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1175 - Zeitbeben

Titel: 1175 - Zeitbeben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Die Bildhaftigkeit war lediglich eine Folge der Aussagekraft von Informationen. Doch die von ihnen ausgehende Gefahr war so real, als wären sie wirklich aus der Vergangenheit gekommen.
    Wieder warf Bull mit einem mentalen Befehl sein rötlich schimmerndes Netz aus. Ein harter Ruck ging durch seinen Jet, als die Bilder der Hordenschiffe sich in seinen Maschen fingen. Der Jet bäumte sich auf und drohte, sich zu überschlagen.
    Bull zog die Beine unter seinem Körper nach vorn, dann stemmte er sich mit wildem Schrei in gebeugte Haltung hoch, die Arme balancierend weit nach den Seiten gestreckt.
    Er schrie abermals, als der Jet nach vorn kippte. Sekundenlang taumelte Bull. Er fragte sich, was aus ihm werden würde, wenn er abstürzte. Konnte ein auf Virusgröße geschrumpfter Mensch auf der Oberfläche einer Erde zerschmettert werden, die gar keine Erde war, sondern ein virotronischer Computerschaltkreis?
    Es gelang dem einsamen Mann, ein Bein nach hinten zu strecken und sein Gleichgewicht wiederzufinden. Blitzschnell packte er die Verstrebungen am vorderen Ende des Jets, streckte auch das andere Bein nach hinten und lag wieder flach auf dem Brett. Er lachte und weinte abwechselnd, als er die bildhaften Informationen der beiden Hordenschiffe zur Sturmfront ihrer Fontäne zurückschleppte. Dort entließ er sie aus dem Netz.
    Das schien die Entscheidung gebracht zu haben. Bull atmete erleichtert auf, als die tosende Fontäne aus uralten Informationen in sich zusammenbrach und zur Oberfläche des Virochips zurückfiel.
    Mit letzter Kraft steuerte Reginald Bull seinen Jet nach unten. Seine Hände zitterten. Er brauchte Ruhe, um sich von den Strapazen zu erholen - und um sich auf die Abwendung der nächsten Gefahr vorzubereiten.
    Wenige Minuten später landete er in der Nähe des einsamen Tümpels, an den er sich schon zur Entspannung zurückgezogen hatte, als ihm seine wahre Identität noch nicht bewußt gewesen war. Steifbeinig stieg er von seinem Jet und reckte sich in der schwarzen Virenrüstung. Er wünschte sich, Ernst Ellert käme zu ihm, wie er schon einmal gekommen war. Bestimmt wußte der ehemalige Teletemporarier, was der Grund für den Zusammenbruch der Verbindung und für die gefährlichen Informationseinbrüche aus ferner Vergangenheit war. Gemeinsam hätten sie einen Plan zur Abwendung der Gefahren entwickeln können.
    Doch Ellert war anscheinend diesmal nicht in der Lage, zu ihm zu kommen. Wer weiß, was mit ihm geschehen war und was ihnen allen noch bevorstand.
    Bulls Herz war schwer vor Sorge und Einsamkeit.
    Er hatte auch keinen Kontakt mehr mit anderen Sturmreitern, denn mit dem Ende des Infosturms war diese Verbindung zusammengebrochen.
     
    *
     
    Sie hatten sich SERUNS angezogen, die sie in einer Ausrüstungskammer des Überrests vom HQ-Hanse gefunden hatten. Danach waren sie ins Freie gegangen.
    Von den Zentauren und Pseudo-Neandertalern war nichts mehr zu sehen. Es gab nicht einmal Spuren eines Kampfes. Öde und verlassen lag die Kältesteppe vor den sieben Personen und dem einen Roboter unter dem bleichen Licht, das die Kunstsonnen verstrahlten. Nur der Wind lebte und zauberte wellenförmige Bewegungen in die trockenen Grashalme. Etwa sechshundert Meter weiter ragte Stein Nachtlichts Zeitturm wetterleuchtend aus der Ebene.
    Roi Danton sah zu den Minierden hinüber, die in der Luft zwischen den sterilen Bauten schwebten, die in dem nicht betroffenen Gebiet standen. Ihn fröstelte bei dem Gedanken daran, wie es den vernetzten Menschen darauf ergehen mochte. Er dachte dabei nicht nur an Bull, Tifflor, Deighton und die übrigen Hansesprecher, sondern auch an die Milliarden einfacher Menschen, die über sich und alle Erwartungen hinausgewachsen waren, um das Virenimperium der Herrschaft Vishnas zu entreißen. Irgendwann mußte ihre Leidensfähigkeit am Ende sein, mußten sie unter den physischen und vor allem psychischen Belastungen zusammenbrechen.
    „Es tut sich schon wieder etwas", flüsterte Demeter neben ihm.
    Roi erwachte aus seinem Grübeln und sah, daß Stein Nachtlichts Zeitturm stärker von innen heraus leuchtete. Das grüne Licht breitete sich in der Kältesteppe aus und pulsierte in langgezogenem Rhythmus.
    Danton schaltete den Minikom seines SERUNS ein und rief nach NATHAN.
    „Taurec und Vishna sind noch nicht wieder aufgetaucht", sagte die lunare Inpotronik.
    „Aber sie befinden sich schon seit fast einer Stunde im Virenimperium", erwiderte Rhodans Sohn. „Irgend etwas müssen sie doch

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