich bin nicht unbedingt schlau. Ich habe nur meine Erfahrungen sammeln können. Verstehst du?« Da ich keine Antwort erhielt, fügte ich noch hinzu: »Auch mit

Weitere Kostenlose Bücher