Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1175 - Zeitbeben

Titel: 1175 - Zeitbeben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
erste Tier, das gerade zum Sprung ansetzen wollte, zuckte heftig zusammen, dann fiel es auf die Seite. Zitternd streckten sich die Beine mit den mächtigen Pranken.
    Brüllend stoben die anderen Raubtiere auseinander, aber nur, um die Menschen von zwei Seiten gleichzeitig anzugreifen. Roi schoß abermals, aber er hätte höchstens zwei Tiere aufhalten können, wenn Demeter nicht eingegriffen und die beiden anderen Tiere paralysiert hätte.
    „Gut gemacht!" lobte Danton und ließ die Hand mit der Waffe sinken. Aufmerksam nach allen Seiten spähend, trat er auf die Lichtung hinaus.
    „Das ist ein Hyklop, nicht wahr?" erkundigte sich Demeter und ging erschaudernd an einem der riesigen Säbelzahntiger vorbei.
    „Ja", antwortete Danton. „Aber kein Erwachsener, sondern ein Kind. Und er wurde nicht von den Tieren getötet, sondern davon."
    Er überwand seinen Widerwillen vor den Wunden, die die Säbelzahntiger gerissen hatten und beugte sich über die Brust des Leichnams. Mit einem Ruck, der ihm alle Kraft abverlangte, zog er einen langen Pfeil mit gefiedertem Ende heraus und hielt ihn hoch.
    „Eingeborene?" entfuhr es Demeter. „Also gibt es doch schon Urmenschen in jener Zeit."
    Danton schüttelte den Kopf und bog den Pfeilschaft zwischen beiden Händen, nachdem er die Waffe ins Gürtelhalfter zurückgesteckt hatte.
    „Selbst wenn es schon Urmenschen gäbe, würden sie ihre Pfeile nicht aus Kunststoff herstellen", erklärte er.
    Demeters Augen weiteten sich.
    „Also Takerer!"
    „Mit sehr großer Wahrscheinlichkeit ja", gab Roi zurück und ließ den Pfeil fallen. „Ich erinnere mich daran, daß mein Vater mir erzählte, die Takerer, die die genetischen Experimente auf der urzeitlichen Erde durchführten, hätten leidenschaftlich gern Treibjagden veranstaltet und dabei prinzipiell keine Energiewaffen, sondern Pfeil und Bogen sowie Wurfspieße verwendet. Normalerweise galten ihre Jagden den urtümlichen Tieren jener Zeitepoche, aber sie verschmähten auch Präbios nicht."
    „Wie scheußlich!" sagte Demeter. „Sie machen sogar Jagd auf Kinder!"
    Roi Danton lächelte humorlos.
    „Ich glaube nicht, daß sie gezielt auf Zyklopen gejagt haben. Wahrscheinlich wurden sie von ihnen angegriffen und mußten sich wehren." Er deutete auf den Leichnam. „Kinder wie dieses können Takerern zweifellos gefährlicher werden als Säbelzahntiger."
    Er hob lauschend den Kopf, dann packte er Demeter am Arm und zog sie mit sich von der Lichtung. In der Deckung dreier dicht beieinander stehender Farnbäume machte er halt.
    Seine Frau brauchte nicht nach dem Grund des Rückzugs zu fragen, denn auch sie hörte inzwischen das sich nähernde Stampfen, Trampeln und Krachen. Es mußten Giganten sein, die durch den Dschungel flüchteten und dabei Bäume umrissen.
    Etwa eine halbe Minute später tauchten sie im Blickfeld des Paares auf: rund zehn Meter große, schwarz behaarte Giganten mit Armen, die dicker als Elefantenbäume waren. Die riesigen Schädel wirkten äffisch, und die großen rotleuchtenden Augen auf den Stirnen flößten Furcht ein.
    Es handelte sich um drei erwachsene Zyklopen. Der mittlere war schwer verletzt und wurde von seinen Gefährten mitgeschleift, wie zu erkennen war, als die Giganten die Lichtung betraten. Sie blieben stehen, als sie den Leichnam sahen, dann gab einer von ihnen einige Grunzlaute von sich und sie setzten ihren Weg fort, ohne sich um die Säbelzahntiger zu kümmern.
    „Puh!" machte Demeter, als die Zyklopen im Dschungel verschwunden waren.
    Danton legte warnend einen Zeigefinger auf seine Lippen, dann klappte er Demeters Druckhelm zu und anschließend auch seinen.
    „Es könnte sein, daß die Zyklopen verfolgt werden", erklärte er danach über die Helmfunkverbindung.
    „Von Takerern?" flüsterte Demeter erregt.
    Roi Danton nickte.
    „Wir verhalten uns ruhig. Falls wir entdeckt werden, dürfen wir nicht schießen, sondern müssen mit den Flugaggregaten fliehen. Es wäre nicht auszudenken, wenn wir in einen Kampf verwickelt würden, der Ovaron das Leben kostete. Die Menschheitsgeschichte würde einen völlig anderen Verlauf genommen haben."
    „Aber Ovaron war doch kein Takerer, sondern ein Ganjase!" wandte Demeter ein.
    „Das wußte er aber in der Zeitepoche, die ich meinte, noch nicht", entgegnete Danton.
    „Er hielt sich für einen Takerer und heulte notgedrungen mit den Wölfen, obwohl er die genetischen Experimente verabscheute."
    Er schwieg, da er das Trappeln von Pferdehufen gehört hatte.

Weitere Kostenlose Bücher