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1177 - Der Weg in die Unterwelt

1177 - Der Weg in die Unterwelt

Titel: 1177 - Der Weg in die Unterwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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plötzlich fröhlich und wirkte sogar ausgeschlafen. »Es geht dir gut, wie?«, fragte ich lächelnd.
    Melody kicherte. »Ja, du hast Recht, John.« Sie hob ihre Schultern und rutschte auf dem Platz hin und her.
    »Ich habe sogar geschlafen oder was Ähnliches. Das wollte ich gar nicht, ehrlich. Aber der Professor hat dafür gesorgt.«
    »Aber geträumt hast du nicht?«, fragte Bill.
    »Nein.« Sie verengte die Augen wie jemand, der nachdenken muss. »Aber ich glaube, dass ich eine Stimme gehört habe. Da hat wohl ein Kind gesprochen.«
    »Vielleicht bist du das gewesen.« Ich streckte ihr die Hand entgegen.
    »Komm, lass uns fahren.«
    »Wohin denn?«
    »Zu diesem See.«
    Melody saß noch. Sie erstarrte.
    »Zum See?«
    »Klar.«
    »Aber ich kenne den Weg nicht.«
    Sie hatte wieder alles vergessen, was ich als gut empfand. »Mach dir darüber keine Sorgen, Melody, den finden wir schon.«
    »Echt?«
    »Versprochen.«
    Endlich stand sie auf. Sie legte ihre Hand in meine. Die Haut des Mädchens fühlte sich kühl an und war mit einer dünnen feuchten Schicht bedeckt. Auch ihre Fröhlichkeit verschwand, als sie sagte:
    »Da ist auch meine tote Mutter…«
    »Nein, Melody, nein. Sie ist nicht tot.«
    »Aber ich habe es doch gesehen!«
    »Du kannst dich auch geirrt haben.«
    »Bestimmt nicht.«
    »Kommst du trotzdem mit uns?«
    Sie nickte.
    Der Professor verabschiedete sich ebenfalls von ihr und sagte noch, während er über Melodys Kopf strich: »Du bist ein tapferes Mädchen, Melody. Wirklich.«
    »Mal schauen. Weiß nicht so recht.«
    Sie drehte sich um und verließ vor uns das Zimmer. Irgendwie hatten wir das Gefühl, dass es sie zu ihrer Mutter trieb, und wir konnten nur hoffen, dass sie noch lebte…
    ***
    Bill Conolly hatte auf seinen Porsche verzichtet, und so waren wir in den Rover gestiegen, in dem Melody auf dem Rücksitz Platz gefunden hatte.
    Ich hatte das Lenkrad übernommen und beobachtete sie hin und wieder im Rückspiegel.
    Melody saß ruhig da. Ab und zu betrachtete sie ihre Hände oder spielte mit den Fingern. Auch schien sie in Gedanken versunken zu sein.
    London verließen wir in Richtung Westen über die M4. Es war der schnellste Weg, auch in Richtung Heathrow und Windsor. Aber dort wollten wir nicht hin. Wir bogen bald nach Norden ab, fuhren an Hillingdon vorbei und hatten gewissermaßen die Touristenroute verlassen.
    Bill und ich waren oft unterwegs, mit einem fremden Kind aber selten oder so gut wie nie. Deshalb waren wir auch nicht mit den Sorgen oder Nöten konfrontiert worden, die Kinder nun mal hatten.
    Zudem waren sie spontan, und da machte auch Melody keine Ausnahme.
    »Ich muss mal und habe auch Hunger.«
    Bill drehte sich um. »Wo sollen wir denn etwas essen?«
    »Ist egal.«
    »Hamburger?«
    »Klasse.«
    »Du weißt Bescheid, John.«
    Es dauerte nicht lange, da hatten wir die Filiale einer Kette gefunden, die Autofahrer in allen möglichen Ländern von überallher mit ihrer Reklame grüßt.
    Der Parkplatz war recht leer und auch das Lokal. Melody hatte wirklich Hunger. Sie bestellte sich gleich eine dreifache Portion und auch ein großes Getränk dazu.
    Bill und ich begnügten uns mit dem einfachen Flachmann. Melody aß mit großem Appetit, trank auch dazu, und ich schaute auf der Karte nach, wie wir zu fahren hatten.
    Der Ort Maple lag in der Nähe. Aber zwischen ihm und dem See gab es noch ein Kaff, dessen Name auf der Karte nicht mal eingezeichnet war. Doch er war zu lesen, aber sehr schwach gedruckt.
    »Maple's End«, sagte ich leise.
    Das Mädchen hatte mich trotzdem gehört. Es ließ seinen dicken Hamburger sinken. »Den Ort kenne ich.«
    »Ehrlich?«
    »Ja.«
    »Woher denn?«
    »Den habe ich in meinem Traum gesehen, glaube ich.« Mit der freien Hand rieb sie über ihre Augen. »Komisch«, sagte sie noch, aß weiter, und damit war das Thema für sie erledigt.
    Wir fragten auch nicht mehr weiter und ließen sie essen. Erst als wir den Bau verlassen hatten, kam ich wieder darauf zu sprechen. »Kannst du dich denn daran erinnern?«
    »Ein bisschen.«
    »Und?«
    »Das sind nur wenige Häuser. Und da gibt es auch einen Weg zum See, meine ich.«
    »Keine Straße?«
    »Nein.«
    »Okay, wir werden ihn finden.«
    Sehr weit war es nicht mehr, aber die Zeit war mittlerweile fortgeschritten. Der Nachmittag hatte den Mittag abgelöst. Die Sonne war ebenfalls tiefer gesunken, aber sie brachte noch eine Kraft auf, als wollte sie uns für den entgangenen Sommer entschädigen.
    Die Landschaft hatte

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