Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
118 - Der Unersättliche

118 - Der Unersättliche

Titel: 118 - Der Unersättliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
Vom Netzwerk:
Weiter nördlich, tiefer im Wald, befand sich auch eine Hütte. Sie stand an einem Zeremonienplatz und blieb vom Tourismus verschont. Dorthin kamen nur die Ärmeren, um bei Mae Nara Trost und Segen zu empfangen.
    Mae Nara war eine energische, vitale Frau von hundert Jahren, die den reinen Yoruba-Kult pflegte. Keller hatte sich einige Male mit ihr unterhalten - bevor er sich den weltlichen Verlockerungen von Buzios ergeben hatte. Sie galt als seriös, und auch Keller hatte diesen Eindruck gewonnen.
    Einer plötzlichen Eingebung folgend wandte er sich in die Richtung, in der ihre Hütte lag. Bald sah er durch die Bäume ein kleines Lagerfeuer brennen. Mae Nara hockte allein davor.
    „Komm nur her, Hugh", sagte sie, konzentriert ins Feuer starrend. Der flackernde Schein erzeugte harte Schatten in ihrem Gesicht und ließ die unzähligen Runzeln noch stärker hervortreten. „Ich habe dich erwartet."
    „Wieso wußtest du, daß ich komme, Mae Nara?" fragte er verwundert, als er das Lagerfeuer erreicht hatte.
    Statt zu antworten, fragte sie: „Hast du das süße Leben endlich satt und willst du dich wichtigeren Angelegenheiten widmen? Oder bist du nur gekommen, weil du als Liebhaber verschmäht wurdest?"
    „Vielleicht hängt das eine mit dem anderen zusammen", sagte er. „Du weißt also bereits, was mit den Mädchen los ist?"
    Sie blickte auf.
    „Was ist mit ihnen los?"
    Keller erzählte ihr von seinen Beobachtungen und von seinem Verdacht. Die Mae Nara paffte dabei eine dicke Charuto.
    „Du mußt von einem bösen Geist besessen sein, wenn du Lonrival da Silva dämonischer Praktiken bezichtigst. Er ist ein angesehener Curandeiro und ein mächtiger Oga. Aber er würde seine Fähigkeiten nie im Dienste der Mächte der Finsternis gebrauchen."
    Keller zuckte die Achseln.
    „Vielleicht bin ich besessen. Wenn es so ist, dann mußt du mir helfen. Im anderen Fall möchte ich, daß du herausfindest, was wirklich dahintersteckt."
    „Macht tausend Cruzeiros." Die Mae Nara warf die Zigarre ins Feuer und erhob sich. „Komm in den Ronko, Hugh."
    Er holte ein Bündel Geldscheine aus der Tasche, zählte 1500 Cruzeiros ab und gab sie ihr. Fünfhundert reichte sie mit den Worten zurück:
    „Wenn ich Erfolg habe, dann auch für den Einheitspreis."
    Der Ronko, die Einweihungszelle, war eng und hatte außer einer niedrigen Tür, die Keller nur gebückt passieren konnte, keine Öffnung. An einer Wand hing ein frisches Leinentuch. Daneben hingen das Bildnis von Mae Naras persönlichem Heiligen, ein Weihrauchkessel, eine Rute und die unvermeidliche Rassel - eine schöne Adja aus reinstem Silber.
    In der Mitte des Raumes stand ein Schemel, auf den Keller sich setzen mußte. Sie legte ihm das weiße Leinen um und fragte : „Hast du getrunken?"
    „Nicht übermäßig."
    Die Mae Nara begann, ihn zu umtänzeln und wiegte dabei ihren Körper in einem seltsamen Rhythmus. Trotz ihrer hundert Jahre war sie noch sehr gelenkig. Wenn man ihr nicht ins Gesicht sah, merkte man ihr ihr Alter nicht an.
    Jetzt schüttelte sie die Adja. In der anderen Hand schwang sie den Weihrauchkessel. Sie, besprengte Keller. Der süßliche Duft stieg ihm in die Nase und umnebelte seine Sinne.
    „Verschmähte Liebe", sagte die Alte mit verhaltener Stimme, während sie ihn weiterhin umkreiste und gelegentlich mit dem Fuß auf den Boden stampfte. „Verschmähte Liebe macht kopflos. Welcher Dämon ist in dir?"
    „In mir ist kein Dämon", sagte Keller schwach.
    Die Mae Nara begann, lauter zu rasseln. Ihr Tanz wurde schneller. Der schwere Duft des Weihrauchs erschwerte das Atmen. Keller begann zu keuchen.
    „Zeige dich, Dämon!"
    Die Alte warf sich zu Boden und warf im Fallen einen Satz von Kaurimuscheln gegen die Wand. Keller schrie auf, als die Muscheln auf dem Boden landeten. Um ihm begann sich alles zu drehen. „Ah!" Die Mae Nara stöhnte auf. „Der böse Dämon kommt von außerhalb. Er ist deinem Körper fern - und dir dennoch nah. Uns allen … Er bedroht uns alle!"
    Keller spürte plötzlich den unstillbaren Drang, seinen Platz zu verlassen und die Bewegungen der Alten nachzuahmen. Aber irgend etwas zwang ihn auf den Hocker. Er begann, am ganzen Körper zu zittern.
    Die Mae Nara tänzelte aus der Zelle. Ihre beschwörende Stimme und das Rasseln ihrer Adja entfernten sich. Sie umwanderte die Hütte und entfernte sich in Form einer Spirale.
    Plötzlich ertönte ein langgezogener Schrei. Keller fuhr vom Hocker auf und sprang durch die Zellentür ins Freie. Links

Weitere Kostenlose Bücher