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1177 - Der Weg in die Unterwelt

1177 - Der Weg in die Unterwelt

Titel: 1177 - Der Weg in die Unterwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sich schon längst verändert. Jetzt wurde sie noch menschenleerer. Vor uns erstreckte sich ein sanftes Hügelland mit viel Wald, und wir sahen, dass sich bereits die ersten Blätter färbten. Sehr früh in diesem Jahr. Eine Folge des zu warmen Frühjahrs.
    »Was machen wir denn am See?«, fragte Melody.
    Bill gab die Antwort. Er drehte sich dabei um. »Wir werden uns dort etwas umschauen.«
    »Die lebenden Skelette sind nicht da.«
    »Woher weißt du das?«
    »Sie kommen immer nur in der Nacht. Da habe ich sie auch gesehen. Wenn ich schlafe.«
    »Hast du denn nie mal am Tag geschlafen?«
    »Kaum.«
    »Dann hast du sie nicht gesehen?«
    »Nein.«
    Das Gespräch schlief ein. Bill und ich konzentrierten uns auf den Weg. Der Ort Maple war schnell erreicht. Wir konnten an seiner Ostseite vorbeifahren.
    Die Straße führte in Richtung Norden und dann tauchte hinter einer Kurve das letzte Kaff auf.
    Auch Melody war wieder wach. »He!«, rief sie. »Das ist es ja. Das ist Maple's End.«
    So sah es auch aus. Wenige Häuser, nicht mal eine Kneipe. Zumindest sahen wir keine. Wer trinken gehen wollte, musste sich auf den Weg nach Maples machen. Die Häuser waren mehr Gehöfte. Auf den Weiden standen Kühe. Die Getreidefelder waren abgeerntet worden und wirkten wie bleiche Teppiche innerhalb der flachen Landschaft.
    Ich fuhr langsam. Irgendwann musste der Weg zu diesem geheimnisvollen See hin abzweigen. Da die Straße durch dichtes Gebüsch gesäumt war, fiel es uns schwer, ihn zu entdecken.
    Ich wollte auch nicht mehr lange suchen und hielt Ausschau nach einem Menschen, der uns eventuell Bescheid geben konnte. Wir hatten Glück, denn auf einem Gehöft, das von der Straße leicht zu erreichen war, sahen wir eine alte Frau mit Kopftuch, die dabei war, Hühner zu füttern.
    Die Tiere flatterten nicht weg, als wir auf den Hof fuhren und stoppten.
    Die Frau leerte noch die Schüssel und kam näher. »Haben Sie sich verfahren? Das passiert hier leicht.«
    Da sie zur Fahrerseite gekommen war, sprach ich mit ihr. »Nein, wir haben uns nicht verfahren. Wir sind auf der Suche nach einem bestimmten Ziel.«
    »Das gibt es hier nicht.«
    »Wir meinen den See.«
    Die Frau zuckte zurück, als hätte ich etwas Schlimmes gesagt. »Was wollen Sie denn da?«
    »Uns nur mal umschauen.«
    Sie schüttelte heftig den Kopf. »Dort schaut man sich nicht um. Fahren Sie wieder. Das ist besser für Sie.«
    »Aber…«
    »Nein, nein, fahren Sie.«
    Ich blieb hart. »Was ist denn mit dem See? Warum reagieren Sie so seltsam?«
    »Es ist nicht gut, wenn Menschen dort sind.«
    »Ist er tief?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Was gibt es denn dort?«
    Sie wollte nichts mehr sagen und drehte sich weg. Beinahe fluchtartig lief sie auf die Haustür zu.
    »Der See scheint nicht geheuer zu sein«, meinte Bill. »Aber was ist daran so schlimm?«
    »Keine Ahnung. Wir werden es schon herausfinden.«
    Ich startete wieder. Rollte zuerst rückwärts, dann wendete ich und fuhr wieder zurück auf die Straße, die den Namen eigentlich nicht verdiente. Sie war nicht durchgehend geteert. Es gab einige Mulden, die sich mit irgendwelchen Teerflecken ablösten. Der Rover schaukelte auf und nieder, und plötzlich meldete sich auch Melody wieder.
    »Habt ihr die Frau gesehen?«
    »Klar.«
    »Auch ihre Augen?«
    Bill lachte. »Warum fragst du?«
    »Die Frau hatte Angst, Bill. Große Angst. Sie hat Angst vor dem See. Hatte meine Mutter auch, aber sie ist trotzdem hingefahren. Ist sie nicht super?«
    »Sogar mehr als das«, erwiderte Bill. »Ja, das meine ich auch. Und jetzt ist sie tot…«
    »Nein!«, widersprach der Reporter heftig. »Sie ist nicht tot. Sag das nicht.«
    Melody hielt sich daran, aber sie hatte sich ein anderes Thema vorgenommen. Es wunderte uns, dass eine Zwölfjährige über Dinge informiert war, die den meisten Erwachsenen unbekannt waren.
    »Kennt ihr Sharon?«
    Da ich noch immer fuhr und mich konzentrieren musste, sprach Bill. »Wer ist das?«
    »Ein Fährmann.«
    »Klar, du hast Recht. Der aus der griechischen Mythologie. Jetzt fällt es mir wieder ein.«
    »Er fährt die Toten über den Fluss. Er bringt sie zu Pluto. Das ist der Herr der Unterwelt.«
    »Ho, du weißt aber viel.«
    »Habe ich in der Schule gelernt und auch gelesen.«
    »Gratuliere.«
    »Willst du jetzt wissen, Bill, was das alles mit meiner Mutter zu tun hat?«
    Ich bemerkte, dass er mir aus dem Augenwinkel einen Blick zuwarf, der recht skeptisch war.
    »Wenn du mir das sagen willst, dann höre

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