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118 - Der Unersättliche

118 - Der Unersättliche

Titel: 118 - Der Unersättliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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Hals.
    Da zögerte er nicht länger. Er fuhr zurück. In diesem Augenblick ertönte ein wüstes Geheul. Die hinteren Türen des Lieferwagens flogen auf - und zwei Furien sprangen auf die Straße.
    Keller fuhr mit Vollgas davon.
    Nichts wie weg von hier! Vielleicht war es doch besser, nach Buzios zurückzukehren und in dem Trubel unterzutauchen. Unter Menschen war er nicht so hilflos. Und die Furien würden es wohl kaum wagen, ihn vor aller Augen zu erwürgen.
    Dabei hatten sie es gar nicht nur auf ihn abgesehen. Zuerst hatte er angenommen, die Mädchen hätten sich in einer Sekte zusammengeschlossen, um sich für die oftmals entwürdigende Behandlung zu rächen, die sie durch die Playboys erfahren hatten. Aber der Fahrer des Lieferwagens gehörte nicht in diese Kategorie. Was konnten sie gegen ihn schon haben. Also ein Komplott gegen die gesamte Männerwelt?
    Irrsinn. Es war tatsächlich ein verrückter Gedanke: Die Frauen erhoben sich, um furchtbare Rache an den Männern zu nehmen, von denen sie sich seit undenklichen Zeiten unterdrückt fühlten.
    Keller erreichte Buzios, stellte den Wagen in einer Seitenstraße ab und mischte sich unter die Menge. Er hielt nach Raffia-Schnüren Ausschau. Niemand schenkte ihm Beachtung, und das war gut so. Die Lichtreklame der
Bar do Hernando
stach ihm ins Auge. Bei Hernando war um diese Zeit meist schon allerhand los. Und auch heute war der Laden gesteckt voll. Das konnte Keller feststellen, als er das Ende der nach unten führenden Wendeltreppe erreichte.
    Von der Bar winkten einige Männer, und die Mädchen prosteten ihm zu. Es herrschte ein unbeschreiblicher Lärm. Die Luft war zum Schneiden dick. In den Separees befanden sich die Liebespaare im Clinch.
    Keller waren die vielen bekannten Gesichter sofort aufgefallen. Doch erst nach und nach erkannte er, daß er sie alle zuvor bei Alcione Monteiro gesehen hatte. Hier war die ganze Clique versammelt. Und da war auch Lonrival da Silva. Er trug die obligate Sonnenbrille und den breitkrempigen Sombrero. Und er wiegte sich im Samba-Schritt.
    Keller wäre am liebsten davongerannt. Aber irgend jemand zog ihm am Arm von der Treppe. Dann lag ein weicher Körper in seinen Armen, und halbgeöffnete Lippen preßten sich auf die seinen.
    Er hätte am liebsten hysterisch aufgeschrien. Das Mädchen ließ ihn los, als sie seine Gegenwehr bemerkte, und machte irgendeine spöttische Bemerkung. Alle lachten. Nur Keller fühlte sich hundeelend.
    Lonrival da Silva kam tänzelnd zu ihm. Er zeigte seine weißen Zähne. Keller wollte vor ihm fliehen. Aber da raunte ihm der Curandeiro zu: „Ich muß Sie sprechen, Hugh. Es ist wichtig. Ich muß mit Ihnen reden, weil Sie der einzige sind, der die Gefahr erkannt hat. Vertrauen Sie mir - bitte!"

    Lonrival da Silva erinnerte sich noch genau an die Vision, die er vor knapp zwei Wochen gehabt hatte. Sie leitete eine entscheidende Wende in seinem Leben ein. Doch jetzt erkannte er, daß sie keine Wendung zum Guten gewesen war.
    Als Geistheiler hatte er sich einen großen Namen gemacht. Er, der verwaiste Indio, der von einer Sekte in Bahia großgezogen worden war und die Armut in all ihren Spielarten kennengelernt hatte, war auf einmal mit den reichsten Leuten von Brasilien und den Staaten per du.
    Bekannte Wissenschaftler aus aller Welt kamen zu ihm, um ihm bei seinen spektakulären Operationen auf die Finger zu sehen - und waren von dem Gebotenen beeindruckt.
    Ob es sich um eine Blinddarmoperation, um eine Abtreibung oder auch um das Entfernen eines Gehirntumors handelte - Lonrival meisterte Operationen aller Schwierigkeitsgrade. Ihm genügte dazu ein einfaches Küchenbesteck. Alles andere schaffte er mit reiner Geisteskraft.
    Mit der Kraft seines Geistes lokalisierte er den Krankheitsherd. Sein Geist stellte die Diagnose - und sterilisierte rostige Messer und Scheren. Das Drumherum war reine Show…
    Doch Lonrival hatte sich damit nicht begnügen wollen. Er strebte nach Höherem. Er wollte Macht, und er wollte anderen seine Methoden lehren, damit er auch über sie Macht ausüben konnte und damit seine Schüler seine Macht ausdehnten.
    Lonrival fand nichts Unmoralisches dabei, denn es war dem Menschen nun einmal gegeben, nach Höherem zu streben, wieviel er auch erreicht hatte.
    Und dann hatte er die Vision.
    Er sah ein Wesen mit zwei Gesichtern. Das eine Gesicht bestand nur aus Knochen und war erschreckend. Das andere Gesicht hätte das eines Heiligen sein können. Und die beiden Gesichter sprachen

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