1175 - Der Zombie-Doc
Wieder schleiften die Sohlen über den Boden, und wieder hatte Luke das Gefühl, als würde ein Messer geschliffen.
Genau das sah er auch.
Die Gestalt hatte die Hand gekippt, sodass die Klinge jetzt nach vorn zeigte. Luke konnte auf, die Spitze schauen, die leicht gebogen nach oben stand.
Er dachte an die schrecklichen Wunden der beiden toten Frauen, und jetzt war ihm endgültig klar, womit sie getötet worden waren.
Der erste Angriff.
Blitzartig, wie antrainiert. Das Messer raste in Bauchhöhe auf ihn zu, und Luke handelte aus einem Reflex heraus. Er sprang zur Seite. Dabei erkannte er, dass die Klinge ihn nicht hatte treffen sollen.
Sie wurde zurückgezogen, denn der Angriff war nur eine Finte gewesen.
Luke lief zwei Schritte zur Seite. Er wollte um den Halbkreis herum, als er über seine eigenen Beine stolperte.
Er hörte sich noch schreien, bevor er auf den Boden prallte. Die Arme hatte er noch anwinkeln können, und nach dem Aufprall rollte er auch zur Seite, aber er stieß sich die Schulter hart, weil er noch gegen die Wand stieß.
Der Schmerz hatte ihn an der linken Seite erwischt. Zugleich auch mit dem Schock.
Er hatte das Gefühl, sein Herz würde einfach aufhören zu schlagen. In diesen langen Sekunden, in denen Luke am Boden lag, durchlebte er eine Hölle an Gefühlen, aber er bekam auch durch seine weit geöffneten Augen mit, was dort tatsächlich ablief.
Die Drei hatten sich wieder zusammengefunden. Auch derjenige, der ihn zuerst attackiert hatte. Der Ring war dicht gezogen worden. Er würde den verdammten Messern nicht entkommen können. Es sah mehr als hilflos aus, als er die Arme ausstreckte, als könnten seine gespreizten Hände die Angriffe abwehren.
Die roboterhaften Killer hatten die Blicke gesenkt. Leblose Augen. Einfach ohne Gefühl. Nicht einmal die Kälte eines normalen und menschlichen Killers malte sich in ihnen ab.
Sie wollten töten, und sie würden töten. Es war niemand da, der sie zurückpfiff.
Das Wunder passierte.
Luke hatte bisher nie daran geglaubt, in seinem Fall aber trat es tatsächlich ein. Die Lifttür, durch die die beiden Helfer verschwunden waren, öffnete sich. Luke sah nicht alles, weil ihm auch die künstlichen Killer einen Teil des Blickfeldes versperrten, doch er konnte erkennen, dass sich mehrere Beine aus dem Aufzug lösten. Diesmal kamen sogar drei Personen.
Plötzlich hüpfte der Professor von seinem Schreibtisch. Der Fluch war nicht zu überhören, ebenso wie die laute Stimme eines der angekommenen Männer.
»Ich denke, das reicht!«
Wie auf Kommando drehten sich die künstlichen Killer um…
***
Den Befehl hatte ich gerufen, kaum dass wir die Kabine verlassen hatten. Wir hatten Zeit genug gehabt, uns auf jeden möglichen Anblick vorzubereiten, und sofort erfassten wir die Situation.
Nicht der Professor im weißen Kittel bildete den Mittelpunkt. Wichtig waren die drei Gestalten, die uns keine Überraschung mehr boten. Eine hatten wir in Carol Mortons Wohnung erlebt, und wir wussten auch, dass sie nicht mit normalen Kugeln und auch nicht mit geweihten zu vernichten waren.
Drei standen gegen uns. Alle drei besaßen Messer mit breiten Klingen. Sie waren dabei gewesen, Luke Donovan anzugreifen. Er lag hilflos am Boden und hatte seine Arme flehend in die Höhe gestreckt. Sein Gesicht spiegelte Todesangst wider.
»Halte die drei im Auge!«, zischte ich Suko zu, der noch immer den Schwarz gekleideten bedrohte.
Ich wollte an Conroy heran. Er saß nicht mehr auf seinem Schreibtisch. Er wartete daneben auf mich und hatte Mühe, sich zu beherrschen.
Ich blieb in einer günstigen Entfernung stehen und bedrohte ihn über den Schreibtisch hinweg mit der Beretta. »Ich denke, dass Ihre Zeit jetzt abgelaufen ist, Professor.«
Er reagierte nicht darauf, sondern schaute mich fast schon interessiert an. »Wer sind Sie?«
»Mein Name ist John Sinclair. Scotland Yard, und ich habe meinen Kollegen Suko mitgebracht. Zufrieden?«
»Ja, für den Anfang. Scotland Yard also.« Er winkte lässig ab. »Es ist egal, wen ich töten lasse. Sie haben sich etwas zu viel vorgenommen, Mister.«
»Das glaube ich nicht.«
»Sie werden sterben!«, erklärte er mir grinsend. »Meine Freunde sind nicht zu stoppen.«
»Das haben wir bei Carol Morton gesehen. Aber sie und Wendy Ogden waren die letzten Opfer.«
Er ging auf meine Bemerkung nicht ein und fragte: »Kennen Sie meine Freunde?«
»Ein wenig schon.«
»Dann waren Sie das in der Wohnung.«
»Genau.«
Er lächelte.
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